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Stadt kauft altes Bahngelände bei Schlauroth

Auf der Fläche soll ein neues Gewerbegebiet entstehen. Die Stadt muss 475 000 Euro an die Bahn zahlen. Diese erbringt allerdings eine besondere Gegenleistung.

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Von Ingo Kramer

Die Stadt Görlitz kauft für 475 000 Euro das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Schlauroth und des früheren Reichsbahnausbesserungswerkes (Raw) in Rauschwalde. Das hat der Stadtrat gestern Abend bei drei Enthaltungen einstimmig beschlossen. Die langgezogene Fläche zwischen der Maxim-Gorki-Straße und Schlauroth ist über 34 Hektar groß. Das entspricht fast 50 Fußballfeldern.

Auf dem Gelände soll ein neues Gewerbegebiet errichtet werden. Dieser Entscheidung ging eine fast vierjährige Suche nach Flächen für Unternehmen voraus. Ursprünglich drangen die Wirtschaftsförderer um Europastadt-Geschäftsführer Lutz Thielemann auf Gebiete, auf denen sich auch große Industriefirmen ansiedeln können. Deshalb wurden stadtnahe Flächen zunächst kaum berücksichtigt. Favorisiert wurden Areale direkt an der Autobahn im Norden der Stadt. Doch alle Bemühungen, Eigentümer zum Verkauf zu bewegen, schlugen fehl. Danach konzentrierte sich die Suche auf Brachen im Stadtgebiet, darunter eben auch die früheren Eisenbahnanlagen in Schlauroth und Rauschwalde.

Erschließung wird gefördert

Der Stadtrat hatte ursprünglich einen Maximalkaufpreis von 2,50 Euro pro Quadratmeter beschlossen. In den Verhandlungen mit der Bahn bot die Stadt zunächst einen Euro pro Quadratmeter. Die Bahn wollte mehr. Einig wurden sich beide Seiten bei 1,38 Euro. „Allerdings konnten wir eine Gegenleistung in den Kaufvertrag formulieren“, so Bürgermeister Michael Wieler. Demnach muss die Bahn auf unbegrenzte Zeit alle bekannten Altlasten auf dem Gelände beseitigen – sowie innerhalb der nächsten fünf Jahre alle jetzt noch nicht bekannten Altlasten bis zu einer maximalen Obergrenze von 130 000 Euro.

Die weitere Entwicklung des Gewerbegebietes steht noch nicht im Detail fest. Zunächst muss ein Bebauungsplan aufgestellt werden. CDU-Stadtrat Thomas Leder rechnet damit, dass das drei Jahre dauert. Bürgermeister Wieler hat von der Landesdirektion die Info erhalten, dass die Erschließung zu 90 Prozent gefördert werden kann.

Wer sich danach ansiedelt, ist offen. „Es gibt kein Unternehmen, das wir so lange hinhalten können“, sagt Wieler. Stattdessen gehe es darum, überhaupt erst einmal marktfähige Flächen zu erschließen, die man späteren Investoren präsentieren kann. Stadtrat Ulrich Kessler, der auch im Wirtschaftsausschuss sitzt, bezeichnet die Vermarktungsaussichten der Fläche als „gut, wenn nicht noch besser.“