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Stadt überprüft die Brückenwellen

Trotz holpriger Fahrbahn und kaputter Leuchten hält Baubürgermeister Marx die Waldschlößchenbrücke für gelungen.

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© Steffen Füssel

An diesem Sonntag wird die Dresdner Waldschlößchenbrücke ein Jahr alt. Der Bau der Elbquerung hatte fast sechs Jahre gedauert. Jetzt nutzen täglich Tausende Autos, aber auch Radfahrer und Fußgänger die Brücke. Allerdings gab es einige Probleme – die reichen von vereisten Treppen im Winter über ausgefallene LED-Leuchten bis hin zur welligen Fahrbahn. Außerdem ist noch unklar, wie teuer die Brücke letztlich wird. Darüber sprach die SZ mit Baubürgermeister Jörn Marx (CDU).

Bauchef Jörn Marx weiß noch nicht, wann alle Brückenanschlüsse vernünftig ausgebaut sind. Foto: André Wirsig
Bauchef Jörn Marx weiß noch nicht, wann alle Brückenanschlüsse vernünftig ausgebaut sind. Foto: André Wirsig © André Wirsig

Herr Marx, der Asphalt auf der Waldschlößchenbrücke schlägt Wellen. Wie oft waren Sie schon zum Wellenreiten?

(Lacht) Persönlich kann ich gar nicht wellenreiten. Ich war aber schon auf der Waldschlößchenbrücke und musste dort auf der Fahrbahn auch nicht wellenreiten. 2013 hatten sich Leute über die Wellen beklagt. Wir haben sie kontrolliert und festgestellt, dass sie sich weitgehend in den Toleranzmaßen bewegen. Auch die sogenannten Ausreißer sind nicht verkehrsgefährdend. Wir werden das auch weiter überprüfen.

Aber selbst nach Aussagen der Stadt waren die Asphaltwellen mehr als doppelt so hoch wie zulässig …

Das waren nur Einzelfälle. Und alle Abweichungen liegen unter einem Zentimeter.

Wird dort nachgearbeitet?

Nach dem Sommer nehmen wir nochmals Ebenheitsmessungen vor, um auch die Auswirkungen des Verkehrs auf die Oberfläche zu bewerten. Danach werden unsere Fachleute entscheiden, ob weitere Maßnahmen notwendig sind.

Ein kürzlich ausgefallenes Temposchild hat Kraftfahrer völlig verwirrt. Es zeigte 30 km/h an, die beiden anderen 50. Ausgefallen waren zuvor auch zahlreiche LED-Leuchten. Sind solche technischen Pannen der Normalfall auf der Brücke?

Das nicht. Denn eigentlich dürfte so etwas nicht passieren. Die defekten LED-Leuchten in den Handläufen wurden im Rahmen der Gewährleistung ersetzt. Wir hatten in anderen Bereichen Probleme, da sich die Kanaldeckel abgesenkt hatten. Die sind ebenfalls im Rahmen der Gewährleistung in Ordnung gebracht worden. Dass die Mechanik von umklappbaren Schildern ausfällt, kann mal passieren.

Sind Sie denn insgesamt mit der Qualität der Brücke unzufrieden?

Nein. Ich gehe immer wieder über die Brücke. Selbst nach einem Jahr intensiver Nutzung schätze ich sie als ein sehr schönes, handwerklich gut gewordenes Produkt ein. Außer den genannten Mängeln haben wir nur wenige Probleme.

Wellen geschlagen haben auch die Baukosten. Aus der Summe von 156 wurden 181 Millionen Euro. Die Nachtragszahlungen sind auf 49 Millionen Euro gestiegen. Zudem fordert die Bau-Arbeitsgemeinschaft zwölf Millionen. Ist ein Ende der Kostenspirale absehbar?

Wir haben Mitte Juli die Schlussrechnung bekommen. Die prüfen wir. Wir bezahlen das, worauf ein Rechtsanspruch aus dem Vertrag besteht. Die Stadt hat eine Feststellungsklage eingereicht, bei der es um die Auslegung einer Vereinbarung geht. Wir müssen abwarten, was das Gericht entscheidet.

Gibt es schon einen Gerichtstermin?

Das Verfahren ist vor dem Bundesgerichtshof. Ich kann aber nicht sagen, wann die Entscheidung fällt.

Wird die Schlussrechnung deutlich über 181 Millionen Euro liegen?

Die Prüfung der Schlussrechnung wird erst gegen Ende September abgeschlossen sein. Deshalb kann ich jetzt noch keine Auskunft geben.

Auf die Waldschlößchenbrücke wurden große Hoffnungen gesetzt. Entlastet sie denn das Dresdner Straßennetz wie erwartet?

Damit sind wir sehr zufrieden. Mit der Waldschlößchenbrücke wollten wir eine Hauptverkehrsader über die Fetscherstraße und die Stauffenbergallee aufmachen. Jetzt übernimmt sie die Funktion, die wir uns vorgestellt haben, also Hauptsammelstraße und Entlastung der Wohngebiete.

Die vorhandenen Brücken werden auch entlastet. Bei der Sanierung der Albertbrücke hilft uns das sehr. Ich denke, dass wir die Prognosezahlen für den Verkehr in einer wachsenden Stadt erreichen werden.

Von Wellen kann am rechtselbischen Brückenanschluss schon keine Rede mehr sein. Die über 100 Jahre alte, gepflasterte westliche Stauffenbergallee gleicht eher einer Panzerstraße. Wann wird sie saniert?

Das ist noch eine Finanzierungsfrage. Im Haushalt ist nichts vorgesehen. Wir haben derzeit große Bauprojekte, wie die Schandauer Straße und die Albertbrücke. Die Augustusbrücke ist auch geplant. Auch in den kommenden Doppelhaushalt 2015/2016 werden wir die Finanzierung der Stauffenbergallee nicht hineinbekommen.

Das Gespräch führte Peter Hilbert.