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Ein Neuer in der Liesker Brauerei

Braumeister Eckhard Göbel geht in Rente mit 63. Sein Nachfolger ist Hartmut Rietschel aus Dresden. Mit neuen Ideen.

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© Frank Oehl

Von Frank Oehl

Eckhard Göbel ist eine Instanz in der Region. Der Braumeister der Liesker Missionshofbrauerei gibt zusammen mit seiner Frau Rosi ein Stimmungspaar der besten Sorte ab. Ob Forst- oder Straßenfest, ob Familien- und sonstige Feiern – Ecki präsentiert nicht nur das süffige Liesker in den Farben Pilsblond und Dunkel, sondern auch die eine oder andere Anekdote mit Gesang. Jetzt hat er sich – beinahe auf leisen Sohlen – aus der Berufstätigkeit verabschiedet. Seit 1. Dezember hat er seinen Nachfolger an den Stahltanks des Liesker Brauhauses eingearbeitet. Am Montag war sein letzter Arbeitstag. Jetzt ist Schluss, aber nicht mit lustig.

Bei Ausschreibungsverfahren durchgesetzt

Der Neue heißt Hartmut Rietschel. Der Dresdner, der aus Gersdorf stammt, hat sich im Ausschreibungsverfahren des Missionshofes gegen mehrere Interessenten durchgesetzt. „Ich hatte dabei kein Mitspracherecht“, sagt Eckhard Göbel. Dabei deutet das Ergebnis beinahe darauf hin. Beide kennen sich aus den längst vergangenen Hoch-Zeiten der Kamenzer Brauerei. Hartmut Rietschel hat dort gelernt – bei Eckhard Göbel. Das war von 1974 bis 1976. Auch später, als der Gersdorfer der Liebe und von Berufs wegen ins Elbtal gezogen war, behielt man sich immer im Auge. Zum Beispiel bei den regelmäßigen Brauertreffen an der Berufsschule in Dresden. „Es ist ein wirklich glücklicher Umstand, dass Hartmut den Zuschlag erhalten hat“, sagt Ecki, der als einer der ersten überhaupt die Rente mit 63 in Anspruch nehmen kann. „Ich habe immer gesagt, wenn es einen Nachfolger für mich gibt, höre ich auf.“

Das ging nun doch verdammt schnell. Aber sein Nachfolger beruhigt: „Ecki bleibt uns weiterhin erhalten.“ Na, das walte Hugo! Seine Frau, die Rosi, ist noch eineinhalb Jahre von der Rente (ebenfalls mit 63) entfernt – solange kommt Ecki ja eh nicht weg. Obwohl die nächsten Fernreise-Ziele schon feststehen. Das Paar ist gern unterwegs, aber auch gern daheim in Kamenz. In der Theaterstraße hat man das Haus gerade erst in Schuss gebracht, das will weiter abgewohnt sein. Im Frühjahr wird dann auch das jüngst vom Stadtrat abgesegnete Wandbild angebracht. Es wird ein Brauereiwagen mit Pferden sein. So viel Kamenzer Historie muss schon sein.

Erinnerung an Kamenzer Biertradition

Beide Liesker Brauer, der alte und der neue, leiden, wenn sie von Pulsnitz kommend in die Lessingstadt fahren. Rietschel: „Der Brauereiteich ist noch da, die Brauerei nicht mehr. Das schmerzt.“ Mit dem Abbruch die Biertradition ist schließlich auch ein wohlschmeckender Gerstensaft made in Kamenz verschwunden, und das Pferdegespann an Eckis Hauswand wird auch daran erinnern. Und natürlich auch an dessen Tätigkeit in Lieske. Die Brauerei zum Bergschlösschen hat ja auch eine interessante Geschichte, die nun ab 1. Januar neu fortgeschrieben wird.

Hartmut Rietschel hat – wie gesagt – das Brauerhandwerk von der Pike auf gelernt. Zuerst war er in der Waldschlösschen-Brauerei in Dresden zugange, nach deren Ende wechselte er aus dem Tal hoch auf die Hügel – nach Coschütz. Als dort 2011 neue Eigentümer die Sparbremse einlegten, mussten vor allem die Älteren dran glauben. Rietschel wechselte in eine Hausbrauerei in Dresden – und nun also nach Lieske, in einen Handwerksbetrieb der alten Schule. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe“, sagt der Dresdner, der jeden Tag pendeln wird. „Wenn einer täglich von Kamenz nach Dresden auf Arbeit fährt, ist das völlig normal. Nur, wenn es in die andere Richtung geht, wird das bestaunt. Das ist doch komisch, oder?“

Süffiges Pils besonders gefragt

Mit den technischen Bedingungen in Lieske hat sich der Neue schon vertraut gemacht. Die Kapazität pro Jahr sind 2 000 Hektoliter, die aber kaum erreicht werden können. Die besondere „Eigentumsflasche“ mit Bügel ist ein Handicap, das immer wieder Lieferengpässe verursacht. Gerade dann, wenn das süffige, auch bei Frauen beliebte Pils besonders gefragt ist. Also im Sommer. Hartmut Rietschel ist sich sicher, bereits zu Ostern eine neue Abfüllung in Fünf-Liter-Blechfässern anbieten zu können. „Damit wollen wir der Kundschaft entgegenkommen“, sagt der Neue. Der auch schon ein wichtiges Jubiläum im Blick hat: 2016 wird das älteste Lebensmittelgesetz der Welt – das Reinheitsgebot für deutsche Biere – 500 Jahre alt. „Da lassen wir uns in Lieske natürlich etwas Besonderes einfallen.“ Was noch ein Geheimnis ist ...