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Stadtfest stinkt den Anwohnern

Weil Toiletten fehlten, erledigten viele Besucher ihre Notdurft anderswo. Dabei war der Stadt das Problem bekannt.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Wenn Daniela Henschel vom Stadtfest erzählt, kann sie sich gewaltig in Rage reden. „Ich bin richtig sauer“, sagt die Inhaberin von Mode und Antik an der Hauptstraße immer wieder. Grund für ihren Ärger ist nicht das Programm oder die Organisation allgemein. „Das Wetter war super, das Drumherum – alles okay.“ Umso mehr regt Daniela Henschel diese eine Sache auf: die fehlenden Toiletten.

© privat

Denn wer am vergangenen Wochenende das Fest besuchte und Am Technikum unterwegs war, der hatte es doch recht weit, wenn er seine Notdurft verrichten wollte, erzählt Henschel, deren Geschäft mit der Rückseite den Parkplatz begrenzt. Auf dem Parkplatz selbst stand keine Toilette. Wer ein dringendes Bedürfnis hatte, musste bis zum öffentlichen WC am Rathausplatz oder in den Innenhof von Margenberg laufen und dann oftmals lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Ganz besonders ärgert sich Daniela Henschel, weil sie das Problem schon im vergangenen Jahr angesprochen hatte. „Ich bin schon letztes Jahr beim Oberbürgermeister gewesen, und in diesem Jahr zweimal.“ Und bei jedem Gespräch habe sie ihn darauf hingewiesen, doch bitte an die Toiletten zum Stadtfest zu denken. Entsprechend geschockt sei sie gewesen, als sie bemerkte, wie wenige zusätzliche Toiletten aufgestellt worden seien, obwohl auch in diesem Jahr rund 28 000 Menschen das Stadtfest besuchten. „Hier wurde an der falschen Stelle gespart“, kritisiert Daniela Henschel.

Notdurft an der Häuserwand

Die Folge des Toilettenmangels: Zahlreiche Besucher erledigten ihre Notdurft am Rand des Technikums-Parkplatzes: in Hecken, Sträuchern, zwischen den Transportern der Schausteller – oder an den Mauern der angrenzenden Häuser. „Selbst die Aussteller haben da mit dem Kopf geschüttelt“, ärgert sich Henschel. Den Dreck habe sie teilweise selbst weggeräumt – auch, wenn die Stadtreinigung jeden Morgen da war. „Mir tun vor allem die Leute leid, die das aufräumen müssen“, sagt sie und schüttelt sich.

Auch ihr Nachbar Matthias Kirsten erzählt von den „Nachwehen des Stadtfestes“, wie er es nennt. Für eine Essensmeile seien das am Wochenende einfach zu wenig Toiletten gewesen, sagt der Stadtrat. Allerdings habe Riesa da generell ein Problem: Es gebe einfach zu wenig öffentliche Toiletten in der Stadt. Gerade auf den Parkplatz gehöre eigentlich dauerhaft ein Toilettenhäuschen. „Hier kommen ja nicht nur Riesaer her, sondern hier parken auch Leute von außerhalb, die auf der Hauptstraße einkaufen wollen.“

Die Disziplin der Besucher ist das Problem

Das Thema ist eine Art Dauerbrenner beim Stadtfest. Im Jahr 2011 hatten die Organisatoren die Situation verbessert, mehr Toiletten-Container installiert und den Weg zu den WCs auch besser ausgeschildert. Vereinzelte Beschwerden gab es aber auch danach noch. Das städtische Tochterunternehmen FVG, das für die Organisation des Stadtfestes verantwortlich war, nimmt das Problem ernst, betont Sprecher Tobias Czäczine. Allerdings sei weniger die Distanz der Toiletten ein Problem, als vielmehr die Disziplin der Besucher.

Es sei zum Beispiel festgestellt worden, „dass sich selbst einige Stadtfestbesucher direkt neben der öffentlichen Toilette auf dem Rathausplatz erleichtert haben, obwohl wir hier auch verhindernd eingewirkt haben.“ Die 150 Meter vom Technikums-Parkplatz bis zum Innenhof von Margenberg oder zum Rathausplatz seien dagegen ein „zumutbarer Weg“, betonte Czäczine. Daniela Henschel sieht das etwas anders. Denn schließlich hätten auch die Händler ab und an dringende Bedürfnisse und nur selten fließendes Wasser zur Verfügung. „Wer da allein am Stand steht, läuft ganz sicher nicht bis zum Rathausplatz.“ Das habe sie selbst beobachtet, erklärt sie, ohne Namen zu nennen.

Matthias Kirsten überlegt derweil, zumindest eine der Pinkelecken im nächsten Jahr mit Bauzäunen abzusperren. Aber eigentlich müsste man das Problem an der Wurzel packen, weiß er. Und das gehe wohl nur über weitere Toilettenhäuschen.