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Sportstadt Riesa steht zur Debatte

Welche Rolle spielt der Sport in Riesa heute? Ein Riesaer will das genau wissen.

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© Jürgen Müller/Archiv

Von Christoph Scharf

Riesa. Jahrelang war der Begriff in aller Munde: Riesa ist Sportstadt. Punkt. Derzeit wird allerdings debattiert, ob der Begriff tatsächlich noch taugt, um Riesa zu charakterisieren. Werner Jentsch hat dazu eine klare Meinung. „Natürlich ist Riesa Sportstadt. Schon seit Anfang der 50er Jahre“, sagt der Diplomsportlehrer, der früher an der Käthe-Kollwitz-Berufsschule lehrte und zu DDR-Zeiten als Kreissportlehrer vom Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) angestellt war.

Um zu zeigen, dass das heute noch so ist, hat er kurzfristig ein „Forum des Sports“ auf die Beine gestellt. Am Sonntag sollen in der Stadthalle Stern zahlreiche Leute auftreten, deren Namen in Riesa einen Klang haben: Ulrich Neubauer etwa, früher Kreissportlehrer in Riesa und Cheftrainer Turnen beim SC DHfK Leipzig. Oder Gisela Gelbhaar, Hauptkreissportlehrerin im DTSB. Oder Bob-Olympiasieger Harald Czudaj, Radsportprofi Ronny Scholz, Kraftsportler Joachim Pospisil – 1978 „stärkster Lehrling der DDR“ und 1983 und 1986 „stärkster Mann der NVA“.

Akrobatik deutschlandweit Spitze

Doch sind deren Erfolge nicht alle schon ein paar Jahre her? „Riesa kann noch heute mit Fug und Recht behaupten, Sportstadt zu sein“, sagt Werner Jentsch. So hätten die hiesigen Turnvereine gerade erst wieder bei „Riesa turnt“ gezeigt, auf welch hohem Niveau hier Sport getrieben werde.

Die Akrobatik sei deutschlandweit Spitze. Der Nachwuchs der Triathleten stimme hoffnungsvoll. Dazu die Erfolge von Vater und Sohn Weser beim Fahrrad-Cross, die aktive Laufgruppe in der Delle, die jüngsten Weltmeisterschaften in der Arena. Dass alles gehöre zur Sportstadt Riesa. „So ein herrliches Sportzentrum, wie wir in der Pausitzer Delle haben, gibt es nirgends in Deutschland – so mitten in der Stadt“, sagt der 72-Jährige. Die Ausstattung der Schwimmhalle reiche für internationale Meisterschaften aus, die Arena ohnehin.

Beim Boxen weit vorn gelegen

Und dazu noch die Tradition: Riesa habe schon 1936 zu den Olympischen Spielen im Stadtpark ein Freibad erhalten, das deutschlandweit Spitze gewesen sei. Das wurde zwar schon vor Jahren abgerissen, andere Erfolge danach wirkten bis heute nach. Etwa der Erfolg der Riesaer Sportakrobaten, die in den 50ern die ersten „Meister des Sports“ in der DDR waren. „Die waren damals wiederholt DDR-Meister, sogar mal in den gesamtdeutschen Meisterschaften“, erinnert sich Werner Jentsch. Die Mauer wurde schließlich erst danach gebaut. Auch beim Boxen habe Riesa weit vorn gelegen, beim Fußball mit Stahl Riesa ohnehin. „Selbst der spätere Bundestrainer Helmut Schön hat mit dem Dresdner SC schon in Riesa 4:1 verloren. Der konnte damals weinend nach Hause fahren. Und das Wiederholungsspiel haben die Dresdner auch noch verloren“, sagt der Riesaer, der selbst bei Stahl Mitglied ist.

Die Teilnehmer seines Forums „Sportstadt Riesa !?“ am Sonntag im Stern sollen allerdings nicht nur in Erinnerungen schwelgen, sondern den Besuchern auch Rede und Antwort stehen, welche Bedeutung dem Begriff heute noch zukommt. Beginn ist 16 Uhr im kleinen Saal.