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Steiger-Wirt will in den Luisenhof

Schon ab Juli könnte das Traditionsrestaurant wieder öffnen. Doch der Bewerber hatte in der Vergangenheit Probleme.

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© Ronald Bonß

Von Kay Haufe

Am 30. Juni ist der letzte Arbeitstag von Armin Schumann im Luisenhof. Dann läuft sein Mietvertrag für Dresdens Restaurant mit dem schönsten Blick aus. Die neuen Eigentümer wollten 5 000 Euro mehr Miete monatlich. Deshalb zog Schumann die Reißleine.

Sebastian Matthes und sein Vater könnten hier bald die Geschäfte führen.
Sebastian Matthes und sein Vater könnten hier bald die Geschäfte führen. © André Wirsig

Doch inzwischen steht ein neuer Kandidat in den Startlöchern, der den Luisenhof mit nur einer ganz kurzen Unterbrechung weiterbetreiben will. Offiziell möchte Joel Rosenberg von der Verwalterfirma Mabe Immobilien zwar nichts bestätigen. Der Mietvertrag sei noch nicht unterzeichnet. Doch es spricht Einiges dafür, dass es sich beim Anwärter um das Vater-Sohn-Gespann Udo und Sebastian Matthes. Gastronomisch sind beide in Dresden keine unbeschriebenen Blätter. Sebastian Matthes eröffnete 2008 den „Augustiner an der Frauenkirche“. Allerdings wurde der Pachtvertrag 2011 gelöst. Investitionen im Lokal, unter anderem in einen Fahrstuhlumbau, hätten nach seiner Aussage dazu geführt, dass die Firma „Augustiner an der Frauenkirche eingetragener Kaufmann“ am 1. August 2012 Insolvenz anmelden musste, die immer noch nicht abgeschlossen ist. Das zog auch die private Insolvenz von ihm nach sich. Die Schulden hätten jedoch nichts mit seiner Fähigkeit als Gastronom zu tun, sagt Matthes gegenüber der SZ.

Bereits am 9. September 2011 hatte er den „Steiger am Landhaus“ geöffnet. Die Gaststätte in den Räumen des früheren „Szeged“ sollte an die alte Bergbautradition Sachsens erinnern. Es sei eine Reminiszenz an seinen Urgroßvater, der im Kaolintagebau bei Meißen gearbeitet habe, sagte Matthes zur Eröffnung. Im August 2012, gleichzeitig mit der Insolvenz der Augustiner-Firma, wurde eine neue Betreibergesellschaft für den Steiger gegründet. Seitdem ist sein Vater Udo Matthes Geschäftsführer. Doch auch dieses neue Unternehmen hatte keinen wirklich guten Start – aus der Bilanz von 2013 geht hervor, dass es Verluste gab. Das Eigenkapital war demnach aufgebraucht und ein Fehlbetrag von 83 000 Euro nicht mehr gedeckt. Doch 2014 habe man wesentliche bessere Zahlen erreicht, sagt Sebastian Matthes. Der 40-jährige Bauingenieur bestätigte auch die Bewerbung um den Luisenhof. Dafür wolle man die Luisenhof Dresden GmbH gründen, deren alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer sein Vater Udo Matthes sei. In zwei Jahren dann solle Sebastian Matthes die Geschäfte führen und bis dahin als Betriebsleiter arbeiten. „All das bedingt natürlich, dass wir den Zuschlag erhalten.“

Immobilien-Verwalter Joel Rosenberg betont, dass die Bonität der Interessenten für den Luisenhof umfangreich geprüft werde. „Deshalb dauern die Verhandlungen auch so lange. Die Dresdner können sich sicher sein, dass wir einen künftigen Betreiber mit Bedacht auswählen.“ Auch das Gastronomie-Konzept des Steigers wird nach Rosenbergs Worten nicht auf den Luisenhof übertragen. Damit bestätigt er indirekt, dass Familie Matthes in der engeren Wahl ist. „Wir haben schon vor Wochen öffentlich gesagt, dass wir vom künftigen Betreiber erwarten, dass er das bewährte Konzept von Armin Schumanns Küche fortsetzt“, so Rosenberg. Auch zeitlich gibt es klare Vorstellungen. „Der neue Betreiber rechnet mit zwei, maximal vier Wochen für Umbauten. In dieser Zeit sollen zumindest die Terrasse, aber auch kleine Bereiche im Innern der Gaststätte geöffnet sein“, so der Immobilien-Verwalter. Das bestätigte auch Matthes. Er wolle den Luisenhof-Betrieb ohne Unterbrechung fortsetzen.

Die neuen Besitzer, die Patria Casa Vermögensverwaltung UG & Co KG aus Aachen, würden sich keinem zeitlichen Druck aussetzen, einen neuen Betreiber zu finden, sagt Joel Rosenberg. „Mein Auftraggeber ist recht solvent.“ Aber lange Schließzeiten seien immer schlecht für ein Restaurant. „Es verschwindet aus den Köpfen, und das Objekt leidet“, so Rosenberg.

Bis Juni lenkt Armin Schumann die Geschicke im Luisenhof weiter. Er ist bisher der Einzige, der den Balkon von Dresden nach der Wende erfolgreich geführt hat.