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Stahl ist bereit fürs Risikospiel

Mit 700 Fans reist Chemie Leipzig an diesem Wochenende nach Riesa. Vor der Begegnung ist die Anspannung groß.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Einen Tag vor dem Spiel wird es noch einmal hektisch für Rocco Stark. Gerade hat die Polizei ihm und den anderen Verantwortlichen von Stahl Riesa verkündet, dass die Fans der Gästemannschaft schon eine Stunde früher aus Leipzig anreisen als ursprünglich gedacht. Minutenlang ist der Sicherheitsleiter jetzt damit beschäftigt, die Ordner über den neuen Termin zu informieren. Die zeitigere Ankunft wirbelt die Planungen des Vereins noch einmal tüchtig durcheinander. Eigentlich sollte das Stadion erst 13 Uhr öffnen. Nun muss zumindest der Gästeblock schon früher zugänglich sein. Immerhin, für das Catering und den Bierausschank ist das gut, scherzt ein Verantwortlicher des Vereins.

Die Anspannung ist groß vor dem Spiel gegen den Tabellendritten BSG Chemie Leipzig. „Es ist ein altes Traditionsderby, ein Spitzenspiel“, sagt Vorstandsmitglied Dietrich Hoffmann. Das zeigt sich schon an den erwarteten Besucherzahlen: Wenn am Sonnabend um 14 Uhr angepfiffen wird, dann werden mindestens 1 000 Fans im Stadion sein. Ein Andrang, auf den sich der Verein schon seit Wochen vorbereitet, sagt Dietrich Hoffmann. Literweise Bier steht bereit, dazu rund 800 Doppelbrötchen und etwa genau so viele Bratwürste. Und erstmals sollen auch Fischbrötchen angeboten werden. 120 Stück hat der Verein besorgt. „Ein Experiment“, sagt Hoffmann, „mal sehen, wie es angenommen wird.“ Auch zusätzliche Dixi-Klos hat Stahl Riesa angesichts des erwarteten Ansturms von Fußballfans aufgestellt. Eine Vielzahl freiwilliger Helfer habe die eigene Freizeit geopfert, um den Platz und das Stadion für das Topspiel der Saison vorzubereiten, so Hoffmann. Von 8 bis 14 Uhr haben sie am Vortag geackert, damit alles glatt geht.

700 Karten gingen nach Leipzig

Allein 700 Karten seien nach Leipzig verkauft worden. Es hätten locker doppelt so viele sein können, deuten die Verantwortlichen an. Aber der Verein hatte das Kontingent begrenzt. Eine Sicherheitsmaßnahme, ebenso wie der meterhohe Zaun, der den Gästeblock umschließt. Denn mit dem Verhältnis zwischen Teilen der beiden Fanlager steht es nicht zum Besten. „Es ist ja kein Geheimnis, was letztens nach Ende des Spiels passiert ist“, sagt Dietrich Hoffmann. Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften in Riesa öffnete ein Chemie-Fan nach Abpfiff das Tor des Gästeblocks. Einzelne Leipzig-Anhänger betraten den Platz – woraufhin auch die Riesa-Fans den Platz stürmten. „Früher gab es mit den Chemie-Fans eigentlich nie Probleme“, sagt Stahl-Fan Tino Klein. Aber in den letzten Jahren habe sich die Szene politisiert. Mit der sportlichen Rivalität habe das nicht mehr viel zu tun.

Damit Szenen wie beim letzten Heimspiel gegen Chemie nicht wieder vorkommen, haben die Verantwortlichen des Riesaer Fußballvereins die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal erhöht. Nun verhindert eine Stahlkonstruktion am Tor des Gästeblocks, dass jemand durch das Gitter fassen und die Tür mit etwas Geschick von innen öffnen kann.

Während des Spiels sind auch mehr Polizeibeamte und mehr Sicherheitskräfte im Einsatz als sonst. Zu den 15 Heimordnern kommen laut Dietrich Hoffmann noch 22 Mitarbeiter eines Security-Dienstes. „Außerdem bringt der Gästeverein noch fünf Ordner mit.“ Einen höheren vierstelligen Betrag lässt sich der Verein die Sicherheitsfirma kosten. Auch deshalb sind die Eintrittskarten an diesem Tag einen Euro teurer als zu anderen Spielen.

Nach einer Viertelstunde ist die Sicherheitsbegehung der Polizei beendet. Nun werden mit den Sicherheitsleuten noch Detailfragen besprochen: In welcher Reihenfolge werden die Fans aus dem Stadion gelassen? In welchen Zeitabständen? „Ich will vermeiden, dass sich die beiden Fanlager nach dem Spiel treffen“, erklärt einer der Beamten. „Was wir alle nicht gebrauchen können, ist schlechte Publicity.“ Ein paar Änderungswünsche haben die Beamten noch. Eine dritte Schleuse für die Gästefans soll her, damit die schneller in ihren Block kommen. „Das machen wir jetzt gleich noch“, sagt Sicherheitsleiter Rocco Stark. Am Spieltag gibt es schließlich auch sonst genug zu tun.