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Spur der Verwüstung

In Oppach haben sich Sprüher ausgetobt. Die Schmierereien werden entfernt. Das bezahlen alle Oppacher.

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© Matthias Weber

Von Gabriela Lachnit

Oppach. Sylvia Hölzel ist richtig sauer. Und geschockt. Als die Oppacher Bürgermeisterin am 15. Januar dieses Jahres zur Arbeit kam und vor dem Rathaus die demolierte Infotafel der Vereine sah, ahnte sie noch nicht, was sie an diesem Tag noch zu sehen bekommen würde. Am Wochenende zuvor hatten sich Vandalen in Oppach ausgetobt. In der August-Bebel-Straße gab es Schmierereien vor dem Haus des Gastes an einem Schaltkasten. Die ehemalige SB-Halle in der gleichen Straße wies Schmierereien auf. Die Bushaltestelle an der Auenmühle war besprüht worden, genauso die Haltestelle am Busbahnhof. Werbetafeln am Kickfixx-Vereinshaus waren voller sinnloser Zeichen. Wegweiser im Dorf sind wegen der Farbe kaum noch zu entziffern. Am Oppacher Schloss und an der Gondelfahrt hatten sich die Sprüher ebenso betätigt wie an anderen Stellen im Ort. „Es war ein regelrechter Streifzug der Verwüstung durch Oppach“, sagt die Bürgermeisterin und berichtet, dass es am letzten Januarwochenende einen zweiten derartigen Vorfall in der Gemeinde gab. Bereits in der Silvesternacht war die Infotafel am Wanderparkplatz an der B 96 beschädigt worden.

Drei Beispiele von Vandalismus

Die Tafel der Vereine vor dem Rathaus musste entfernt werden, weil die Glasscheibe zerstört wurde.
Die Tafel der Vereine vor dem Rathaus musste entfernt werden, weil die Glasscheibe zerstört wurde.
In der Silvesternacht hatten sich Vandalen an der Infotafel am Wanderparkplatz zu schaffen gemacht.
In der Silvesternacht hatten sich Vandalen an der Infotafel am Wanderparkplatz zu schaffen gemacht.
Häuserwände und Glasscheiben wie hier an einem ehemaligen Einkaufsmarkt fielen den Sprühern zum Opfer.
Häuserwände und Glasscheiben wie hier an einem ehemaligen Einkaufsmarkt fielen den Sprühern zum Opfer.

Die Bürgermeisterin hat wegen der Sachbeschädigungen Anzeige bei der Polizei erstattet. Die ermittelt jetzt, kann über Ergebnisse aber noch nichts sagen. Ob jemals die Schuldigen für die Schmierereien und Beschädigungen ermittelt werden, ist ungewiss. Gewiss ist jedoch, dass die Sachbeschädigungen im Ort nicht lange bleiben werden. Sylvia Hölzel wird veranlassen, dass die Schmierereien entfernt werden. „Wir als Verwaltung und viele Oppacher Bürger bemühen uns, der Gemeinde ein schönes Antlitz zu geben, an dem wir, Durchfahrende und Touristen sich erfreuen können“, sagt die Bürgermeisterin. Dass diese Bemühungen derart mit Füßen getreten werden, missfällt nicht nur der Bürgermeisterin. Es sei sehr schade, dass es Menschen gibt, die so wenig Respekt vor fremdem Eigentum und den Leistungen anderer Menschen haben, sagt sie. Mit Hochachtung spricht sie von einer Oppacher Bürgerin, die wahrscheinlich genauso sauer auf die Sprüher war wie Frau Hölzel. Schon wenige Tage nach der Schmiererei hat die Frau an einer Bushaltestelle geschrubbt und die Farbe entfernt. Die Bürgermeisterin hätte sich gewünscht, dass die Sprüher die traurigen Gesichter von Kindern gesehen hätten, die ihren Spielplatz fast nicht wiedererkannt haben. Auch dort wurde alles mit Farbe besprüht. „Die Kinder waren dankbar für den Spielplatz und haben gern dort gespielt“, erinnert sich Frau Hölzel. Sie gibt zu bedenken, dass derartige Vorfälle beängstigend auf die Kinder wirken. „Eigentlich ist das ein Platz, wo Familien Spaß haben sollen“, sagt sie.

Die Schäden werden nach und nach beseitigt. Derzeit wird in der Gemeindeverwaltung geprüft, wie man dabei nachhaltig vorgehen kann. Bezahlen muss die Schadensbeseitigung an öffentlichen Einrichtungen die Gemeinde, wenn keine Schuldigen dafür ermittelt und haftbar gemacht werden können. Das Geld, das dafür aufgewendet werden muss, fehlt der Gemeinde an anderen Stellen. So könne es passieren, dass geplante Vorhaben ausfallen müssen, weil kein Geld mehr da ist, gibt die Bürgermeisterin zu bedenken. Private Eigentümer und Vereine müssen in ihre eigene Tasche greifen, um die Farbe von ihren Häusern und Einrichtungen wieder wegzubekommen.

Für Volker Stanke sind solche sinnlosen Sachbeschädigungen Tagesgeschäft. Er betreibt in Neugersdorf eine Firma für Spezialreinigungen, die sich sehr oft mit Graffiti-Entfernung befassen muss. In seiner 15-jährigen Tätigkeit hat er weniger als fünf Graffitis entfernt, die zwar schön, aber am falschen Ort waren. 99 Prozent der Schrift- und Zeichenzüge an Häusern, Bushaltestellen und Info-Tafeln waren Ausdruck völlig sinnfreien Tuns, berichtet er. Stanke hat festgestellt, dass die Zahl derartiger Sachbeschädigungen im Oberland in den letzten Jahren angewachsen ist. Er vermutet, dass es vorrangig Jugendliche sind, die sich hier austoben. Der Reinigungsfachmann empfiehlt allen Bürgern, denen Hab und Gut durch Sprüher beschädigt worden ist, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Er weist zudem darauf hin, dass mittlerweile Versicherungen die Regulierung von Schäden durch Graffiti übernehmen. Allerdings sind dafür Beiträge zu bezahlen.