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Russische Kriegsgräber aufpoliert

Auf dem Frauenfriedhof sind 22 Grabsteine erneuert worden. Weitere sollen folgen.

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© Matthias Weber

Von Jan Lange

Zittau. Frischer Schnee bedeckt die schwarzen Gesteinsplatten. Steinmetz Hans Herbig wischt die weiße Pracht beiseite, um die Schrift sichtbar zu machen. Es handelt sich um russische Buchstaben. Sie stehen für die sowjetischen Opfer des Zweiten Weltkrieges.

Vor einigen Monaten waren die Grabplatten noch vom Grün überwuchert, die Beschriftung nur sehr schlecht zu erkennen. Nun glänzen Namen und Platten wie neu. Die Anlage wurde im Auftrag der Stadt verschönert – zumindest die beiden ersten Reihen mit ihren jeweils elf Gräbern. „Sie sahen nicht mehr würdig aus“, sagt Rosita Pohl vom Referat Grünflächen der Zittauer Stadtverwaltung.

Die Grabplatten, die vermutlich aus Lausitzer Syenit sind, wurden laut Herbig überarbeitet, gereinigt und nachpoliert. Zudem sind die Schriften gereinigt und neu vergoldet worden. Alles sollte möglichst originalgetreu erhalten werden. Der Ostritzer Steinmetz hat Erfahrung auf diesem Gebiet. In Rohne, einem Ortsteil der Gemeinde Schleife, habe er ebenfalls eine Gedenkstätte erneuert.

Einige der in der Zittauer Anlage Begrabenen sind erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gestorben – wie die Lebensdaten zeigen. So steht unter dem Namen Scharifow Ismag der 8. April 1946. Warum auch Russen, die nach dem Kriegsende verstorben sind, hier beerdigt wurden, darüber liegen der Stadtverwaltung so gut wie keine Informationen vor. Überhaupt ist nur von einem Teil der Opfer der Name bekannt. Auf sieben der 22 Platten ist ein Name verewigt, auf den restlichen steht „unbekannter Soldat“ auf Russisch.

Neben den 22 erneuerten Steinen gibt es weitere Gräber, die noch auf eine Sanierung warten. Eigentlich wollte die Stadt die gesamte Anlage in einem Zug auf Vordermann bringen lassen. Doch das hätte zum einen die eigenen Kapazitäten gesprengt, sagt Frau Pohl, zum anderen wäre die Fördersumme zu groß gewesen. Deshalb teilte die Stadt das Vorhaben auf. Der untere Anlagenteil, der laut Frau Pohl am schlimmsten aussah, wurde zuerst in Angriff genommen. Vermutlich fand die letzte Verschönerung noch zu DDR-Zeiten statt.

Mehr als 17500 Euro stellte das Land Sachsen für die jetzige Erneuerung zur Verfügung. Die Stadt musste selbst nichts beisteuern, der Freistaat trägt die Kosten zu 100 Prozent. Wann die beiden anderen Abschnitte erneuert werden, dazu kann die Rathausmitarbeiterin momentan noch keine Aussage machen. Auch beim unteren Bereich haben die Vorbereitungen mehrere Jahre in Anspruch genommen. Seit 2013 geplant, konnten die Grabsteine erst jetzt erneuert werden. „Planungen erstellen und Genehmigungen einholen, das dauert alles“, erklärt Frau Pohl. Die Bewilligung der Fördermittel habe sich ebenfalls über Monate hingezogen. Für das am Ende bereitgestellte Geld wurden auch die Wege erneuert, neue Hecken und Bäume gepflanzt und der alte Wildwuchs entfernt.

Rosita Pohl rechnet damit, dass der nördlich gelegene Bereich weniger kosten wird, während der dritte Abschnitt wohl teurer werden wird. Denn hier muss auch die Stützmauer erneuert werden.

Auch wenn der Frauenfriedhof der evangelischen Kirchgemeinde gehört, kümmert sich die Stadt um die Kriegsgräber für die russischen Soldaten. Der deutsch-sowjetische Nachbarschaftsvertrag aus dem Jahr 1990 regelt das. Dort wurde festgeschrieben, dass die Kriegsgräber für die sowjetischen Opfer erhalten und gepflegt werden. Diese Aufgabe obliegt der jeweiligen Kommune, im Falle des Frauenfriedhofes also der Stadt Zittau. Mehrmals im Jahr stehen Rasen mähen, Bepflanzungen, Flächen und Wege säubern und Gehölze pflegen auf dem Plan. Der Freistaat Sachsen zahlt dafür eine jährliche Pflegepauschale für die Anlage in Höhe von 418 Euro. Mit dem kleinen Betrag sei nicht viel möglich, meint Frau Pohl.

Zu DDR-Zeiten wurden alle sowjetischen Ehrenmale und Soldatenfriedhöfe automatisch unter Denkmalschutz gestellt. Und die Denkmalschutzlisten der DDR gelten bis heute weiter.