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Stadt muss bei Brücke nacharbeiten

SZ-Leser debattieren heftig zu Sinn oder Unsinn des Bauwerks am Waldschlößchen.

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© Christian Juppe

Von Peter Hilbert

Seit vier Jahren rollt der Verkehr über die Waldschlößchenbrücke. Doch noch immer muss sich die Stadt mit dem einst umstrittenen Bauwerk beschäftigen. Die Grüne Liga kämpfte zwölf Jahre lang gegen die Brücke. Letztlich entschied das Bundesverwaltungsgericht im Juli 2016, dass die Baugenehmigung, der sogenannte Planfeststellungsbeschluss, rechtswidrig ist. Die Bundesrichter ordneten an, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung nach den strengen europäischen Richtlinien für Fauna-Flora-Habitate (FFH) nachgeholt werden muss. Genau das hatte zuvor der Luxemburger EU-Gerichtshof empfohlen.

Das Hauptproblem war, dass bei der Erteilung der Baugenehmigung im Februar 2004 das Elbtal noch nicht den Status als FFH-Schutzgebiet hatte. Dazu wurde es erst im Dezember 2004. Doch vor dem Baubeginn und auch danach hätte diese Prüfung nachgeholt werden können, fanden die Richter.

Seit einem Jahr prüft die Stadt, wie umweltverträglich die Brücke für Fauna und Flora ist. Außerdem wird der Artenschutz unter die Lupe genommen. Ist die Prüfung abgeschlossen, muss sie der Landesdirektion vorgelegt werden, die dafür zuständig ist. Möglicherweise gibt es einen Ergänzungsbeschluss mit Ausgleichsmaßnahmen. Werden bei den Prüfungen Mängel festgestellt, sind sie zu beseitigen. Die Stadt ist derzeit noch dabei. Eine Frist für den Abschluss der Prüfungen hatten die Bundesverwaltungsrichter nicht festgelegt. Zu dem entsprechenden SZ-Bericht „Endlose Brücken-Geschichte geht weiter“ vom 26. August hatte es zahlreiche Leserreaktionen gegeben.

Leserbriefe

Wir Kulturbanausen!

Dresden hat schon eine besondere Kultur. Dubiose Vorgänge werden zwar angeprangert, aber es bleibt dabei – folgenlos. So etwas wie investigativen Journalismus gibt es praktisch in sächsischen Medien nicht (beispielhaft: Süddeutsche, WDR, NDR). Diese Brücke ist an Hässlichkeit kaum zu überbieten, sie ist abschreckend, ein stilloser Stolperstein der Dresdner Silhouette. Understatement wäre angebracht gewesen! Man kann sich nur mit Grausen abwenden.

Maritta Schubert

Die Brücke muss weg!

Um dieser Geschichte endlich ein Ende zu bereiten, schlage ich vor, die Brücke zurückzubauen. Da können sich dann die nicht gefundenen Fledermäuse wieder lustig tummeln und mit dem baldigen Dieselverbot wird sich der Verkehrsstrom in der Stadt eh drastisch reduzieren, sodass verkehrstechnisch keine Probleme entstehen werden.

Da könnte man sicher auch gleich noch darüber nachdenken, das Blaue Wunder in eine Flaniermeile umzuwandeln. Wer hier die Ironie nicht hört, ist selber schuld.

Lutz Jarsumbeck

Dresden hat immer noch ein „Brückenproblem“

Ist es nicht schlimm, wenn derartige Personen wie Herr Mehnert (Vorsitzender Grüne Liga, d. R.) , derartigen Einfluss in unserer Gesellschaft haben? Es kann doch nicht sein, dass Personen, die mit dieser Brücke nichts zu tun haben, weil sie ca. 80 km entfernt wohnen, die Mehrheit der Dresdner Bürger terrorisieren, indem sie jahrelange für mich sinnlose Gerichtsverfahren anzetteln, die nichts bringen.

Vielmehr haben wir in Dresden nach wie vor ein „Brückenproblem“. Das „Blaue Wunder“ ist nicht das Allheilmittel der Zukunft, und die nächste Elbquerung im Osten ist in Pirna. Dresden quält sich ab und kommt keinen Schritt weiter. Mit der Waldschlößchenbrücke wurde eine neue Brücke geschaffen, aber nach der Instandsetzung der Augustusbrücke ist es wieder eine weniger. Hier muss die Medienwelt ansetzen und die Bürger unterstützen und nicht über kleine kosmetische Korrekturen berichten.

Steffen Fichtner

sz-online.de

Der Schuss ging nach hinten los

Erstens: der Welterbetitel war bereits erteilt, als die Brückengegner als Vertreter Dresdens zur UNESCO gingen und diesen Titel wegen der Brücke infrage stellten. Der Schuss ging nach hinten los.

Zweitens: Von vornherein war es eine unangemessene Idee, ein 25 km langes bebautes, bewohntes, bewirtschaftetes, belebtes größtenteils innerstädtisches Gebiet sich zum unveränderlichen „Welterbe“ erklären zu lassen.

Die alten und neuen Gebäude sind in erster Linie der Wohnort Dresdner Einwohner, kein Museum. Schlimm genug, dass nach der Wende so viele dort wegziehen mussten, wegen der neuen Eigentumsverhältnisse.

Berg

Eine wichtige Hauptverkehrsader

Für die Dresdner Bevölkerung, welche auf die tägliche Überquerung der Elbe angewiesen ist, war der Brückenbau ganz wichtig. Und der Welterbetitel macht die tägliche Flexibilität nicht besser. Ich finde unsere Stadt sehr fein!

Dresdner

Schönheit hat immer recht! Wer Lebensräume geschützter Arten zerstört, Individuen tötet, handelt rechtswidrig und wird bestraft, dabei spielen Kosten keine Rolle, sondern das angestrebte Ergebnis. Denn wer in Lebensräumen geschützter Tiere rumpfuscht, muss die Konsequenzen tragen und bezahlen! Diese Brücke ist noch immer das dümmste, hässlichste, verlogenste, sinnloseste und teuerste „Projekt“! Aber legal und demokratisch beschlossen! Die Dresdner verloren ihr Weltkulturerbe und erhielten dafür ein grauenvolles Stahlmonstrum.

M.U