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Spurensuche im Martinshof

Ein halbes Jahr lang haben sich Jugendliche aus Rothenburg mit der Geschichte von Tormersdorf beschäftigt. Nun wurde ein Dokumentarfilm präsentiert.

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© Jens Trenkler

Von Jens Trenkler

Rothenburg/Tormersdorf. Von April bis Oktober hatten sich insgesamt sechs Jugendliche aus Rothenburg in Begleitung des Mehrgenerationshauses mit der Produktion eines Dokumentarfilmes zur Geschichte des hinter der Neiße auf polnischer Seite liegenden Ortes Tormersdorf beschäftigt. Eine spannende Aufgabe, die für die noch jungen Menschen eine echte Herausforderung darstellte. So mussten bei den wöchentlich ein Mal stattfinden Treffen vorhandene Dokumente aus der Geschichte von Tormersdorf gesichtet werden, und noch hier lebende Zeitzeugen nach ihren Erinnerungen befragt werden. Wie Doreen Lorenz, Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsarbeit des Rothenburger Martinshofes mitteilt, sei dieses Thema auch für die Rothenburger Einrichtung interessant, da es hierbei auch um einen Teil der Geschichte des Martinshofes geht.

Schließlich ist das kleine polnische Örtchen nur einen Steinwurf entfernt. Dies sei auch der Grund gewesen, das die Jugendlichen sowohl auf deutscher Seite als auch jenseits der Neiße mit ihrer Kamera unterwegs waren. Entstanden ist eine beeindruckende, rund 20 Minuten andauernde Filmproduktion mit vielen Erlebnissen und Eindrücken. Da die Macher der Aktion viel Zeit und Mühe in das vom Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz umgesetzte Projekt „Spurensuche“steckten, lag am Tag der Erstaufführung ein Hauch von Spannung im Rothenburger Brüderhaus.

Für alle Beteiligten war diese Präsentation zugleich die Abschlussveranstaltung des sechs Monate andauernden Projektes. So auch für Margarete Seifert und Ruth Arlt, welche bis zu ihrer Vertreibung 1945 in Tormersdorf gelebt hatten und Teil des Filmes wurden. Damals war Ruth Arlt gerade einmal 13 Jahre und kann sich noch heute an die Geschehnisse von damals erinnern. Sie findet den entstandenen Streifen eine gute Geschichte, auch wenn die Erinnerungen ihr förmlich die Tränen in die Augen treiben. Damals lebten in dem Ort rund 660 Einwohner, meist in kleinen Häusern und Bauernhöfen.

Die durch die Jugendlichen entstandene Dokumentation gibt nun einen Einblick in die Flucht und Vertreibung der Menschen an diesem Ort. Wie auch Margarete Seifert in dem Film erzählt, war nach den Kriegshandlungen der Ort kaum wieder zu erkennen. Die meisten der Häuser waren ausgebrannt oder durch Beschuss so stark beschädigt, das sie nur eingeschränkt oder nicht mehr bewohnbar waren. Viele der bislang in Tormersdorf lebenden Menschen waren daraufhin gezwungen, sich eine neue Heimat zu suchen.

Viele von ihnen fanden in Rothenburg einen neuen Wohnsitz . Aber auch der Martinshof selbst hatte mit den Folgen des Krieges zu kämpfen, da er in Tormersdorf auch eine Objekt betrieben hatte. Wie der Film zeigt, erinnert heute nur noch ein im Jahr 2002 enthüllter Gedenkstein an der früheren Grenzbrücke an die Gemeinde.

Die damals bebauten Flächen hat sich die Natur längst zurückerobert. Dort wo früher Rinder auf der Weide standen stehen heut riesige Bäume. Gestützt und gefördert wurden die Jugendlichen auch durch den Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanal Görlitz (SAEK) und die Sächsische Jugendstiftung. Wie Vorstandsmitglied Robert Dünnbier bekräftigt, war dieser gut gelungene Film nur mithilfe der bereitgestellten Technik und dem Fachwissen des SAEK-Teams möglich.