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Sport frei im Görlitzer Stadion der Freundschaft

Seit Montag dürfen Schulen und Vereine das frisch sanierte Stadion nutzen. Ihre Erwartungen sind hoch.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Die Leichtathleten vom Europamarathon-Verein waren mit die Ersten. Obwohl das frisch sanierte Stadion der Freundschaft neben dem Volksbad erst seit Montag geöffnet ist, waren sie seither schon mehrfach hier. „Die Trainingsbedingungen sind wirklich super“, lobt Detlef Lübeck vom Verein. Was die Wettkämpfe angeht, ist er nicht ganz so optimistisch: „Die Zuschauertribüne ist ziemlich klein, es gibt auch nicht genug Besuchertoiletten und für ein Catering ist auch nichts geplant.“ Aber über die Anlage selbst gebe es nichts zu meckern: „Dort ist alles super.“

Das dürfte die Stadt freuen. Statt der zunächst geplanten 2,8 Millionen Euro hat sie – inklusive aller Zusatzarbeiten – seit vorigem Jahr 3,4 Millionen Euro in die Sanierung des Stadions gesteckt, darunter knapp 1,3 Millionen Euro aus dem Programm zur Hochwasserschadensbeseitigung, 350 000 Euro aus der Turow-Spende, 180 000 Euro aus der Fachförderung für Sportstätten – und 1,6 Millionen Euro Eigenmittel. Dafür ist nicht nur ein großes Naturrasenfeld mit Flutlichtanlage und 500 Zuschauersitzplätzen entstanden, sondern auch eine Leichtathletikanlage mit sechs Lauf- und acht Kurzstreckenbahnen sowie Weitsprung-, Hochsprung-, Speerwurf-, Kugelstoß-, Diskus- und Hammerwurfanlagen.

„Mittlerweile ist alles fertig, auch die Mängelbeseitigung weitgehend erledigt“, sagt Ute Prechel vom städtischen Bauamt. Die restlichen Mängel seien marginal: „Das sind nur kleine Pflasterrestarbeiten, aber nichts Sicherheitsrelevantes.“ Die Nutzungsfreigabe der Bauaufsicht liege vor. Nach Aussage von Rathaussprecher Wulf Stibenz konnten bisher alle Interessenten berücksichtigt werden. Die Melanchthon-Oberschule und das Joliot-Curie-Gymnasium nutzen das Stadion für den Sportunterricht, weitere Schulen können Nutzungsanträge stellen. Abends gehört das Stadion zahlreichen Vereinen: FC Silesia, NFV Gelb-Weiß, SV Blau-Weiß Deutsch-Ossig, Europamarathon mit seinen Abteilungen Leichtathletik und Fußball sowie die Bogenschützen des SV Koweg außerhalb des Stadionrondells. „Die Trainingszeit der Vereine liegt aktuell meist zwischen 16.15 Uhr und 20 Uhr“, so Stibenz. Die Vereine erhalten Trainingszeiten unter der Woche innerhalb des Stadionrondells und auf den Plätzen vor dem eigentlichen Stadion. Das Stadion selbst steht für Punktspiele und Wettkämpfe zur Verfügung.

Allerdings nicht im Winter: Wenn das Gras nicht wächst, ist kein Spielbetrieb auf dem Naturrasen möglich, er würde zu sehr leiden und nicht nachwachsen. Hier regt sich unter den Fußballern Kritik: Wenn im Winter ohnehin nicht gespielt werden könne, sei auch keine Flutlichtanlage nötig. Das weist Ute Prechel zurück: „Gerade für die Übergangszeiten im Frühling und Herbst ist die Flutlichtanlage sinnvoll.“ Dass der Rasen im Winter nicht genutzt werden darf, bestätigt sie aber. Ein anderes Problem indes ist gelöst: Die braunen Stellen im Rasen sind weg. Davon konnte sich auch die SZ in dieser Woche vor Ort ein Bild machen. „Schuld war eine Überdüngung vor dem Winter“, so Ute Prechel. Die Schäden seien alle behoben worden.

Die Sportvereine haben ihren eigenen Blick auf das Stadion. Harald Twupack, der Vorsitzende des NFV Gelb-Weiß, hat noch nicht die Zeit gefunden, sich das fertige Stadion anzuschauen. „Wir nutzen es auf jeden Fall für das Training der Männer und der Jugend“, sagt er. Als Heimstätte sowie für Punktspiele wolle sein Verein aber auf jeden Fall das Stadion „Junge Welt“ behalten und sogar baulich ertüchtigen: „Die Junge Welt wird seit Jahren als Heimstätte gut angenommen, sie hat ein anderes Fluidum.“ Zudem könnte der Verein einen Umzug derzeit gar nicht stemmen.

Der Europamarathon-Verein hingegen ist sehr froh, jetzt wieder komplett im Stadion der Freundschaft zu sein. „Übergangsweise waren wir ja zuletzt in Zgorzelec“, sagt die Leichtathletin Jana Weise. Im Stadion der Freundschaft aber seien die Trainingsbedingungen viel besser: „Wir sind sehr positiv überrascht.“ Vereins-Präsident und Stadtrat Günter Friedrich war am Mittwoch selbst vor Ort und bestätigt das positive Urteil: „Auch der Rasen sieht jetzt richtig gut aus.“ Er sei unheimlich glücklich über das sanierte Stadion. Nur die Hänge müssten noch gemäht und die jungen Bäume entfernt werden. Beides ist geplant, bestätigt Ute Prechel.