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Statt Wohnungen ohne Fenster eine Schleuse am Kulturpalast

Um den Lärm beim Transport der Konzerttechnik zu mindern, schlägt der Neumarktverein Schallschutz vor.

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Von Bettina Klemm

Wohnungen und Hotelzimmer am Neumarkt, in denen man die Fenster nicht öffnen kann, hält Torsten Kulke für „schlichtweg unvorstellbar.“ Die Bewohner müssten doch klaustrophobische Gefühle bekommen. Der Vorstand der Gesellschaft historischer Neumarkt Dresden (GHND) erklärt, dass gleich drei Bauherren am Neumarkt mit der Baugenehmigung zu dieser Festverglasung, wie es in Fachsprache heißt, verpflichtet werden. Das bedeutet, dass die Fenster nicht einmal zum Reinigen geöffnet werden können.

Die Fenster im Bereich der Galeriestraße, der Rosmaringasse und der Schössergasse dürfen aus Schallschutzgründen nicht geöffnet werden. Das betreffe die Bauvorhaben der USD, der Baywobau und der Kim-Bau. Hintergrund ist die Anlieferzone am Kulturpalast. Dort entsteht auch nachts erheblicher Lärm, wenn nach Konzerten die Technik abtransportiert wird.

Das Problem sei lange bekannt. Kulke verweist auf ältere Planungen der Stadt. Danach sollten die Fahrzeuge in eine Art Schallschutz-Schleuse fahren. „Leider ist wohl im Zuge der Kostensenkung dieser wohldurchdachte Vorschlag ersatzlos dem Rotstift zum Opfer gefallen“, sagt Kulke. Er fordert nun, dass die Stadt prüft, ob nicht doch eine Schallschutzvorrichtung oder eine andere Möglichkeit umgesetzt werden kann. Es gehe schließlich um das Verursacherprinzip.

Die Stadt könne so einen jahrelangen Baustopp, Gerichtskosten und Schadensersatzzahlungen vermeiden. „Dieses Geld wäre besser in den entsprechenden Schallschutz angelegt“, sagt Torsten Kulke. Wie so oft habe die Stadt „geschlafen“. Sie habe sogar die Grundstückspreise am Neumarkt hoch gesetzt, weil sich Wohnungen derzeit besser vermarkten lassen als beispielsweise Büros. „Wie die Ausschreibungsunterlagen zum Verkauf der Quartiere belegen, äußerte auch das Liegenschaftsamt keine Bedenken“, erklärt der Vorstand vom Neumarkt-Verein. „Lediglich in einem kleinen Nebensatz wurden eventuell zu beachtende Lärmquellen aus der Anlieferungszone des Kulturpalastes angesprochen.“

Investor Michael Kimmerle ist bereits in Widerspruch gegen die Auflagen in seiner Baugenehmigung gegangen. Nun ist die Aufsichtsbehörde gefragt.