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Start mit guten Vorsätzen

Dynamo-Trainer Stefan Böger setzt auf die Unzufriedenen und will mehr Tore sehen, aber nicht nur von Justin Eilers.

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Von Sven Geisler

Jetzt aber hurtig! Es sind noch 30 Sekunden vor zehn Uhr und damit bis zur Unpünktlichkeit, als Justin Eilers seinen Landrover direkt vor dem Stadion abrupt bremst. Dynamos bester Torjäger ist spät dran beim Trainingsauftakt nach dem Weihnachtsurlaub, riskiert sogar eine kleine Verkehrssünde, um gerade noch schnell genug zu sein und einen Rüffel vom Trainer zu vermeiden.

Stefan Böger und sein Assistent Marco Gebhardt gehen mit einem klaren Ziel in die Vorbereitung: Die Balance zwischen Defensive und Offensive soll besser werden.
Stefan Böger und sein Assistent Marco Gebhardt gehen mit einem klaren Ziel in die Vorbereitung: Die Balance zwischen Defensive und Offensive soll besser werden.

Andere hatten es eiliger, wie Michael Hefele. „Ich konnte selbst am Heiligabend kaum da hockn, wie man in Bayern sagt, weil ich so hibbelig war“, erzählt der Abwehrspieler. „Zum Glück war die Pause kurz.“ Sein wichtigster Vorsatz fürs neue Jahr: „Mit der Mannschaft so viele Spiele wie möglich gewinnen.“ Denn die gute Ausgangsposition mit nur einem Punkt Rückstand auf einen Aufstiegsplatz wollen die Schwarz-Gelben nutzen.

„Das Ergebnis dessen, was man tut“

Das sieht auch Stefan Böger so, auch wenn er nicht zuerst an die zweite Liga, sondern die Entwicklung der Mannschaft denkt. „Wir haben immer gesagt – und das ist meine Überzeugung –, dass der Tabellenplatz das Ergebnis dessen ist, was man tut.“ Und zu tun gibt es in der Vorbereitung auf die noch verbleibenden 16 Spiele in der 3. Liga einiges. Vor allem sollen die Dresdner eine bessere Balance finden. „Wir haben am Anfang hinten selten zu null gespielt, aber als das dann klappte, haben wir vorn weniger getroffen“, erklärt der Coach.

Auf neues Personal kann er dabei nur bedingt setzen. Zum Start ins neue Jahr begrüßte er 25 Spieler, darunter die A-Junioren Niklas Landgraf und Niklas Hauptmann. Die beiden 18-Jährigen fliegen wahrscheinlich sogar am Sonntag mit ins Trainingslager nach Spanien, aber das Abitur habe Vorrang, wie Sportvorstand Ralf Minge betont: „Ganz klar, das brauchen sie für ihr weiteres Leben. Wir werden in Abstimmung mit der Schule behutsam vorgehen.“ Linksverteidiger Landgraf gehörte für das Spiel in Rostock schon einmal zum Kader, Mittelfeldspieler Hauptmann kam in Testspielen zum Einsatz.

Sie sollen den nächsten Entwicklungsschritt machen, was genauso für alle anderen gilt. Böger sagt zwar, dass die bisherigen Stammkräfte mit den erreichten 38 Punkten „eine Visitenkarte abgegeben“ haben. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie ihren Platz nicht verteidigen müssen. Denn in der zweiten Reihe wartet mancher Unzufriedene auf seine Chance. „Von denen, die ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft haben, erwarte ich, dass sie das rauskitzeln und dem Trainer etwas anbieten.“

Tobias Müller zum Beispiel ist fest entschlossen, 2015 zu einem besseren Jahr zu machen als das vergangene. Durch eine Sprunggelenksverletzung hatte der 21-Jährige im Sommer die Vorbereitung verpasst, war danach nur schwer in Tritt und nicht zum Zug gekommen. „Ich habe mir vorgenommen, das schwierige Jahr vergessen zu machen und mich in eine gute körperliche Verfassung zu bringen, um neu angreifen zu können“, sagt der Offensivmann.

Müller könnte die Lücke schließen, die sich mit dem Saisonaus von Mathias Fetsch (Kreuzbandriss) auftut. Schließlich hat er in der zweiten Liga schon fünf Tore erzielt, und Tore sind es, die Böger sehen will. „Wir müssen weniger ausrechenbar werden für die Gegner“, meint der Trainer, und er erklärt: „Wenn meinem Trainerkollegen etwas eingefallen ist gegen Eilers oder Comvalius, wurde es vorn weniger. Da müssen wir flexibler sein. Deshalb erwarte ich von den offensiven Mittelfeldspielern, dass sie deutlich torgefährlicher werden.“

Das zielt nicht nur auf Müller, der bisher bei drei Einsätzen kaum eine Chance hatte, zu treffen. Gemeint sind Furhgill Zeldenrust – ohne Tor in neun Einsätzen –, Sinan Tekerci – zwei Treffer in 16 Spielen – und Luca Dürholtz, der seit seinem Tor am ersten Spieltag auf ein persönliches Erfolgserlebnis wartet. Da liegt es nahe, was er sich fürs neue Jahr vornimmt. „Ich hoffe, dass ich meine Einsatzzeiten bekomme und mal wieder ein paar Törchen mache“, sagt Dürholtz, der die Feiertage mit Freundin Rebecca und dem vier Monate jungen Sohn Mika bei seinen Eltern in Remscheid entspannt genießen konnte.

Fünf fehlen zum Auftakt

Doch auf die Ruhe folgt der Sturm – und das im wahrsten Sinne, denn ein eisiger Wind pfeift den Dynamos am Sonnabend im Sportpark Ostragehege entgegen. Die erste Übungseinheit beginnt ein wenig später, weil ausgerechnet das Auto mit dem Schlüsselgewaltigen, Dominic Baumann, die rote Welle erwischte. Aber 11.12 Uhr sind sie wieder am Ball.

Fünf Profis fehlen: Marco Hartmann und Alban Sabah laufen nach Erkältungen locker im Großen Garten, Robin Fluß absolviert nach seiner Knieverletzung ein individuelles Reha-Programm, Nils Teixeira wird nach seinem Virusinfekt heute in Leverkusen erneut untersucht, und Fetsch beginnt seine Rehabilitation in der Privatklinik „Eden-Reha“ in Donaustauf.

Heute steht der obligatorische Laktattest an, mit dem die Ausdauerfähigkeit der Spieler überprüft wird. Ein Testspiel beim Landesligisten BSG Stahl Riesa am Freitag, 17.30 Uhr, beschließt die erste Vorbereitungswoche, bevor die Mannschaft am Sonntag ins Trainingscamp nach San Pedro del Pinatar in Spanien fliegt. Dort wird sie sich unter anderem mit dem Schweizer Erstligisten FC Sion messen.