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Stausee Quitzdorf am Tiefpunkt

Nicht nur das Wasser fehlt der Talsperre Quitzdorf. Bald könnten ihr auch die Besucher abhandenkommen.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Eigentlich gibt’s hier die große Auswahl. Segeln, Angeln, Baden – für vielfältige Aktivitäten im und am Wasser ist der Quitzdorfer Stausee bekannt. Doch in diesem Jahr haben Schiffsbesitzer, Touristiker und Fischfänger eine düstere Bilanz gezogen. Sie haben diesen Sommer schlicht auf dem Trockenen gesessen. Die jährliche Blaualgenplage schreckt Badegäste schon seit Jahren ab. Martin Bandel, Vorsitzender des Segel- und Surfvereins Görlitz fordert deshalb, dass etwas für eine Mindestfüllhöhe und eine gute Wasserqualität passiert.

Auch Holger Freymann, Leiter des Amtes für Kreisentwicklung, ist zunehmend besorgt. Sein Amt ist auch für die Tourismusförderung zuständig. „In Bezug auf die Talsperre stellen wir ein Sanierungsdefizit fest“, sagt er. „Dies zu ändern ist ein mittelfristiges Ziel für den Tourismus im Landkreis.“ Nun ist Ruhe in den See eingekehrt und die Zeit für große Pläne gekommen. Was ist in Zukunft hier noch möglich?

Vier Fragen und Antworten zum Stausee Quitzdorf

Woher kommt der Niedrigstand – ist das Wasser für immer weg?

Die Hauptaufgabe der Talsperre Quitzdorf ist, Wasser aufzunehmen, wenn zu viel da ist. Aber auch, Wasser an Flüsse und Teiche abzugeben, wenn es zu wenig geregnet hat. Deshalb ist es normal, dass der Wasserspiegel in heißen Sommern sinkt. In diesem Jahr hat der See besonders viel Wasser hergeben müssen. Deshalb haben im September 12 Milliarden Liter Wasser gefehlt, acht Milliarden Liter sind noch übrig gewesen. Mittlerweile ist der Pegel auf 9,5 Milliarden Liter gestiegen. Der Verantwortliche bei der Landestalsperrenverwaltung (LTV), Sebastian Fritze, geht davon aus, dass über den Winter maximal die Hälfte der Verluste ausgeglichen wird. Und dafür müsste der Winter ab jetzt deutlich mehr Niederschläge bieten als der Herbst bisher.

Der Schwarze Schöps fließt durch die Talsperre. Reicht das nicht aus?

Auch mit den Zuflüssen füllt sich der See nur langsam. Außerdem bringt der Schwarze Schöps und die anderen Zuströme noch ein ganz spezielles Problem mit. Denn die Gräben und Teiche, die das Gewässer speisen, bringen eine Menge organische Sedimente mit. Deshalb wird der Stausee immer flacher. Über weite Teile ist er nicht tiefer als drei bis vier Meter. Deshalb kann er die großen Entnahmen schlecht verkraften. Die extreme Trockenheit des Sommers schlägt einfach auf den Wasserspiegel. Auf breiten Uferstreifen gibt das Gewässer nun preis, was sich auf seinem Grund befindet.

Durch niedrigen Pegel sind sogar alte Straßen zu sehen. Ist das ein Problem?

Hier sieht Sebastian Fritze ein weiteres Problem. Denn auf dem Boden des Sees liegen Dörfer, Straßen und Baumstümpfe. Zwar sind alle Gebäude abgetragen worden, bevor das Wasser kam. „Das Dorf ist aber schlecht entfernt worden“, bemängelt Sebastian Fritze. „Das alles ist sumpfiges Gebiet gewesen. Da konnte keine schwere Technik zum Einsatz kommen. Nicht einmal die Keller sind verfüllt.“ Es gibt Gerüchte, dass das Dorf Quitzdorf damals während einer Truppenübung dem Boden gleichgemacht worden ist. Zu diesen möchte Sebastian Fritze sich nicht äußern.

Was muss passieren, damit der See für Sport und Erholung nutzbar bleibt?

Nicht nur die Wassersportler, auch die Anlieger fordern schon seit Langem, dass sich die Politik der Talsperre annimmt. Einer von ihnen ist Sven Kretschmer. Er sieht nur eine Möglichkeit, die Situation dauerhaft zu verbessern: Der See müsste tiefer werden. Große Bagger müssten die Sedimente und Überreste der Siedlungen beräumen.

Sven Kretschmer hat einen Termin mit dem Landtagsabgeordneten Lothar Bienst gehabt. Der CDU-Abgeordnete hat damals versprochen, sich weiter um die Angelegenheit zu kümmern. Seit dieser Woche steht fest, dass es am 7. Januar ein Treffen zwischen Sebastian Fritze, Lothar Bienst und Landrat Bernd Lange geben wird, bei dem es um die Talsperre gehen wird. Vielleicht wird sich bald etwas bewegen.

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