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Stadt plant 14 Flüchtlingsheime

In den nächsten zwei Jahren will die Stadt mehr als 2.000 Plätze für weitere Asylbewerber schaffen. Auch Hotels sollen umgewandelt werden. Mancherorts sorgen die Pläne für Überraschung.

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© dpa

Von Juliane Richter

Sozialbürgermeister Martin Seidel (parteilos) hat am Freitag detailliert die Pläne für die neuen Asylbewerberheime dargelegt. Für die zwölf genannten Standorte, über welche die Sächsische Zeitung bereits am Freitag informiert hat, gibt es demnach keine Alternative. Seidel hofft deshalb auf das Verständnis der Bürger und die Unterstützung des Stadtrates, der wohl Anfang Dezember entscheiden soll. Bereits im selben Monat sollen die ersten drei neuen Einrichtungen in Löbtau, Briesnitz und Pappritz eröffnen. Wenn einer der Standorte nicht wie geplant umgesetzt werden kann, müsse die Stadt eventuell auf Notunterkünfte in Form von Turnhallen oder Zeltstädten zurückgreifen. „Aber darüber kann man im Dezember oder Januar ja nicht reden“, sagt Seidel.

In den insgesamt zwölf neuen Heimen sollen rund 850 Plätze für Asylbewerber entstehen. Dafür sollen sechs bestehende Gebäude angemietet und entsprechend ausgebaut werden sowie sechs Häuser in Fertigbauweise errichtet werden. 1.300 weitere Plätze will die Stadt mithilfe von Wohnungen anbieten. Diese sollen größtenteils von der Gagfah angemietet werden und sich vor allem in den Stadtteilen Johannstadt, Gorbitz, Prohlis, Leuben und auch am Jägerpark befinden. Noch nicht ganz klar scheinen die Kosten zu sein, die mit diesen Maßnahmen auf die Stadt zukommen. Bürgermeister Seidel geht derzeit davon aus, dass die sechs Neubauten allein rund 14,6 Millionen Euro kosten werden. Er hofft in diesem Punkt auf Fördermittel vom Land – im besten Fall soll der Freistaat zwei Drittel übernehmen. Eine feste Zusage gibt es dafür aber noch nicht. Unabhängig davon hat die Stadt laut Seidel diese Investitionskosten noch nicht im neuen Doppelhaushalt berücksichtigt. Woher das Geld dafür kommen soll, ist deshalb derzeit unklar. Zu den Kosten für Anmietung und Ausbau der bestehenden Häuser und Wohnungen konnte die Stadt keine Angaben machen.

Laut Sozialamtsleiterin Susanne Cordts kommen auf die Stadt aber noch weitere Mehrausgaben durch die steigenden Asylbewerberzahlen in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro zu. Diese setzen sich aus jener Grundsicherung, die jeder Asylbewerber von der Stadt erhält, und den Mehrkosten für die eingestellten Sozialarbeiter zusammen. Derzeit betreuen zehn Personen die Asylbewerber in den Heimen und Wohnungen. Im kommenden Jahr sollen es nach derzeitigen Prognosen 18, im Jahr 2016 wohl 22 Betreuer sein.

Hier sollen die Heime entstehen

Gustav-Hartmann-Straße
94 Plätze, Anmietung, Inbetriebnahme: Februar 2015

Tharandter Straße
40 Plätze, Anmietung, Inbetriebnahme: Dezember 2014

Wachwitzer Höhenweg
60 Plätze, Anmietung, Inbetriebnahme: Dezember 2014

Podemusstraße
67 Plätze, Anmietung, Inbetriebnahme: Dezember 2014

Lockwitztalstraße
72 Plätze, Anmietung, Inbetriebnahme: Juli 2015

Heidenauer Straße
150 Plätze, Anmietung, Inbetriebnahme: April 2016

Wendel-Hipler-Straße
59 Plätze, Neubau, Inbetriebnahme: November 2016

Breitscheidstraße
60 Plätze, Neubau, Inbetriebnahme: November 2016

Carl-Immermann-Straße
60 Plätze, Neubau, Inbetriebnahme: Dezember 2016

Teplitzer Straße
60 Plätze, Neubau, Inbetriebnahme: Dezember 2016

Karl-Marx-Straße
60 Plätze, Neubau, Inbetriebnahme: Dezember 2016

Pirnaer Landstraße
60 Plätze, Neubau, Inbetriebnahme: Dezember 2016

Leipziger Straße
25 Plätze, Anmietung (bereits in Nutzung)

Walterstraße
72 Plätze, Anmietung (bereits in Nutzung)

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Sozialbürgermeister Seidel geht davon aus, dass bis Ende 2016 fast 4 000 Asylsuchende in Dresden leben werden. Nach den jetzigen Berechnungen würden dann die neu geschaffenen Plätze noch immer nicht reichen. „Wir hätten womöglich trotzdem eine Unterdeckung von 170 Plätzen“, sagt Seidel. Wenn sich die Dynamik bei der Zahl der Asylbewerber darüber hinaus noch weiter verstärkt, müsse man schon in einem Jahr über die Schaffung zusätzlicher Plätze nachdenken. Die Unterbringung der Asylsuchenden ist eine Pflichtaufgabe der Stadt – diese solle „angemessen“ erfolgen. Zum Konzept gehört deshalb auch, dass im Schnitt in einem Heim nur 65 Asylsuchende leben. Damit sollen auch soziale Konflikte verringert werden, die beim Zusammenleben verschiedenster Nationalitäten durchaus entstehen würden, sagt Seidel.

Hilfe von Vereinen und Initiativen

Mit einigen Schlagworten hat der Bürgermeister sich gestern auch zur sozialen Integration der Asylbewerber geäußert. Dabei gehe es nicht nur um die Betreuung des Einzelnen, sondern auch um Nachbarschafts- und Netzwerkarbeit. Zusätzliche Sozialarbeiter wird es dafür aber nicht geben. Die Arbeit soll von den ohnehin engagierten Personen geleistet werden. Seidel setzt zudem auf die „gemeinschaftliche Verantwortung“ und die Hilfe von Bürgerinitiativen, Vereinen, Kirchgruppen, die Jugend- oder Seniorenarbeit. „Wir haben allein 50 Teilnehmer verschiedener Organisationen am Runden Tisch Asyl“, sagt er.

Grünen-Stadtrat Jens Hoffsommer hat am Freitag noch einmal seine Position bekräftigt, den Flüchtlingen eine gute Ankunft in Dresden zu bieten. „Dresden nennt sich weltoffen. An unserem Umgang mit Flüchtlingen wird man die Dresdner Weltoffenheit messen können“, sagt er. Linken-Stadträtin Kerstin Wagner hatte angeregt, dass die Hilfe, die Privatpersonen den Flüchtlingen anbieten, koordiniert werden muss. Dafür soll laut Seidel neben der Caritas, der Diakonie und der Bürgerstiftung Dresden bald auch das Sächsische Umschulungs- und Fortbildungswerk Dresden zur Verfügung stehen.