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Startschuss für neue Siedlung

Am Rand von Pesterwitz sollen 55 Eigenheime entstehen. Der Stadtrat hat nun dafür gestimmt – vorerst.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Nach langem Hin und Her können die Planungen für eine neue Eigenheimsiedlung an der Dölzschener Straße in Pesterwitz weitergehen. Mit großer Mehrheit hat der Stadtrat am Donnerstagabend die Aufstellung eines Bebauungsplans für die sechs Hektar große Fläche beschlossen. Das ist Voraussetzung dafür, dass auf der Brache die geplanten 55 Einfamilienhäuser entstehen können. Außerdem wurde für eine Änderung des Flächennutzungsplans votiert. Das Grundstück wird von Grün- in Bauland umgewidmet.

Der Ortsvorsteher von Pesterwitz, Wolfgang Schneider (CDU), hatte gleich zu Beginn der Stadtratssitzung eine Vertagung des Beschlusses beantragt. Dieser Vorschlag wurde jedoch mit großer Mehrheit abgelehnt. Das Projekt war bereits im Juni und Juli noch einmal von der Tagesordnung genommen worden. Grund sind die Bedenken von einigen Pesterwitzern, vor allem der direkten Anwohner.

Neue Fragen

Vor dem Beschluss sollte sich die Stadtspitze mit einem 13 Punkte langen Fragenkatalog befassen. Darin geht es unter anderem um die Klärung struktureller Fragen, die nach Ansicht von Anwohnern und Räten akut würden, sollte die Siedlung kommen. Unter anderem gibt es Befürchtungen, dass dann die Plätze an der Grundschule und in der Kita nicht mehr ausreichen. Gefordert wurde zudem ein Ersatz für den wilden Bolzplatz, der sich derzeit noch auf der Baufläche befindet.

Nun hatte die Stadt zwar nachgearbeitet und einige Zahlen geliefert. Offenbar reichte das einigen Pesterwitzern aber noch nicht. Der Ortschaftsrat hatte am Montag beschlossen, den Entscheid erneut vertagen zu wollen. „Durch die Beantwortung der Fragen sind wieder neue Fragen entstanden“, sagte Ortsvorsteher Schneider. Dabei geht es vor allem darum, ob die Pesterwitzer Grundschule überhaupt die durch die Siedlung hinzuziehenden Kinder aufnehmen kann. Er wünschte sich außerdem eine gesamtstädtische Betrachtung des Flächennutzungsplans.

Norbert Frost, Stadtrat der CDU, kritisierte, dass das Projekt den Pesterwitzern „über den Kopf gestülpt“ werde. „In Freital gibt es noch mehr Bauflächen.“ Seine Schwägerin Ute-Maria Frost, die für die Alternative für Deutschland (AfD) im Stadtrat sitzt, pflichtete ihm bei: „Pesterwitz wird mit Einwohnern überfrachtet.“ In der Grundschule gebe es null Spielraum. Die beiden gehörten zu den drei Stadträten, die das Projekt bei der abschließenden Abstimmung ablehnten. Vier weitere der insgesamt 32 anwesenden Stadträte enthielten sich der Stimme.

FDP-Stadtrat Lothar Brandau wies hingegen darauf hin, dass die Entwicklung der Fläche Geld bringe. „Das kommt der gesamten Stadt zugute.“ Die Pesterwitzer Projektentwicklung (PPE), der Vorgänger der jetzt zuständigen Freitaler Projektentwicklung, habe das Grundstück in den 90er-Jahren zur Wohnbebauung gekauft. Wenn man die Fläche jetzt nicht entwickele, mache die FPE einen riesigen Verlust.

Baustart frühestens 2016

Baubürgermeister Jörg-Peter Schautz plädierte dafür, die Entscheidung über den Bebauungsplan nicht zu verschieben. Mit dem Beschluss zur Aufstellung eines Plans werde der Prozess der Bürgerbeteiligung erst angeschoben. Voraussichtlich ab Oktober sollen die Pläne für die Siedlung öffentlich im Rathaus ausliegen. Alle Bürger können dann innerhalb eines Monats Änderungswünsche, Einwände und Kritik schriftlich einreichen. Diese Punkte werden anschließend in der Verwaltung bearbeitet und abgewogen. Danach wird über das Projekt noch einmal im Stadtrat diskutiert. Erst wenn die Volksvertreter dann für den sogenannten Satzungsbeschluss stimmen, besteht Baurecht. Dann könnte mit der Erschließung des Grundstücks begonnen werden.

Nach Planungen der FPE wäre ein Baustart der ersten Häuser allerfrühestens Ende 2016 möglich. Wenn Anwohner gegen das Projekt klagen, könnte sich das Vorhaben aber noch um mehrere Jahre verzögern. Der Verkauf der ersten Parzellen beginne erst, wenn Baurecht bestehe, sagte FPE-Geschäftsführer Alexander Karrei.

Wegen der Bedenken hatte das städtische Tochterunternehmen das Vorhaben zuvor abgespeckt. Statt der ursprünglich geplanten 60 bis 70 Eigenheime sollen nur noch die 55 entstehen. Deswegen wäre mehr Platz für Grün. Unter anderem soll mitten im Baugebiet ein kleiner Park entstehen. Am östlichen Rand will die Stadt außerdem nur eingeschossige Häuser zulassen. Der Blick auf eine Baumallee wäre dann frei. Auf der Westseite wären allerdings zwei Geschosse möglich. Der freie Blick, den die unmittelbaren Nachbarn heute noch genießen, wäre dann verbaut.

Dies ist sicher auch ein Grund, weswegen sich einige Pesterwitzer gegen das Projekt wehren.