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Neue Ärzte für städtische Klinik

Das Medizinische Versorgungszentrum Dresden wächst weiter, obwohl die Stadt mit Fachärzten eigentlich überversorgt ist. Wie geht das?

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© Sven Ellger

Von Juliane Richter

Dresden. Das städtische Klinikum Dresden baut sein Angebot bei der Versorgung ambulanter Patienten weiter aus. Im Rahmen des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) treten im August drei neue Ärzte ihren Dienst an. Neben Hausärztin Güde Tränkner wird es eine Ärztin für psychosomatische Medizin und eine Ärztin für physikalisch-rehabilitative Medizin geben.

Güde Tränkner arbeitet ab August als Hausärztin im Friedrichstädter Klinikum. Im Haus B bezieht sie mit ihren Kolleginnen Räume im Erdgeschoss.
Güde Tränkner arbeitet ab August als Hausärztin im Friedrichstädter Klinikum. Im Haus B bezieht sie mit ihren Kolleginnen Räume im Erdgeschoss. © Sven Ellger

Damit gehören dem MVZ dann insgesamt sieben Ärzte an. Bisher ist aus Platzgründen kein gemeinsames Gebäude für alle MVZ-Ärzte geplant. Die drei neuen Ärzte ziehen in das Erdgeschoss von Haus B auf dem Gelände des Friedrichstädter Klinikums. Dort teilen sie sich eine Anmeldung und den Wartebereich. Seit dieser Woche werden Termine für August vergeben. Die bereits seit April 2016 zum MVZ gehörenden drei Hautärzte bleiben in Haus A, in dem sie schon vorher praktiziert haben. Eine weitere Hausärztin in Prohlis gehört seit Januar zum Versorgungszentrum.

Eine Gesetzesänderung im Sommer 2015 hatte es dem Klinikum überhaupt erst möglich gemacht, diese Form der ambulanten Versorgung anzubieten. Die Struktur des MVZ erinnert dabei stark an die der Poliklinik aus DDR-Zeiten. Der Stadtrat hatte den Auftrag zur MVZ-Gründung erteilt. Hintergrund ist, dass die angestellten Ärzte innerhalb des Versorgungszentrums enger kooperieren können. Im direkten Austausch können sie Folgetermine bei einem Kollegen schneller in die Wege leiten oder die gemeinsame Behandlung besser koordinieren. Die neue Hausärztin Güde Tränkner nimmt damit auch die Rolle als Weichenstellerin ein. „Je nach Dringlichkeit sollte es schnellere Termine geben. Aber wenn die Terminkalender wie bei den Hautärzten voll sind, kann ich natürlich wenig ausrichten“, sagt die 51-Jährige. Sie wird in Friedrichstadt an fünf Tagen die Woche praktizieren und auch Ultraschall, EKG, Langzeitblutdruck sowie Lungenfunktionsmessungen anbieten.

Hat sie bei einem Patienten den Verdacht, dass Schmerzen keine organische Ursache haben, kann sie diesen möglicherweise direkt nach nebenan zu ihrer Kollegin Antje Völkel schicken. Die neue Ärztin für psychosomatische Medizin am MVZ bietet eine Akutsprechstunde an. Patienten stehen hier zehn Behandlungsstunden innerhalb von zwei Jahren zu – eine Überweisung von einem anderen Arzt ist nicht notwendig. Das Klinikum sieht in diesem Bereich einen besonderen Bedarf, weil Termine bei Psychotherapeuten rar sind. Und nicht jedes psychische Problem ist so schwerwiegend, dass gleich eine stationäre Behandlung infrage kommt. Sollte diese dennoch nötig werden, kann Antje Völkel auch hierbei helfen. Denn während sie im MVZ vorerst nur zwei Tage ambulant arbeitet, ist sie die restlichen drei Tage in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie auf dem Weißen Hirsch tätig.

Auch die dritte neue MVZ-Ärztin, Bettina Hillig, arbeitet teils stationär und teils ambulant. Bisher ist sie bereits Abteilungsleiterin für Physikalische und Rehabilitative Medizin und behandelt Patienten, deren Bewegungsapparat eingeschränkt ist. Dabei wird in erster Linie der konservative Weg, also ohne eine Operation, verfolgt. Im Stationsalltag hat sie festgestellt, dass bei vielen Patienten der Bedarf einer ambulanten Weiterbehandlung besteht, der bisher so nicht gedeckt werden kann. Diese Patienten nimmt Hillig nun mit ins MVZ.

Weiterer Hautarzt auf Wunschliste

Für die Struktur und Organisation des Versorgungszentrums ist Hendrik Augustin zuständig. Elf Jahre lang hat er ein ähnliches Versorgungszentrum am Klinikum Chemnitz mit insgesamt 15 Fachrichtungen betreut. Ob das hiesige MVZ irgendwann genauso groß sein wird, wagt er jetzt noch nicht zu prophezeien. Denn das MVZ darf nicht einfach nach Belieben Ärzte anstellen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen lässt neue Arztsitze nur dort zu, wo auch ein Bedarf besteht. Nach den Berechnungen der KV ist Dresden jedoch mit Fachärzten überversorgt. Neuzulassungen sind derzeit nur bei Hausärzten möglich. Hendrik Augustin muss sich deshalb für das MVZ um Sitze, die abgegeben werden, bewerben oder sie kaufen. Für den Kauf sind von 2016 bis 2019 jährlich 200 000 Euro im Wirtschaftsplan des Klinikums vorgesehen. „Der Sitz für eine Hausarztpraxis kostet bis zu 50 000 Euro. Dafür bekommen wir aber nicht nur die Einrichtung, sondern auch einen umfangreichen Patientenstamm“, sagt Augustin.

Jürgen Richter, Verwaltungsdirektor des Städtischen Klinikums, hatte einst angekündigt, dass das MVZ binnen drei Jahren kostendeckend arbeiten müsse. Augustin glaubt, dass dieses Ziel vermutlich noch nicht erreicht werden kann. Insbesondere, wenn weitere neue Ärzte folgen. Die Defizite könnten aber in der Bilanz ausgeglichen werden. Ein zusätzlicher Zuschuss der Stadt sei nicht nötig.

Über konkrete Ideen zu weiteren neuen MVZ-Ärzten möchte Augustin noch nicht reden. Er würde aber am liebsten einen vierten Hautarzt anstellen. Die bisherigen drei sind komplett ausgelastet. Pro Quartal behandeln sie rund 3 300 Patienten. Zum Quartalsbeginn bilden sich deshalb lange Warteschlangen – für einen Termin im Folgequartal.

Terminvergabe MVZ Haus B unter 0351 4804500