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Spuren der Jahrhunderte

Der Taufstein der Michaeliskirche in Bautzen wird restauriert - ein besonderer Beitrag zum Reformationsjubiläum.

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© Jan Mahling

Bautzen. Vor wenigen Tagen haben die Sanierungsarbeiten am Taufstein der Michaeliskirche in Bautzen begonnen. Steinrestaurator Uwe Konjen demontierte den Stein, der in den kommenden Monaten restauriert werden soll. Nach der umfassenden Reinigung sollen lose Teile befestigt und Fehlstellen vorsichtig ergänzt werden, teilt die Kirchgemeinde mit. Eine neue Taufschale soll in Auftrag gegeben werden. Für die Arbeiten im Umfang von geschätzten 20 000 Euro erhielt die Kirchgemeinde eine Spende, durch welche die Ausgaben gedeckt werden können.

Der Taufstein, der dem Bildhauer Hans Schwenke zugeschrieben wird, ist ein bedeutendes Werk der sächsischen Renaissance. Er wurde vom Bautzener Stadtrat im Jahr 1597 für den evangelischen Teil des Petridoms angeschafft, durfte aber wegen eines Einspruchs des katholischen Domkapitels nicht aufgestellt werden. 1599 wurde im sogenannten „Taufsteinrezess“ festgelegt, dass die Aufstellung im Dom nicht zulässig sei. Es durfte nur eine mobile Taufschale verwendet werden. Zugleich wurden die streitenden Parteien unter Mitwirkung eines kaiserlichen Kommissars zu „Fried, Ruh und Einigkeit“ verpflichtet. Damit beginnt die Geschichte der besonderen Oberlausitzer Toleranz zwischen den Kirchen.

Der Taufstein überstand den Stadtbrand von 1634, die Napoleonischen Kriege und den 2. Weltkrieg unversehrt. Bei seiner Demontage wurden in einem inneren Schacht handgegossene Bleikugeln gefunden, die vermutlich aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammen. Die Evangelische-lutherische Kirchgemeinde versteht die Restaurierung als einen Beitrag zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017. (SZ)