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Sportstadt verschwunden

Riesa wirbt mit einem neuen Motiv an der Autobahn. Das setzt einen anderen Schwerpunkt.

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© Stadt Riesa

Von Britta Veltzke und Christoph Scharf

Riesa. Die Arena ist weg. An ihrer Stelle plätschert die Elbe. Der Sprinter ist einem gemütlichen Radler gewichen. Er winkt freundlich mit einem Arm – damit man deutlich sieht, dass es kein Rennradler ist. Und dann ist da noch der neue Schriftzug: Statt mit „Sportstadt Riesa“ wirbt die Stadt nun mit der Aufschrift „Riesa an der Elbe“ auf den neuen touristischen Hinweisschildern, die zum Jahreswechsel an der Autobahn A 14 Höhe Abfahrt Döbeln-Nord aufgestellt wurden. Laut Stadtverwaltung ist eines der Schild zuvor bei einem Verkehrsunfall zerstört worden. Es hätte danach abgebaut werden müssen.

„Sportstadt Riesa“ – stand auf dem alten Schild.
„Sportstadt Riesa“ – stand auf dem alten Schild. © Alexander Schröter/Archiv

Um den aktuellen Richtlinien gerecht zu werden, habe man die Symbolik zusammen mit Behörden des Freistaates neu erarbeitet. „Dabei gilt, dass es keine gleichen Motive an verschiedenen Abfahrten geben darf. Im Jahr 2000 bei der Aufstellung der ersten Schilder ging das noch, jetzt aber nicht mehr“, erklärt Rathaus-Sprecher Uwe Päsler. Denn Riesa ist eine der wenigen Städte in Sachsen, die Werbemöglichkeiten an zwei verschiedenen Autobahnabfahrten nutzen kann. Nach wie vor für die „Sportstadt“ wird an der A 13, Anschlussstelle Thiendorf, geworben. „Die alten Schilder haben Bestandsschutz, solange sie in Ordnung sind und unbeschädigt bleiben“, erklärt der Stadtsprecher. „Deshalb war es zwingend, nach der Zerstörung des Schildes an der A 14 ein neues Motiv zu kreieren.“ Das Symbol mit der Aufschrift „Stadt an der Elbe“ ist nun in beiden Fahrtrichtungen bei Döbeln zu sehen.

Dass die von Ex-Oberbürgermeister Wolfram Köhler etablierte Marke an der A 14 weggelassen wurde, stößt nicht überall auf Begeisterung. „Den Namen ‚Sportstadt‘ wegzulassen, ist eine totale Blamage“, schimpft Werner Jentsch. Der Riesaer hatte vor einem Jahr ein Sportforum im Stern organisiert, um die Rolle des Sports für Riesa in den Mittelpunkt zu rücken. Zwar habe erst Köhler den Begriff Sportstadt eingeführt – aber damit an eine alte Tradition in Riesa angeknüpft. „Schon 1953 war Riesa bei der erstmaligen Verleihung des DDR-Preises ‚Meister des Sports‘ doppelt vertreten. Und zahllose Namen der Sportgeschichte sind mit Riesa verknüpft“, sagt der 73-Jährige, der zu DDR-Zeiten als Kreissportlehrer beim Deutschen Turn- und Sportbund angestellt war. Geld für eine neue Gestaltung von Schildern auszugeben, ist aus seiner Sicht überflüssig. „Der Begriff ‚Sportstadt‘ ist in Ost und West etabliert. Selbst Österreicher haben mich schon darauf angesprochen.“ Wenn man Riesa nicht auf den Sport reduzieren wolle, könne man laut Jentsch doch den Begriff „Kultur- und Sportstadt“ verwenden.

CDU-Stadtrat Steffen Krechlak ist zwar auch von den neuen Schildern überrascht, sieht es aber pragmatischer. „Wer Riesa als Sportstadt kennt, wird sich von der neuen Gestaltung nicht von einem Besuch abhalten lassen“, sagt der Riesaer, der aktiv bei Stahl Riesa Fußball spielt. Der Verweis auf die Lage an der Elbe sei jedenfalls kein Nachteil. Beim größten Sportverein der Stadt, dem SC Riesa, hätte man sich gewünscht, von dem neuen Konzept vorher informiert zu werden. „Schließlich sind wir ohnehin gerade regelmäßig in Gesprächen mit der Stadtverwaltung“, sagt SC-Präsident Karl Walluszek. Natürlich lebe die Stadt vom Tourismus – allerdings spreche trotzdem nichts gegen den Begriff Sportstadt. „Schließlich engagiert sich Riesa auch für den Sport, nicht nur bei den Zuschüssen für die Sportvereine“, sagt Walluszek. Allerdings sei schon seit einiger Zeit zu bemerken, dass der Begriff Sportstadt an Wichtigkeit verliere.

Laut Vorgaben muss ein abgebildetes touristisches Ziel an der Autobahn ein Besucheraufkommen von mindestens 100 000 Gästen pro Jahr generieren. „Das kann die Sachsenarena für den Event-Tourismus weit überbieten. Aber es musste nun eben eine zweite Idee her. Dafür eignet sich nur ein Motiv des klassischen Tourismus in Verbindung aus Elberadweg und Kloster“, so Stadtsprecher Päsler. Folglich basiere das neue Motiv auf diesen beiden wesentlichen Elementen. „Das ist kein Bekenntnis gegen die Sportstadt, sondern ein zweites Bekenntnis für Riesa.“