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Sportmaus bringt Kinder auf Trab

Der SV Einheit Kamenz startet ein Projekt zur Bewegungsförderung in Kitas. Dafür werden 16 000 Euro investiert.

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© privat

Von Manuela Reuß

Mit Flizzy macht Sport gleich noch Mal so viel Spaß. Das können Mädchen und Jungen der Kita Brauna bestätigen. Denn die niedliche Sportmaus – das Maskottchen des ersten sächsischen Sportabzeichens für Kleinkinder – war jetzt bei ihnen zu Gast. An sieben Stationen durften sich die Drei- bis Siebenjährigen ausprobieren, erzählt Dirk Simmang, der den sportlichen Höhepunkt organisierte. Dafür bekamen die Kinder Sportabzeichen und „Flizzy“-Urkunden. „Bei dem Fitnesstest ging’s weniger um sportliche Höchstleistung, sondern um eine spielerische Vermittlung von Bewegungsfreude, um die Kinder zum nachhaltigen Sporttreiben zu motivieren.“ Der Plan ging auf: Die Mädchen und Jungen waren mit Begeisterung dabei.

Diese sportliche Kita-Aktion soll keine Ausnahme bleiben, sondern Normalität werden, verrät Thorsten Edelmann. Der Präsident des SV Einheit Kamenz weiß um die zunehmende Bewegungsarmut im Kleinkindalter und deren gesundheitliche Risiken. Motorische Fähigkeiten der Steppkes sinken, das Risiko, übergewichtig zu werden, steigt. Ein Thema, welches viele Leute bewegt. Sein Verein will gegensteuern. In Kamenzer Grund- und Mittelschulen seien im Rahmen des Ganztagsangebotes bereits etliche Übungsleiter tätig. Doch mehr Bewegung sei auch in der Kita nötig.

Projektleiter gesucht

Bereits Anfang des Jahres nahm der SV Einheit deshalb Kontakt mit Kitas in der Stadt auf, um ihnen eine konkrete Zusammenarbeit vorzuschlagen. „Vor diesem Hintergrund gingen wir gezielt auf die Suche, um jemanden zu finden, der die pädagogischen Voraussetzungen mitbringt, aber auch das sportlich notwendige Profil besitzt.“ In Dirk Simmang fand der Verein genau den richtigen Mann. Der Elstraer ist nicht nur staatlich anerkannter Erzieher, sondern auch lizenzierter Trainer und als solcher seit Jahren im Nachwuchstraining tätig. Jetzt soll Dirk Simmang das Projekt „Kita fit“ zum Laufen bringen.

Einmal pro Woche können Steppkes in der Kita trainieren. Unter professioneller Anleitung. Für monatlich fünf Euro, als Mitglied des SV Einheit. Möglich sei dies, weil der Elstraer in der Stadt Kamenz angestellt sei, als Horterzieher, erklärt Thorsten Edelmann. „Dadurch passt es logistisch.“ Der Verein hat den Trainer auch eingestellt. Der Elstraer kann so vormittags in Kitas das Sportangebot betreuen. Zudem sind noch zwei ausgebildete ehrenamtliche Trainer an seiner Seite, die ihn unterstützen. Rund 16 000 Euro investiert der SV Einheit im Jahr in das Projekt. In Aufwendungen, Sach- und Lohnkosten. „Wir wollen uns der Verantwortung für Kinder und Jugendliche, die wir als größter Verein im Altkreis haben, stellen“, erklärt der Präsident. Zumal dies auch in der Satzung stehe. „Stadtverwaltung und Stadtrat unterstützen uns dabei sehr gut.“ Natürlich wolle der Verein das Angebot auch nutzen, um den Nachwuchs auf weiterführende sportliche Angebote in den vier Sparten Fußball, Turnen, Leichtathletik und Kegeln aufmerksam zu machen. 60 aktive Übungsleiter kümmern sich derzeit um 573 Mitglieder. „Jetzt wollen wird die 600 knacken.“

Bewegungsdrang unterstützen

Bei „Kita fit“ gehe „es keineswegs darum, Kindern Fußballspielen beizubringen, wie mancher denkt“, so der Trainer. Vielmehr wolle man auf spielerische Weise den Bewegungsdrang der Jüngsten unterstützen und fördern. Und zwar auf qualitativ hohem Niveau. „Zunehmender Bewegungsmangel im Kleinkindalter führt zu immer mehr Auffälligkeiten bei Vorschulkindern“, so Dirk Simmang. Er weiß, wovon er spricht. Seit Jahren melden Übungsleiter die Ergebnisse, die beim Sportabzeichen erzielt werden, zu Studienzwecken an die Uni. Das Fazit nach 20 Jahren sei erschreckend. Im Standweitsprung beispielsweise schaffen siebenjährige Mädchen heutzutage 30 Zentimeter weniger als früher. Und: „Der Hampelmann ist inzwischen oft eine Katastrophe“. Der Schulsport allein könne diese Mängel nicht beseitigen. Es sei wichtig viel früher mit Sport anzufangen. „Gerade im Kitaalter befinden sich Kinder in der Prägungsphase“, so Dirk Simmang. Dass Sport gesund ist, weiß jeder. Dass er auch unverzichtbar für die geistige, körperliche und soziale Entwicklung ist, ist nicht allen klar. Zudem fördere er Ehrgeiz, Teamfähigkeit und die Bereitschaft, sich an Regeln zu halten.

Im Januar startet das Projekt in drei Kitas mit etwa 45 Kindern. „Das Angebot wird gut angenommen“, freuen sich Präsident und Trainer. Allerdings wolle man nicht gleich in zu viele Kitas gehen. „Wir müssen es noch vernünftig umsetzen können.“ Man sei jedoch gern bereit, das Angebot auszubauen, wenn Finanzen und Personal dies hergeben. „Wer uns also über Spenden, Sponsoring oder als Trainer unterstützen will, ist herzlich eingeladen.“ Übrigens: Beim Weihnachtsturnen am Sonntag kann man sich ein Bild von der Qualität der Sportangebote im Verein machen.