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Stadtrat will Jugendzentrum-Bau beschließen

Am Donnerstag steht das Vorhaben in Görlitz auf der Tagesordnung. Der Millionenbau soll eine denkmalgeschützte „Ruine“ retten.

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© nikolaischmidt.de

Von Sebastian Beutler

Görlitz. Der Stadtrat soll am kommenden Donnerstag über den Bau des Jugend- und Soziokulturellen Zentrums für knapp 3,3 Millionen Euro entscheiden. Das geht aus der Tagesordnung des Stadtrates hervor. Ob die Finanzierung des Baus jetzt gesichert ist, ist unklar. Im Oktober wurde die Vorlage deswegen zurückgezogen. In der Vorlage der Stadträte, die allerdings von Ende September datiert und vom Technischen Ausschuss am Mittwoch nicht-öffentlich beraten wird, heißt es, dass die Fördermittelbescheide noch nicht vorliegen. Dagegen erklärte Rolf Weidle, Vorsitzender der Bürgerfraktion, gestern gegenüber der SZ, ihm sei vom Rathaus mitgeteilt worden, „dass alles abgesichert und geregelt ist“. Es sei eine Forderung der Großen Koalition im Stadtrat gewesen, dass jetzt über das Vorhaben abgestimmt werde. CDU-Fraktionsvorsitzender Dieter Gleisberg sagte gegenüber der SZ, der Beschluss am Donnerstag sei nötig, damit den Stadträten nicht der Geduldsfaden reiße und sie ihren Langmut gegenüber dem Projekt nicht verlieren. Insofern trage der Beschluss auch „Symbolcharakter“. Obwohl es in der CDU intern massive Kritik an dem Vorhaben gibt, glaubt Gleisberg, dass das Zentrum mehr leisten und zusammenführen kann als die einzelnen Clubs in der Stadt, die gut arbeiten. Er sagte aber auch: „Wie lange diese Sichtweise hält, werden wir sehen.“

Das Jugendzentrum entsteht in der früheren Furnierhalle des Waggonbaus. Den Zustand des Gebäudes beschreibt die Stadt als „ruinös. Teile des Daches sind bereits eingestürzt, ständige Durchfeuchtungungen haben zu Schäden an der Bausubstanz geführt“. Das Dach wird deshalb nach historischem Vorbild neu gebaut, die Außenwände aus gemauerten Ziegeln lediglich in geringem Maße repariert, der Boden muss bis in eine Tiefe von 50 Zentimetern komplett ausgetauscht werden, anschließend wird ein Stahlbetonboden eingezogen. Die vorhandenen Stahlstützen bleiben erhalten und erhalten einen Korrosions- wie Brandschutzanstrich. Die voraussichtlichen Baukosten in Höhe von 3358552 Euro sollen durch Mittel aus dem Brücken-Investitionsprogramm des Freistaates in Höhe von 1,028 Millionen Euro sowie des Förderprogramms „Stadtumbau Ost“ in Höhe von 1,661 Millionen Euro gedeckt werden. Außerdem stellt die Stadt aus eigenen Geldern 556000 Euro zur Verfügung, 12000 Euro trägt Kommwohnen bei. Nach Angabe von Stadträten gehört der Wohnungsbaugesellschaft das Gebäude noch immer, die Stadt will es aber erwerben. Auf den Förderbescheid für das Brückenprogramm wartete die Stadt zuletzt noch, genauso wie auf die Zustimmung der Sächsischen Aufbaubank sowie auf die baufachliche Stellungnahme des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement. All das ist nötig, damit die Gelder aus dem Stadtumbau-Programm fließen, die generell der Stadt zugesagt wurden. Oberbürgermeister Siegfried Deinege hatte in der SZ Ende Oktober erklärt, dass er mit all den Unterlagen Anfang November rechne. In der Beschlussvorlage ist das aber nicht vermerkt worden. Das Zentrum soll ab Juni 2019 genutzt werden können. Ungeachtet der finanziellen Bedingungen wird nun auch deutlicher, was in dem Zentrum geplant ist. Der Veranstaltungsraum für 300 Personen soll für Nachtveranstaltungen wie Konzerte & Diskos, Märkte & Börsen, für Nachmittags- und Abendveranstaltungen wie Konzerte, Theater-, Tanz-, Filmaufführungen, Lesungen, Finissagen, Vernissagen, Vorträgen, Jam-Sessions, Bandcontests, Bürgerversammlungen, Konferenzen und Nutzung für Workshops, auch für Seminare zur Verfügung stehen. Er steht den Nutzern von 10 bis 5 Uhr am Morgen zur Verfügung, eine Bar ist ebenso vorgesehen.

Der als eigentlicher Jugendtreff vorgesehene Raum hingegen wird nur von 10 bis 20 Uhr den Jugendlichen offen stehen, auch wird er auf maximal 20 Personen ausgelegt. Ein Modellbauraum soll mit 3D-Drucker, Laser-Cutter, Tisch-CNC-Maschinen sowie Pressen zum Tiefziehen ausgestattet werden. Ebenso sehen die Pläne ein Restaurant für 80 Personen vor, es soll von 11 bis 14 und von 18 bis 23 Uhr geöffnet haben und sowohl Mittags- als auch Abendtisch anbieten. Allerdings werden Küche und Restaurant nur in ihrer baulichen Struktur hergestellt, ein Ausbau der Räume erfolgt durch die Nutzer selbst. Auch ein Tonstudio enthalten die Pläne, die dem Stadtrat jetzt vorliegen. Genauso wie ausreichend Toiletten, Foyers und Garderoben für ein Veranstaltungshaus dieser Größenordnung. Der Stadtrat hatte bereits im Februar 2016 den Verein „Second Attempt“ zum Betreiber des Zentrums bestimmt, es war der einzige Bewerber bei einer Ausschreibung. Zugleich beschloss der Stadtrat eine finanzielle Unterstützung des Vereins. So flossen im vergangenen Jahr bereits 60000 Euro an den Verein, in diesem Jahr 80 000 Euro, 2018 werden es 112 000 Euro sein. 2019 steigt der Zuschuss auf 130000 Euro, um ab 2020 bei 140000 Euro zu liegen.