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Staudaer Hengst sorgt für Furore

Der Kaltblut-Hengst Arramis beschert dem Zuchtstall von Olympia-Reiter Ulrich Vité eine seltene Ehre. Dank seiner Frau.

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© Anne Hübschmann

Von Jörg Richter

Priestewitz. Die Box ist leer. Arramis fehlt. Vor Kurzem stand der Kaltblut-Hengst noch im Stall der Staudaer Pferdezüchter-Familie Vité/Koch. Doch nun gehört er dem Niedersächsischen Landesgestüt Celle. „Das ist eine sehr gute Adresse“, sagt Dominique Vité. Die 24-Jährige ist ein wenig traurig, denn Arramis ist wirklich ein sehr schönes Pferd. „Aber solche Tiere werden meistens verkauft“, sagt sie. Und ihre Mutter Peggy Vité ergänzt: „Wir leben nun mal davon. Pferdezucht ist die Leidenschaft unserer Familie.“ Tiere von ihrer Geburt aufwachsen zu sehen, um sich irgendwann von ihnen zu trennen, gehöre da leider dazu.

...als der Kaltblut-Hengst Arramis für das Familienunternehmen zum Glücksfall wurde
...als der Kaltblut-Hengst Arramis für das Familienunternehmen zum Glücksfall wurde © Peter Tendler

Arramis ist den Niedersachsen am Reformationstag aufgefallen. Der Staudaer Hengst hatte im altmärkischen Krumke (bei Stendal) die Kaltblut-Körung gewonnen. Dort wurden die schönsten Zuchthengste Ostdeutschlands und Niedersachsens prämiert. Und Arramis war nach Ansicht der Jury der allerschönste von ihnen. Immerhin 23 Tiere der Rasse Rheinisch-Deutsches Kaltblut standen zur Auswahl.

Ein Siegerpferd von einer Körung mitzubringen ist etwas Besonderes. „Sich dort durchzusetzen, ist nicht so einfach, denn die Konkurrenz ist groß“, sagt Ulrich Vité nicht ohne Stolz. Zumal Deutschland eines der führenden Pferdezucht-Länder der Welt sei.

Ein Geschenk zum 60. Geburtstag

Das Oberhaupt der Pferdezüchterfamilie, die vor 20 Jahren von Meißen nach Stauda umzog, muss es ja wissen. Immerhin zählte Ulrich Vité einst zu den besten Reitern Ostdeutschlands. Der heute 71-Jährige wurde 1968 mit der ehemaligen DDR-Reiter-Equipe Siebter bei den Olympischen Sommerspielen in Mexiko-Stadt.

Dass es überhaupt einen Kaltblüter-Siegerhengst aus Stauda gibt, ist aber nicht dem einstigen Weltklasse-Reiter, sondern seiner Ehefrau Marianne zu verdanken. Denn eigentlich züchtet die Familie Vité/Koch fast ausnahmslos schlanke Warmblüter, die als Dressur- und Springpferde geeignet sind. Mehr als 60 Tiere, inklusive Pensionspferde, stehen im Stall. Die Züchterfamilie hat sich dabei auf die Rasse Deutsches Sportpferd spezialisiert.

„Aber meine Mutter hatte sich immer Kaltblut-Füchse mit heller Mähne gewünscht“, erzählt Tochter Peggy Vité. Zum 60. Geburtstag von Marianne Vité legte die Familie Geld zusammen und schenkte ihr das Stutenfohlen Ronja. Das ist mittlerweile zwölf Jahre her. Später brachte Marianne Vité ihre Ronja mit Antonio, einem edlen Zuchthengst des Sächsischen Landesgestüts Moritzburg, zusammen. Und herauskam der Siegerhengst Arramis. Was so einfach klingt, bedarf aber viel Pflege und Erfahrung im Umgang mit edlen Pferden. Und natürlich viel Tierliebe.

Doch wenn die Trennung naht, fließen auch ein paar Tränen. „Mir fällt der Abschied von einem Pferd immer schwer“, sagt Marianne Vité. „Erst recht, wenn man es als Fohlen aufwachsen gesehen hat.“

Der Verkauf von Arramis nach Celle wurde noch vor Ort in Krumke perfekt gemacht, erzählt Dominique Vité. Das Niedersächsische Landesgestüt wolle mit dem schönen Sachsen eine neue Züchtung beginnen. Das ist durchaus ein einträgliches Geschäft. Celle lässt sich den „Arbeitseinsatz“ ihrer ausgewählten Kaltblut-Deckhengste mit bis zu 300 Euro bezahlen.

Arramis Mutter Ronja, die sich als hervorragende Zuchtstute erwiesen hat, wurde ebenfalls verkauft. Die Familie Vité/Koch konzentriert sich nun wieder voll auf die Warmblüter.

Und auch bei diesen Rassen konnte sie schon große Zuchterfolge feiern. Erst im vergangenen Jahr kam mit Donna Flora eine Siegerstute aus dem Staudaer Stall. Sie gewann ein Stuten-Championat von vier- bis sechsjährigen Warmblut-Zuchtstuten.