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Stadt muss Aufzug-Sparpläne streichen

Großenhain wollte bei der Wartung Geld sparen. Aber die Herstellerfirmen machen einen Strich durch die Rechnung.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Großenhain. Es gibt große. Es gibt kleine. Es gibt welche für Personen oder für schwere Lasten. Manchmal auch nur für Tabletts mit Schüsseln und Tellern. – Die Rede ist von Aufzügen. Auch wenn viele Großenhainer es nicht vermuten, aber in ihrer kleinen Stadt, die eher von niedrigen Gebäuden als von Hochhäusern geprägt ist, gibt es relativ viele Aufzüge. 17 gehören der Stadt bzw. der städtischen Wohnungsgesellschaft GWVB. Etwa die Hälfte davon befinden sich in Schulen, dem Rathaus, dem Kulturschloss und dem Alberttreff. Die anderen an Wohnblöcken. Zusammen mit den beiden Aufzügen in der Grundschule Zabeltitz und im dortigem Palais hat der Großenhainer Baubürgermeister Tilo Hönicke 19 Lifts unter seinen Fittichen. Und alle müssen gewartet werden.

Seit dem 1. Juni 2015 ist die regelmäßige Wartung für öffentliche Aufzüge Pflicht. Viermal pro Jahr müssen Spezialisten sie unter die Lupe nehmen. Früher gab es lediglich eine Wartungsempfehlung.

Neun verschiedene Hersteller

Großenhain hat nun ein Problem. Die 19 Aufzüge stammen von neun verschiedenen Herstellern. Jeder schickt seine eigenen Fachleute hierher, um die Lifts technisch zu überprüfen. Wie bereits erwähnt: Viermal pro Jahr. Da kommt reichlich Kilometergeld für die Anfahrtspauschalen zusammen. Und die würde sich Hönicke gern sparen.

Sein Plan: Großenhain engagiert eine Wartungsfirma für alle Aufzüge. Die Spezialisten sollten vierteljährlich für drei Tage in der Stadt sein. Selbst mit Übernachtungspauschalen wäre Großenhain deutlich preiswerter gekommen, als alle neun Hersteller extra zu bestellen. „So war die Theorie“, sagt Hönicke etwas angekratzt. Denn einige Herstellerfirmen spielen nicht mit. Sie wollen die Wartung ihrer Produkte nicht anderen überlassen. „Das ärgert mich fürchterlich“, so der Bauamtschef. „Das gebe ich zu.“ Hönicke empfinde das wie eine persönliche Niederlage. Denn er hatte sich davon ein enormes Einsparpotenzial versprochen.

Wie beim Auto

„Vor allem die großen Konzerne verhindern das“, weis Ulrich Brumm. Er ist Geschäftsführer der Orba-Lift Aufzugsdienst GmbH Reichenbach im Vogtland. Das 80-Mann-Unternehmen hat die Fahrstühle in den beiden Schulen Am Schacht geliefert und eingebaut. Brumm erzählt, dass die großen Lift-Hersteller eine codierte Steuerung für ihre elektronischen Anlagen benutzen. Deshalb könnten andere Firmen deren Aufzüge nicht warten.

Doch Brumm ist selbst kein Freund davon, dass Wartungsleistungen für unterschiedliche Aufzüge zentral vergeben werden. Er vergleicht das mit einer Inspektion beim Auto. „Öl können auch freie Werkstätten wechseln. Aber wenn es speziell wird, muss die Fachwerkstatt ran“, sagt er. Und vor noch etwas warnt er ausdrücklich: „Wenn die Wartung pauschal vergeben wird, leidet die Qualität darunter.“