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„Steine des Anstoßes“ bekommen zweite Inschrift

Das Denkmal für die Friedliche Revolution vor der Kreuzkirche wird derzeit bearbeitet. Dieses Jahr ist das Friedensgebet eher.

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Bei diesem Material hat Ole Göttsche keine Bedenken. Anders war es bei der Inschrift für die „Gruppe der 20“ am südlichen Ende der Prager Straße. Denn der Granit für diese Gedenktafel stammt aus China. Göttsche wusste nicht, ob ihn Kinder gebrochen hatten. Aus seinem persönlichen Konflikt machte er damals kein Geheimnis. Bei den Blöcken vorm Südeingang der Kreuzkirche weiß der Bildhauer aber, dass der Granit aus der Lausitz kommt.

Bis zum Ende der Woche ergänzt der Friedensaktivist das Denkmal „Schwerter zu Pflugscharen – Steine des Anstoßes für eine Bewegung, die das Land veränderte“. Entworfen hatte es der Dresdner Bildhauer Lothar Beck. Dazu ließ er 2010 die zwei Quader, die seit 1897 auf beiden Seiten des Eingangs das Fundament des Baldachins über dem Hochzeitsportal der Kreuzkirche gebildet hatten, aufeinandersetzen. Zur Inschrift auf dem unteren der beiden Siebentonner in Gedenken an die gewaltfreie Umwälzung im Oktober 1989 kommt nun also eine zweite auf dem oberen, der gekippt fixiert ist. Diese lautet: „Würdig ist es allen Menschen, ein Leben in Freiheit zu leben.“

Eigentlich sei es nicht üblich, dass ein Kunstwerk neu gestaltet wird, sagte Bildhauer Beck am Dienstag. Aber seines lebe. „Das Neue, was dazukommt, macht das Alte noch aktueller“, erklärte er philosophisch. Auch Jürgen Bönninger von der AG „8. Oktober – Dresdner Aufbruch“ ist froh, dass das Wende-Denkmal in der heutigen Zeit seine Bedeutung beibehält.

Dort, wo seit den frühen 1980er-Jahren Kerzen als stiller Protest abgestellt wurden, erinnern sich Menschen alljährlich bei einem Friedensgebet an die Ereignisse, die am 8. Oktober 1989 ihren Anfang nahmen. Sonst finden die Treffen genau am Datum statt, in diesem Jahr macht die AG aber eine Ausnahme. Weil die deutsche Einheit in Dresden gefeiert wird und zur Friedlichen Revolution von 1989 ein inhaltlicher Zusammenhang besteht, wird das Gebet auf den 3. Oktober vorgezogen. Beginn ist 17 Uhr in der Kreuzkirche. Die Predigt übernimmt der Ex-Pfarrer der Leipziger Thomaskirche, Christian Wolff. Im Anschluss wird die neue Inschrift auf den „Steinen des Anstoßes“ freigegeben. (SZ/lk)