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Sport-Steinchen schließt

Das traditionsreiche Geschäft im Riesapark hat seinen Ausverkauf gestartet. Die SZ war vor Ort.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Der Laden brummt. Freitagnachmittag – Tag eins des Ausverkaufs bei „Steinchen Mode und Sport“ im Riesapark: Dutzende Kunden tummeln sich in dem Geschäft. Sie halten T-Shirts und Sweatshirts gegen das Licht, nehmen prüfend Volley- und Fußbälle in die Hand.

Geschäftsführer Ronny Steinchen versucht, in der Nähe der Tür den Überblick zu behalten. „Aktuell ist etwa 90 Prozent mehr los als an einem regulären Freitagnachmittag“, schätzt er. Steinchen will alle Waren verkaufen. Daher gibt er aktuell zwanzig bis fünfzig Prozent Rabatt. Der Laden wird geschlossen. „Wenn nur ein Viertel der Kunden, die jetzt da sind, immer da wären, hätten wir keine Probleme“, so Ronny Steinchen.

Der Junior hatte das Sporthaus von seinem Vater Lutz Steinchen übernommen, der aber nach wie vor Inhaber ist. Er gründete das Geschäft im Jahr 1993. „Zu DDR-Zeiten war ich Leistungssporttrainer für Geräteturnen in Riesa. Nach der Wiedervereinigung musste ich mich dann umorientieren. Einen Sportladen aufzumachen, lag damals für mich nahe“, erzählt Steinchen Senior.

Probleme, die der Einzelhandel heute hat, waren damals noch nicht in Sicht. Sorgen machen Lutz Steinchen und seinem Sohn vor allem die großen Akteure im Internet – und die Kaufkraft, besonders in ostdeutschen Kleinstädten wie Riesa. Zudem liegt Sport-Steinchen im sogenannten Rondell des Riesaparks nicht unbedingt an exponierter Stelle. „Das ist keine Eins-A-Lauflage und dann wurde mit dem Besitzerwechsel im Riesapark auch noch die Miete erhöht. Die kleinen Läden hier haben es schwer“, so der 62-Jährige. Das alles stimmt Lutz Steinchen nicht besonders optimistisch: Er sieht ein großes Händlersterben kommen.

Dabei waren die Kunden offenbar ganz zufrieden mit dem Sporthaus. René Runge und Freundin Diana Hanns sagen, sie seien öfter zum Einkaufen hergekommen – und immer gern. „Ich habe mal eine teure Jacke hier gekauft. Nach etwa einem Jahr hatte sie Schäden, für die ich nichts konnte. Die Verkäufer waren da sehr kulant“, erzählt der Riesaer. Auch die Beratung sei bei Steinchen immer gut. „Weil sie Markenware verkaufen, ist es zwar etwas teurer. Dafür haben sich die Mitarbeiter immer Zeit für die Beratung genommen.“ Die Nachricht, dass der Laden schließt, habe sie überrascht, sagt Diana Hanns. „Ich wollte hier schon am Mittwoch unseren Gutschein einlösen. Als ich dann aber gesehen habe, dass am Freitag der Ausverkauf startet, dachte ich: Dann gehen wir lieber heute.“

Auch Kundin Pia Graf ist auf Schnäppchenjagd. „Ich gehe ab und zu hier einkaufen“, sagt sie. Im Internet bei Facebook hat die Riesaerin davon erfahren, dass der Ausverkauf startet – und ist kurzentschlossen vorbeigekommen.

In dem sozialen Netzwerk hat Sport-Steinchen durchweg positive Bewertungen. „Die wissen, von was sie reden. Tolles Team! Weiter so“, schreibt eine Nutzerin. „Kompetente Beratung und tolle Auswahl, immer wieder gern“, meint ein anderer Kommentator. Immer wieder – daraus wird wohl nichts. Von heute auf morgen ist aber auch nicht gleich Schluss bei Sport-Steinchen.