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„Steiger“-Wirt gibt auf

Sebastian Matthes schließt das Restaurant. Die Bewerbung um den Luisenhof will er zurückziehen.

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© Archivbild: Steffen Füssel

Von Sandro Rahrisch

Das letzte Schwarzbier soll am 31. Mai ausgeschenkt werden: Sebastian Matthes zieht sich aus der Dresdner Gastronomie zurück, schließt das Restaurant „Steiger am Landhaus“ an der Wilsdruffer Straße und will den Luisenhof am Loschwitzer Hang nicht mehr übernehmen. Das sagte der 40-Jährige gestern im Gespräch mit der Sächsischen Zeitung.

Erste Zweifel an der Zukunft des „Steigers“ sind bereits am Mittwoch aufgekommen. Die Vermieterin, die Gagfah, wollte gestern die Schlüssel für die Gasträume übernehmen, sagte Sprecherin Bettina Benner. „Eine Kollegin ist vor Ort gewesen, die Übergabe fand allerdings nicht statt.“ Unklar ist, welche der beiden Seiten den Mietvertrag gekündigt hat. Die Gagfah räumte nur ein, dass es Differenzen mit dem Betreiber gab und immer noch gibt. Sebastian Matthes behauptet, er selbst habe um die Auflösung des Vertrages gebeten, weil das Restaurant offenbar nicht mehr so lief, wie er sich das vorgestellt hatte. „Die Lage ist schwierig, zuletzt sind wir von Baustellen umzingelt gewesen“, sagt er. Marketingaktionen in Zusammenarbeit mit der Gagfah hätten nicht geholfen.

Dass der Wirt Mietrückstände in Höhe von mehr als 100 000 Euro hat, bestreitet Matthes. „Bis zum Ende des Jahres waren wir frei von Mietschulden.“ Ob und wie viel Geld er der Vermieterin schuldig ist, will er nicht sagen. „Eigentlich wollten wir schon zum Ende des letzten Jahres schließen, haben dann aber doch weitergemacht.“ Mit der Gagfah wolle er sich nun einigen, das Restaurant bis zum 31. Mai offenzuhalten. Ob das Unternehmen eine Räumungsklage anstrengen wird, ließ es offen.

Sebastian Matthes eröffnete das Restaurant im September 2011. Die Gaststätte in den Räumen des früheren „Szeged“ sollte an die alte Bergbautradition Sachsens erinnern. Im August 2012 wurde eine neue Betreibergesellschaft für den „Steiger“ gegründet, Vater Udo Matthes zum Geschäftsführer ernannt. Gleichzeitig musste Matthes für sein Restaurant „Augustiner an der Frauenkirche“ Insolvenz anmelden, kurz danach auch für sein Privatvermögen.

Wie aus der Bilanz von 2013 hervorgeht, gab es auch beim “Steiger“ finanzielle Probleme. Das Eigenkapital war demnach aufgebraucht und ein Fehlbetrag von 83 000 Euro nicht mehr gedeckt. Doch 2014 habe man wesentlich bessere Zahlen erreicht, so der Wirt. Für den Luisenhof am Loschwitzer Elbhang sollte abermals eine neue Betreibergesellschaft gegründet werden. Matthes galt nach Informationen der Sächsischen Zeitung als Favorit unter den drei Bewerbern. Zumindest bis zu den Berichten über die finanzielle Lage des „Steiger“-Wirts. „Bei uns sind in den vergangenen Tagen große Zweifel aufgekommen“, sagt Joel Rosenberg von der Firma Mabe-Immobilien, die den Luisenhof verwaltet. Zwar sei die Bewerbung von Matthes noch nicht offiziell zurückgezogen worden, allerdings verhandeln die Makler jetzt wieder mit zwei Bewerbern, die zuvor schon „auf Eis gelegt worden waren“.

Matthes begründet seinen Rückzug vom Luisenhof mit öffentlichen Anfeindungen. Er wäre am Sonnabend in der Straßenbahn beschimpft worden, dafür verantwortlich zu sein, dass Noch-Wirt Armin Schumann Ende Juni aufhört. Falls es diesen verbalen Angriff gab, so steckt für Joel Rosenberg keine Logik dahinter. „Diese Vorwürfe wären schlicht absurd“, sagt er.

Ob und wann Sebastian Matthes in die Gastronomie zurückkehren wird, wisse er nicht. „Wenn, dann aber in kleineren Räumen.“ Über die Schließung des Steigers will er die Kunden spätestens nächste Woche bei Facebook informieren, Reservierungen ab dem 1. Juni seien bereits storniert worden. (mit SZ/kh)