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Steht die Tempotafel richtig?

Gerade hat die Stadt eine ihrer Tafeln in die Paradiesstraße gesetzt – doch Anwohner melden sich und hätten es gern anders.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Radebeul ist die Stadt im Landkreis Meißen, die die meisten Tempotafeln einsetzt. Drei hat sich die Verkehrsbehörde inzwischen angeschafft. Zwei weitere Tafeln sind von der Bürgerinitiative Bündnis Verkehrsentlastung Elbtal aufgestellt. Eine, sie war die erste in Radebeul, hat eine vom Verkehr genervte Familie in Zitzschewig in der 30er-Zone aufgestellt.

Hinten an der Tafel ist ein Messgerät, welches Daten sammelt.
Hinten an der Tafel ist ein Messgerät, welches Daten sammelt. © SZ/Redlich

Gerade hat die Stadt eine ihrer Tafeln von der Wasastraße umgesetzt an einen weiteren Verkehrsschwerpunkt, die Paradiesstraße. Doch kaum ist die Tempotafel aufgestellt, gibt es Beschwerden. Margitta Obenaus wohnt in der zur Paradiesstraße einmündenden Straße Am Rosenhof. Sie sagt: „Es ist absolut gefährlich, aus unserer Siedlung in die Paradiesstraße einzubiegen. Nahezu jeder, der hier vorbeifährt, ist schneller als die 30 km/h, die hier gefahren werden dürfen.“ Frau Obenaus ärgert sich vor allem über Motorradfahrer, die das Tempolimit ignorieren. Neben ihr hätten auch weitere Anwohner bereits im Rathaus angerufen und um eine Versetzung der Tafel gebeten.

Die Anwohner sind der Meinung, dass die Tafel besser oberhalb der Ausfahrt Am Rosenhof stehen sollte. Dann bestünde die Hoffnung, dass sich mehr Kraftfahrer an die Geschwindigkeit halten, wenn sie daran erinnert werden. Margitta Obenaus: „Am besten wäre natürlich, die Stadt würde vorher die Bürger fragen, wo die Tafel am wirkungsvollsten ist.“

„Das machen wir doch vielfach“, sagt Ingolf Zill, Leiter der Verkehrsbehörde im Ordnungsamt. Doch jedem könne man es nicht recht machen. Auch Veit Tittel von der Bürgerinitiative Bündnis Verkehrsentlastung Elbtal hat so seine Erfahrungen gemacht: „Es wird immer trefflich gestritten, wo die Tafel denn stehen sollte. Wer sie nahe der Haustür hat, ist meist zufrieden. Wer nicht, hätte sie gern näher bei seinem Grundstück.“

In jedem Falle, so Tittel und Zill, müsse ein öffentliches Interesse bestehen, um den geeigneten Ort für eine Tempotafel zu finden. Solche Orte sind Kindergärten und Schulen und generell 30er-Zonen. Überall dort, wo Fußgänger in Gefahr kommen können.

Es gibt Standorte, welche die Stadt sehr lange nutzt. An der Wasastraße stand die eine Tafel fast ein Jahr. Auch in Zitzschewig, stadteinwärts, steht die Stadttafel schon länger und zeigt offenbar auch Wirkung. Die gegenüber aufgestellte Tafel von den Anwohnern wird jedenfalls regelmäßig gelobt für ihre erziehende Wirkung. In Höhe des Autohauses Gommlich, an der Meißner Straße, steht eine weitere Messstation und zeigt den Autofahrern entweder ein freudiges Gesicht, wenn sie die 50 km/m einhalten. Oder eben ein trauriges, wenn sie schneller sind.

Das Bündnis Verkehrsentlastung Elbtal stellt seine Tafeln aller zwei bis drei Monate um, sagt Veit Tittel. Ausgerichtet nach öffentlichem Sicherheitsinteresse, aber auch nach dem Gesichtspunkt funktionierender Patenschaften. Damit sind Bürger gemeint, die sich bereiterklären, regelmäßig nach Bedarf die Batterien in den Tafeln zu wechseln. Je nach der Anzahl der Anzeigen werden diese verbraucht. An der Vorwerkstraße beispielsweise, kurz vor Kötzschenbroda.

Die Stadt hat aber auch noch eine neue Messeinrichtung an den Tafeln installiert. Kleine graue Kästen, direkt auf der Rückseite. Ingolf Zill: „Damit können wir die Fahrzeugarten, die Geschwindigkeit und die Tageszeit messen.“ Das geschehe anonym, biete der Verkehrsbehörde allerdings die Möglichkeit festzustellen, wie hoch die Anzahl der Fahrzeuge, ob Lkw oder Pkw, wirklich ist. Und, vor allem, wie schnell die Autos zu welcher Tageszeit sind. Danach, so Zill, entscheiden wir auch, ob die Tafel länger an dem Ort bleibt oder umgesetzt wird.

Auch an der Tempotafel Paradiesstraße sind solche grauen Kästen dran. Zill: „Wir werden diese Woche die Daten mittels einer Software auswerten.“ Dann könne möglicherweise auch darüber gesprochen werden, ob der Standort nochmals verändert wird.

Rund 5 000 Euro hat die Stadt für den Kauf der Tafeln aufgewandt. Die Messvorrichtungen im grauen Kasten samt Software kosteten 3 500 Euro und werden auch an die Stadt Coswig ausgeliehen, mit der Radebeul beim Thema Verkehrsaufsicht zusammenarbeitet.