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Sportplatz an der Elbe muss weg

Das Land zahlt Millionen, damit eine hochwassersichere Anlage gebaut werden kann. Doch diese lehnen die Johannstädter Sportler ab.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß

Den Sportplatz direkt an der Elbe in der Johannstadt soll es schon bald nicht mehr geben. Die Stadt will sich von der Anlage trennen. Die war schon mehrmals vom Hochwasser betroffen. Der Aufwand, Tore, Zaun und Technik für die Flutlichtanlage zu sichern, ist einfach zu groß. Kommt das Wasser zu schnell, schaffen es die Helfer nicht mehr. Dazu kommt der Schaden, den das Wasser auf der Anlage anrichtet. Deshalb hat sich die Stadt um eine Förderung beim Land für eine Verlegung des Platzes bemüht.

Ende 2015 kam die Zusage. Mit 1,5 Millionen Euro soll ein neuer Rasenplatz samt Flutlichtanlage an der Stuttgarter Straße in Gittersee entstehen. Daran knüpft das Land jedoch eine klare Bedingung. Einen Fußballplatz direkt an der Elbe darf es künftig nicht mehr geben. So sind weitere Forderungen an das Land für Reparaturen bei einem neuen Hochwasser ausgeschlossen.

Diese Forderung will der städtische Sportstättenbetrieb gern erfüllen. Denn neben dem Problem mit dem Hochwasser gibt es auch Sorgen über die Umkleidesituation an dem Johannstädter Platz. Die Räume und Sanitäranlagen sind im Haus direkt an der Straße untergebracht. Das gehört einem privaten Investor aus Stuttgart. Zwar gibt es einen Mietvertrag. Wie lange der noch bestehen bleibt, weiß niemand, schon mehrmals hat der Eigentümer die Kündigung angekündigt. Allerdings hat er die Räume gerade erst erneuern und umbauen lassen. Sein Interesse an den Sportlern als Mieter scheint derzeit wohl größer. Ändert sich das aber, gibt es vor Ort keine Alternative zu diesen Räumen. Ein städtischer Neubau im Flutgebiet wird nicht genehmigt. „Ohne die Umkleiden ist vor Ort kein Spielbetrieb möglich“, sagt Roland Berthold, Vorsitzender des SV Johannstadt.

Umzug ohne den Hauptsponsor

Doch genau da fangen die Probleme des Frauenfußball-Vereins an. Fällt die Sportanlage an der Elbe weg, müssen sich die Sportlerinnen einen neuen Platz suchen. An die Stuttgarter Straße ziehen wollen sie nicht. Das hat eine Abstimmung unter den Mitgliedern ergeben. Dort gibt es viele Nachteile. Wegen Lärmschutzbestimmungen darf an den Wochenenden nicht so lange trainiert werden. Zudem müssten die Mädchen und Frauen zu Fuß durch das Gewerbegebiet Coschütz/Gittersee laufen, um zum Training zu kommen. Viele der Mitglieder oder Eltern der Spielerinnen haben kein Auto. Das würde das regelmäßige Training erschweren. Zudem würde einer der Hauptsponsoren, die Wohnungsgenossenschaft Johannstadt, bei dem Wechsel in den Dresdner Süden abspringen.

Von der Johannstadt nach Gruna

Der Sportstättenbetrieb versucht nun, eine Alternative zu finden. Sechs verschiedene Standorte wurden geprüft, zwei blieben übrig. Derzeit ist eine Anlage an der Liebstädter Straße in der engeren Wahl. Bei einem Vororttermin haben sich die Johannstädter ein Bild davon gemacht. Nun werden die Mitglieder erneut dazu befragt. Sollten sie zusagen, würden sie sich die Fläche mit dem SV Helios 24 Dresden teilen müssen. Der trainiert nur in der hellen Jahreszeit hier. Im Winter wird auf dem Platz an der Oskar-Röder-Straße in Reick gekickt. Möglich wäre die Doppelnutzung, sagt Jan Pötschke vom Sportstätteneigenbetrieb.

Den Altstädter Ortsbeiräten gefällt das Vorhaben weniger. Sie sorgen sich, dass der Verein bald ganz ohne Spielstätte dasteht. Oder der Stadtteil ohne den Verein. Viele der Mitglieder kommen aus der Umgebung. „Wir brauchen den Verein in der Johannstadt“, sagt Dietrich Ewers (SPD). Warum der Platz nicht zusätzlich erhalten bleiben kann, können die Kommunalpolitiker nicht verstehen. „Wenn wir die Fördermittel nehmen, müssen wir den Platz stilllegen“, sagt Jan Pötschke. Allerdings wolle der Eigenbetrieb prüfen, ob die Fläche als öffentliche Bewegungsfläche erhalten bleiben kann, ohne Zaun und Flutlicht. Das müsse unbedingt mit dem Land geklärt werden. Nebenan gibt es bereits Tischtennisplatten und Basketballkörbe.

Zustimmen wollten die Altstädter Ortsbeiräte noch nicht. Sie haben das Thema auf Juni vertagt. Bis dahin soll eine Lösung für die Fußballerinnen präsentiert werden. Ob allerdings der entscheidende Sportausschuss darauf wartet, bleibt ungewiss. Der tagt Ende Mai. Die Ortsbeiräte in Plauen, zu dem Gebiet auch die Stuttgarter Straße gehört, stimmten bereits einstimmig zu. „Die Zeit drängt“, sagt Jan Pötschke. Schon Ende 2017 muss der neue Platz in Gittersee fertig und das Geld dafür beim Land abgerechnet sein. Vorher sollen die Anwohner über die Bauarbeiten informiert werden. „Dieses Vorhaben ist mehr als sportlich“, sagt er.