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Staranwalt Wilhelm kommt

Gibt es keine Mörder mehr? – so ist ein packender juristischer Abend im Schloss Klippenstein in Radeberg überschrieben.

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© Bonss

Radeberg. Es ist eine durchaus provokante Frage, mit der sich die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen Dresden/Ostsachsen am 8. September auf Schloss Klippenstein in Radeberg befassen wird. „Gibt es keine Mörder mehr?“ ist die für alle Interessierten offene Vortrags-Veranstaltung überschrieben. Ab 19 Uhr wird der Dresdner Anwalt Prof. Dr. Endrik Wilhelm – jüngst beispielsweise als Verteidiger im medienwirksamen Gimlitztal-Mord-Prozess ins Blickfeld gerückt – einen Vortrag zum Thema halten. Und dabei sowohl die Hintergründe und die konkreten strafrechtlichen Folgen der Reform des Mordtatbestand nach § 211 Strafgesetzbuch erläutern, als auch Fragen beantworten und mit dem Publikum diskutieren. Moderiert wird der Abend vom Radeberger SZ-Lokalchef Jens Fritzsche.

Die Einladung, so heißt es in der Ankündigung, richtet sich dabei insbesondere an die Bürger, die sich für dieses auch rechtshistorisch spannende Thema interessieren. Der derzeit geltende Mordtatbestand des § 211 geht auf die Gesetzgebung des Nationalsozialismus zurück. Danach soll der Mörder kein mit anderen Gesetzesbrechern vergleichbarer Straftäter sein. Das auf ihn anzuwendende Gesetz sieht deshalb als einzig mögliche Strafe die lebenslange Freiheitsstrafe vor. Anders als in der Bevölkerung gemeinhin angenommen, ist Mörder indes nicht derjenige, der einen anderen Menschen vorsätzlich tötet, sondern es müssen besondere Umstände hinzukommen, die aus einem Totschläger einen Mörder machen.

Die Strafrechtswissenschaft befasst sich seit vielen Jahren damit, ob diese Differenzierung der Vielfalt der auftretenden Fälle gerecht wird und ob es überhaupt sein kann, in Abhängigkeit von mehr oder weniger zufällig ausgewählten Eigenschaften aus einem Totschläger einen Mörder zu machen und mit der „Punktstrafe“ lebenslänglich zu bestrafen, während das Gesetz für den Totschläger einen Strafrahmen von fünf bis 15 Jahren vorsieht. Ein auch für Nichtjuristen packendes Thema. (szo)

„Gibt es keine Mörder mehr?“ am 8. September, 19 Uhr auf Schloss Klippenstein in Radeberg