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Spreadshirt schließt die Produktion

Die Druck-Plattform setzt aus Kostengründen künftig auf Tschechien und Polen statt auf Leipzig. Einige Mitarbeiter müssen gehen.

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© dpa

Von Sven Heitkamp und Marco Henkel

Leipzig. Es ist ein kleiner, aber harter Rückschlag für ein Leipziger Vorzeigeunternehmen: Spreadshirt, eine der weltweit erfolgreichsten Internetplattformen für selbstgestaltete T-Shirts, Kleidung und Accessoires, schließt seinen Produktionsstandort am Heimatstandort. Diese Entscheidung der Geschäftsführung wurde am Donnerstagmorgen bekannt gegeben. Die 16 betroffenen Vollzeit- und zehn Teilzeit-Beschäftigten seien ab sofort beurlaubt worden, bestätigte Unternehmenssprecherin Anja Greulich der SZ. Mit ihnen und dem Betriebsrat würden jetzt Gespräche über ein „schnelles und faires“ Ausscheiden geführt. Der Firmensitz mit mehr als 250 Beschäftigten in Management, Verwaltung, Kreativ- und IT-Abteilung werde aber „definitiv“ in Leipzig bleiben.

Spreadshirt war Jahr 2002 als kleines Start-up von zwei Studenten gegründet worden, beschäftigt heute fast 600 Mitarbeiter in sechs Ländern und macht einen Jahresumsatz von etwa 80 Millionen Euro. Der Erfolg wurde honoriert: Der Gründer und damalige Firmenchef Lukasz Gadowski erreichte 2007 den dritten Platz beim von der SZ initiierten Wettbewerb Sachsens Unternehmer des Jahres.

Der stetige Aufstieg der hippen Firma ist nun wohl auch ein Grund für die Schließung der kleinen Leipziger Produktionshalle: „Wir hatten in Leipzig keinen Platz mehr zu wachsen“, so Greulich. Von dort waren zuletzt nur noch zehn Prozent der europäischen Produktion geliefert worden, die übrigen 90 Prozent wurden im polnischen Legnica mit 230 Beschäftigten und im tschechischen Krupka bedruckt. Der neue Standort in Tschechien war Ende des vorigen Jahres angelaufen und hat bisher 50 Mitarbeiter, Tendenz steigend. Auch die Zahl der dort bedruckten Produkte soll sich in diesem Jahr verdoppeln.

Das Bedrucken der T-Shirts und zig anderer Produkte muss je nach Verfahren mit viel Handarbeit erledigt werden. Allein 2014 entstanden so 3,3 Millionen verschiedene Artikel. Hier birgt die Verlagerung der Produktion nach Tschechien und Polen auch enorme Kostenvorteile für Spread-shirt. So stiegt der Mindeststundenlohn in Tschechien in diesem Jahr auf umgerechnet rund 2,20 Euro pro Stunde, liegt natürlich aber deutlich unter dem in Deutschland geltenden Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Ähnlich sieht es in Polen aus.

Spreadshirt begründete die Schließung damit, dass man nun mehr und größere Ressourcen brauche, um etwa saisonale Schwankungen – etwa durch das Weihnachtsgeschäft – abzufangen. Die Produktionsstätte mit etwa 3 500 Quadratmetern in Leipzig-Plagwitz erfülle diese Anforderungen wegen seiner zu geringen Größe nicht. Und eine Vergrößerung der Kapazitäten verbiete sich aus wirtschaftlichen Gründen. „Mit der für uns schwierigen Entscheidung tragen wir dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit von Spreadshirt zu sichern, Weichen für weiteres Wachstum zu stellen und Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten sowie neue zu schaffen“, sagte Spreadshirt-Finanzvorstand Tobias Schaugg.

Tatsächlich erobert Spreadshirt in der halben Welt neue Marktanteile. Zwar machte zuletzt der europäische Markt etwa die Hälfte des Geschäftes aus. Doch auch der Umsatz in Übersee wächst. Dort betreibt man ein Werk in Rio de Janeiro und zwei weitere an der Ostküste der USA. „Der Markt für Druckerzeugnisse auf Abruf wächst weltweit“, so CEO Philip Rooke. Schon jetzt liefert seine Firma in rund 150 Länder der Welt, künftige Ziele sind Japan und Korea. Für die entlassenen Leipziger Mitarbeiter wird das kein Trost sein.