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Stausee-Unfall: Erzieherinnen müssen Strafe zahlen

Ein dreijähriges Mädchen treibt bei einem Kita-Ausflug in Bautzen bewusstlos im Wasser. Die Betreuer hatten das Verschwinden nicht bemerkt.

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© Steffen Unger

Von Jana Ulbrich

Bautzen. Es sollte eine fröhliche Ostereiersuche werden. Doch der Gründonnerstags-Ausflug der Kinder aus der Bautzener DRK-Kita „Findikus“ endete in einer Tragödie, bei der ein dreijähriges Mädchen beinahe sein Leben verloren hätte. Die Kleine entfernt sich an diesem Vormittag zusammen mit einem gleichaltrigen Jungen völlig unbemerkt von der Gruppe. Erst als die drei Erzieherinnen zum Aufbruch rufen und die Kinder durchzählen, stellen sie das Fehlen der beiden Ausreißer fest.

Gefunden werden die Kinder schließlich ein ganzes Stück entfernt am Vorstau des Bautzener Stausees. Das Mädchen treibt bewusstlos im Wasser. Es muss wiederbelebt werden, schwebt tagelang in Lebensgefahr. Und lange ist nicht klar, ob das Kind jemals wieder gesund wird.

Die Staatsanwaltschaft Görlitz hat ihre Ermittlungen zu dem Fall jetzt abgeschlossen. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass sich zwei Erzieherinnen der fahrlässigen Körperverletzung schuldig gemacht haben. „Sie sind für die Kinder verantwortlich gewesen und sind ihrer Aufsichtspflicht nicht ausreichend nachgekommen“, erklärt Staatsanwalt Till Neumann.

Noch nicht verarbeitet

Die beiden 56 und 60 Jahre alten Erzieherinnen müssen aber nicht vor Gericht erscheinen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft hat das Amtsgericht Bautzen gegen beide Strafbefehle in Höhe von jeweils 3 000 Euro erlassen. Die Frauen hätten sich bisher nichts zuschulden kommen lassen, auch hätte sie das Erlebte sehr mitgenommen, so Neumann. Beide hätten die Strafbefehle bereits akzeptiert.

Die dritte Kollegin, die die Kinder auf dem Ausflug begleitet hatte, trägt nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft eine geringere Mitschuld. Die 53-Jährige muss eine Geldstrafe von 500 Euro zahlen.

Die drei Kita-Mitarbeiterinnen waren am Tag des Geschehens mit insgesamt 40 Kindern unterwegs. Nach dem Unglück hatte es heftige Kritik am Personalschlüssel in den sächsischen Kindereinrichtungen gegeben. DRK-Geschäftsführer Peter Mark hatte daraufhin auch die Festlegung getroffen, dass Ausflüge künftig nur dann stattfinden können, wenn genügend Begleitpersonen da sind. Bis heute, sagt Mark, sei das Geschehen bei Kindern, Eltern und Mitarbeiten der Kita noch nicht verarbeitet. „Es ist für uns alle bis heute noch immer sehr bedrückend“, sagt er. Aber es gibt bei aller Tragik eine gute Nachricht: Nach gegenwärtigem Stand wird das kleine Mädchen keine körperlichen oder geistigen Folgeschäden behalten und wieder gesund.