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Stationäre Krankenhausaufenthalte nehmen zu

Gleichzeitig sinkt die Verweildauer in den Kliniken. Aber viele Fälle werden komplexer.

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© Claudia Hübschmann

Dominique Bielmeier

Landkreis. Über eine Million Menschen haben im vergangenen Jahr in Sachsen ihr Bett im eigenen Zuhause aus medizinischen Gründen gegen eines in einer von 78 Kliniken tauschen müssen. Das waren rund 600 mehr als im Vorjahr. Das berichtet das Statistische Landesamt des Freistaates. Auch im Landkreis Meißen mit seinen sechs Krankenhäusern ist die Zahl der Menschen, die 2016 über Nacht in der Klinik bleiben mussten, im Vergleich zu 2015 gestiegen: um 175 auf 49 173.

Ein Trend ist das nicht, wie die Sprecherin der Elblandkliniken Sabine Seiler weiß, im Gegenteil. Die Zahl der vollstationären Behandlungen habe sich in den vergangenen Jahren eher leicht rückläufig entwickelt, „wobei für 2017 eine Steigerung erwartet wird“. Die Ursachen dafür seien vielfältig: Der „Trend“ zum Ambulanten resultiert aus der Gesetzgebung, leichtere Fälle werden häufiger ambulant operiert. „Die stationären Fälle hingegen werden komplexer hinsichtlich Schwere der Behandlung, Intensität und Komorbidität“, also Begleiterkrankungen, so Seiler. „Die Patienten werden immer älter und multimorbider und dadurch öfters stationär behandlungsbedürftig.“ Auch der Wunsch des Patienten könne übrigens Einfluss auf die Verweildauer im Krankenhaus haben.

Stichwort Verweildauer: Diese nimmt gleichzeitig ab – zumindest im Landkreis Meißen. Sachsenweit wurden die Patienten im vergangenen Jahr laut Statistischem Landesamt im Durchschnitt nach 7,4 Tagen entlassen, die Zahl der Behandlungstage stieg um fast 27 270 Tage auf rund 7 503 570. Sabine Seiler spricht dagegen von einer „sinkenden Verweildauer“ in den Elblandkliniken. In Meißen beträgt diese durchschnittlich 6,3 Tage, in Radebeul 6,2 und in Riesa nur 5,7. Die Gründe für einen vollstationären Aufenthalt seien je nach Spektrum der Kliniken sehr unterschiedlich. Seiler nennt beispielsweise Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Arthrose des Kniegelenkes, Lungenentzündung, Rückenschmerzen, Grüner Star, Vorhofflimmern und Vorhofflattern sowie Gallensteine.

Volle Notaufnahmen

Diese Erkrankungen sind so schwer oder erfordern so weitreichende medizinische Versorgung, dass ihre Behandlung nur „vollstationär“ erfolgen kann. Dahinter stecken laut Definition von Seiler „medizinische und pflegerische Leistungen in der Regel in Krankenhäusern mit Übernachtung und Verpflegung der Patienten während des Krankenhausaufenthalts“. Bei ambulanten Behandlungen werden dagegen nur vorübergehend medizinische oder pflegerische Leistungen gebraucht, die Versorgung kann in einer Praxis oder Krankenhausambulanz stattfinden. Als Zwischenstufe gibt es außerdem den teilstationären Aufenthalt. Bei diesem befindet der Patient sich nur zu bestimmten Zeiten der Behandlung, die nicht ambulant oder Zuhause erbracht werden kann, in einer Klinik. Dazu zählen die nächtliche Dialyse oder auch Chemotherapien. In der Regel bleiben die Patienten hierbei nicht über Nacht im Krankenhaus.

Über die Art der Behandlung – ob ambulant, teilstationär oder vollstationär – muss oft in den Notaufnahmen der Krankenhäuser entschieden werden. Diese sind laut einem MDR-Bericht mittlerweile jedoch überlastet. „Sachsens Notaufnahmen stöhnen über Fälle, die keine echten Notfälle sind“, schreibt der Mitteldeutsche Rundfunk zum Beitrag auf seiner Internetseite. „Immer mehr Patienten verstopfen die Warteräume der Krankenhäuser, derweil echte Notfälle länger warten müssen.“ Sabine Seiler kann das bestätigen: „Grundsätzlich werden die Notaufnahmen unserer Häuser stark mit hohen Fallzahlen frequentiert – sowohl im ambulanten Bereich als auch Fälle, welche dann nach der Notfallaufnahmebehandlung vollstationär weiterbehandelt werden.“ Die Patientenkontakte in der Notaufnahme stiegen jährlich. „Wir weichen nicht vom Trend ab“, so Seiler. „Die Versorgung im niedergelassenen Bereich wird immer schwieriger.“