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Standing Ovations in Kerkrade

Der Spielmannszug Oberlichtenau hat bei der WM in den Niederlanden für Furore gesorgt. Nicht nur im Marsch, sondern auch in der Show.

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© René Plaul

Von Frank Oehl

Oberlichtenau. Erschöpft, aber glücklich ist am Montag die etwa 100-köpfige Delegation des Spielmannszuges Oberlichtenau von der nur alle vier Jahre stattfindende Weltmeisterschaft der Spielleute im holländischen Kerkrade zurückgekehrt. Im Marschwettbewerb hatte man mit einer Wertung über 90 Punkten das Gold quasi mit Sternchen errungen. SZO-Pressesprecher Sandro Kaiser: „Wir haben damit eine echte Schippe drauflegen können, was alle happy machte.“ Etwa 50 Gruppen waren an vier Wochenenden in dieser Wertung gegeneinander angetreten. Der SZO war am Finalwochenende gelistet, was auf seine überaus hohe Reputation hinweist. „Es ist immer gut, schon kurze Zeit nach dem Auftritt die Wertung zu erfahren und nicht erst Wochen später.“

Als der letzte Ton des Marschauftrittes verklungen war, wussten alle 75 aktiven Musiker, dass das eine hohe Wertung geben würde. Und so war es dann auch gekommen. „Wir sind unheimlich stolz auf das Erreichte“, sagte Sandro Kaiser gestern im Gespräch mit der SZ. Es gehört seit Jahren zum Verständnis des Ensembles, sich mit den Besten in der Welt zu messen. „Wir wollten uns in der Weltrangliste weiter vorschieben.“

Auf Platz acht der Weltrangliste

Vor der WM lag der SZO auf Rang 14, jetzt steht er auf Rang acht. Ein unglaublich starkes Ergebnis, wenn man bedenkt, wo überall – teils professionell ausgerichtet – Spielmannszüge trainieren. Vor allem auch im asiatischen Raum, wo die Show mit Fähnchen und beinahe schon akrobatischen Finessen im Zentrum steht.

Sich auch im Bereich „Show“ zu behaupten, ist dann natürlich die womöglich noch größere Herausforderung. Der SZO hat sie auch in diesem Jahr wieder – wie 250 andere Bands mit etwa 20 000 Aktiven – bewusst angenommen. In der Show-Wertung sprang diesmal eine Silbermedaille heraus. „Als wir die Wertung klar unter 80 Punkten hörten, waren wir schon nicht sehr glücklich damit“, so Sandro Kaiser unumwunden. Dies lag vor allem an einem Widerspruch, der sich auftat. „Als unser Showprogramm beendet war, gab es tatsächlich Standing Ovations im vollen Stadion. Die Leute waren von den Socken. Und auch wir wussten: Das war das Beste, was wir gegenwärtig zu leisten imstande sind.“

Jury hat einen anderen Geschmack

Leider gingen die Geschmäcker in der Jury doch mehr in eine andere Richtung. „Wir haben unser Queen-Programm sehr gut gespielt und dargeboten. Leider wird die schwierige Verbindung von Popmusik und marschierter Choreografie von manchen Juroren nicht so richtig akzeptiert.“ Dies sei allerdings zu verschmerzen, denn der SZO wolle mit seiner Performance ja vor allem die Leute begeistern. Und das war auch diesmal wieder der Fall. „Wir haben Konzertanfragen aus den Niederlanden und Frankreich im Gepäck. Das freut uns natürlich ungemein.“

Barbara Lüke, die Bürgermeisterin von Pulsnitz, war am Sonntag selbst in Kerkrade gewesen. Quasi am letzten Tag ihres Urlaubs. „Ich war begeistert von der Stimmung im Stadion und der Leistung unserer Spielleute.“ Sie hob die Tatsache hervor, dass es zum Gold mit Sternchen im Marsch-Wettbewerb noch den Pokal für den besten ausländischen Auftritt gegeben hat. „Zweimal Gold und einmal Silber – das hat meine Erwartungen noch übertroffen.“

Auch die Bürgermeisterin lässt am Show-Auftritt keine großen Abstriche zu. „Der SZO hat in seiner Choreografie nicht nur in Richtung der Jury gespielt, sondern das ganze Stadion einbezogen. Das hat halt auch die Gegentribüne begeistert.“ Und das sei sehr viel Wert. Barbara Lüke war nach dem Auftritt gemeinsam mit den Spielleuten im Bus nach Hause gereist.

Gratulation aus der Heimat

In der Heimat hatte das tolle Abschneiden inzwischen schon die gebührende Resonanz erfahren. Viele hatten den Auftritt im Livestream verfolgt, manche kommentierten ihn sofort auf Facebook. Beispiele gefällig? Margit Boden, Bürgermeisterin der Nachbargemeinde Haselbachtal: „Hochachtung vor eurer Leistung!“ Swing-Sänger Dav Hansson aus Hoyerswerda: „Herzliche Glückwünsche auch von mir!“ Kay Kühne, Bauamtsleiter in Pulsnitz: „Da hat sich das viele Training ja gelohnt!“ Michael Hommel: „Der TSV Pulsnitz gratuliert dem SZO für das herausragende Ergebnis. Wir hoffen, euch auch mal zu einem Punktspiel bei uns begrüßen zu dürfen.“

Nun freilich ist erst einmal Sommerpause bis September. Mit einer Unterbrechung. Natürlich ist der Spielmannszug Oberlichtenau alljährlich beim Forstfest in Kamenz nicht wegzudenken. Auch die Lessingstädter freuen sich jedes Jahr auf ein Ensemble der Weltklasse. Das seinen Nachwuchs nicht nur aus dem Pulsnitztal, sondern aus der ganzen Region rekrutiert.