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Stehen Pendler noch länger im Stau?

Der Fahrradclub fordert separate Radwege auf dem Blauen Wunder in Dresden. Was nicht jedem gefällt.

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© René Meinig

Von Kay Haufe und Jens Fritzsche

An die vielen Berufspendler denken in Dresden nur die wenigsten. Davon jedenfalls sind all diejenigen überzeugt, die allmorgendlich aus Richtung Radeberg über die Fischhausstraße oder über Ullersdorf und den Ullersdorfer Platz die Bautzener Straße oder die Grundstraße hinunter müssen. Meist im Schritttempo und meist mit ziemlich angespannten Nerven. Denn nicht zu jedem Arbeitsplatz in Dresden ist die wirklich schnelle Zugverbindung zwischen Radeberg und der Landeshauptstadt die günstigste Anfahrt – und auf Bus oder Bahn umzusteigen, ist für viele Pendler schwierig, weil es beispielsweise rund um den Ullersdorfer Platz oder auch am Fischhaus kaum Abstellmöglichkeiten fürs Auto gibt. Also stellen sich die Pendler nun jeden Morgen und Nachmittag im Stau an.

Und natürlich werden sie nicht wirklich begeistert sein, wenn dann die sowieso schon engen Straßen noch enger werden. Weil immer mehr Radwege immer weniger Platz für Autos lassen. Jetzt könnte nun auch noch das Blaue Wunder um eine Spur dezimiert werden. Eine Vorstellung, die vielen aus Richtung Ullersdorf pendelnden Autofahrern die Haare zu Berge stehen lässt. Denn Ergebnis dürfte dann ein noch längerer Stau auf der Grundstraße sein.

Autofahrer fühlen sich belästigt

Aber dieses Thema spielte bei der jüngsten Demo des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) keine wirkliche Rolle, als einige Radler am Donnerstagnachmittag kurzzeitig das Blaue Wunder lahm gelegt hatten. Und die Radfahrer machten dann auf ihre Sicht zum Thema aufmerksam: Gehupe, Pöbeleien, Lichthupe und ganz dicht heranfahrende Autos – das erlebt Udo Gildemeister jeden Tag, wenn er mit dem Rad von Loschwitz über die Brücke nach Blasewitz fährt. „Autofahrer fühlen sich von Radfahrern auf dieser Fahrbahn belästigt“, sagt der Bauingenieur. Deshalb ist er ein großer Befürworter von separaten Radwegen auf der Brücke. Genau das fordert eben auch ADFC – und ließ während der Demo Radfahrer auf einem symbolisch ausgerollten roten Teppich fahren, der einen Radweg auf der Straße darstellen sollte. Wobei es nicht nur fröhliche Gesichter gab, denn nicht wenige verwiesen am Rande der Demo darauf, dass Radfahrer ja eigentlich Radwege auf dem Blauen Wunder hätten. Denn nicht wenige nutzen die beiden breiten Fußwege der Brücke. Aber das sieht der ADFC anders: „Die Freigabe der Gehwege kommt für den ADFC nicht infrage, weil die Fußgänger gestört und gefährdet werden. Auf der Fahrbahn ist genug Platz für Radstreifen, denn es erschließt sich uns nicht, warum zwei Fahrspuren Richtung Schillerplatz erforderlich sind, wenn eine Spur Richtung Körnerplatz reicht.“ sagt jedenfalls Nils Larsen, Vorstandsmitglied im ADFC Dresden. Immerhin ist die Zahl der Autos mit rund 13 000 auf beiden Seiten identisch. Zwischen 2 500 bis 3 000 Radfahrer nutzen täglich das Blaue Wunder. Über die Waldschlößchenbrücke fahren rund 10 000. „Das zeigt deutlich, dass sich Radfahrer auf dem Blauen Wunder nicht sicher fühlen“, sagt Rolf Leonhardt, der stellvertretende Landesvorsitzende des ADFC. Viele Kinder und Jugendliche fahren auf den Fußwegen zur Schule in Loschwitz und Blasewitz, obwohl das nicht erlaubt ist. Doch Leonhardt ist zuversichtlich, dass die Radwege auf der Brücke bald kommen, sind sie doch Teil des neuen Radwegekonzeptes der Stadt Dresden, das am Freitag vorgestellt wurde. „Und sie haben oberste Priorität“, so der Radlobbyist. Rund 50 000 Euro würden Markierungen, das Ändern der Ampelschaltungen und Bordabsenkungen kosten. Neben der Situation auf dem Blauen Wunder hat der ADFC auch auf weitere Probleme in Loschwitz hingewiesen. So fehlen Radwege auf der Bautzner Landstraße ab Schloss Eckberg bis zum Ullersdorfer Platz.

Es sieht also ganz danach aus, dass sich die Berufspendler aus Richtung Radeberg und Ullersdorf schon mal auf noch zeitintensivere Fahrten zur Arbeit einstellen müssen, wenn sie dann auf nur noch einer Spur je Richtung das Blaue Wunder überqueren können …