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Spitzen-Wurst aus Görlitz

Für 2,5 Millionen Euro saniert Claus Hein seine Wurstmanufaktur nach modernsten Standards – bei laufendem Betrieb.

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© EGZ

Von Daniela Pfeiffer

Claus Hein freut sich schon auf Weihnachten. Dann wird er die Türen seiner Wurstmanufaktur im Görlitzer Norden wieder einmal für die Kundschaft öffnen. Zwar ist der beliebte, 2015 geschlossene Werksverkauf weiterhin zu, aber zu Weihnachten kann trotzdem Hein-Bratwurst ab Werk gekauft werden. Dafür wird am 22. und 23. Dezember extra in den Räumen ein Verkaufsstand aufgebaut.

Möglicherweise sehen die Kunden dann auch ein bisschen was von dem, was da Großes bei Hein vorgeht. Hier wird nämlich von Grund auf alles neu gemacht. Die Familie Hein nimmt 2,5 Millionen Euro in die Hand, um künftig ihre Wurst nach höchsten europäischen Richtlinien und Standards zu produzieren. „Da geht es um Betriebsabläufe, Hygiene, Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe“, erklärt Claus Hein. Dafür kann er seine Wurst dann als IFS – International Food Standard – anpreisen.

Doch zuvor wird die gesamte Manufaktur erstmal richtig umgebaut. „Das ist etwa mit einem schönen Altbau vergleichbar, der komplett entkernt und neu aufgebaut wird“, sagt Claus Hein. Zum Ausbau der Betriebsstätte gehört auch die Investition in modernere Technik wie neue Reifekammern. All das bei laufendem Betrieb. Deshalb ist die Modernisierung in verschiedene Etappen eingeteilt. Seit Januar 2016 schon wurde dafür geplant – unterstützt wurde Claus Hein durch die städtische Wirtschaftsförderung, die ihn beispielsweise zu Förderprogrammen beriet und die Gespräche mit der Sächsischen Aufbaubank (SAB) begleitete. Seit 1996 gibt es die Manufaktur am Gewerbering. Der Familienbetrieb Hein aber ist deutlich älter. Bereits 1932 gründete Fleischermeister Georg Hein 1932 sein Geschäft auf der ehemaligen Prager Straße im Osttteil der Stadt, zog später auf die James-von-Moltke-Straße/Ecke Blumenstraße. 1958 ging Sohn Dieter Hein nach Osnabrück, machte sich 1961 mit einem Fleischerbetrieb selbstständig und baute ihn zu einem international agierenden Fleisch- und Wursthersteller aus. Im Februar 1996 wurde die Produktion in Görlitz wieder aufgenommen, seit 2015 sind Claus und Georg Hein Gesellschafter und Geschäftsführer. Ihre Wurst vertreiben sie national und international.

Drei Hauptzweige nennt Claus Hein: Da ist der Fachgroßhandel, der Fachfleischereien und Feinkostläden versorgt. Außerdem geht viel Rohwurst von Görlitz zu Tankstellen-Bistros in ganz Deutschland, wo etwa Brötchen damit belegt werden. Und natürlich werden Supermärkte beliefert. Zu Rewe, Edeka, Kaufland oder Netto müssen Kunden, wenn sie gern Hein-Wurst essen. Ziemlich viel Arbeit für das 19-köpfige Team am Gewerbering. Nach dem Umbau, der bis zum ersten Quartal 2018 abgeschlossen sein soll, soll sich die Kapazität weiter erhöhen. Ziel ist, den Betrieb zu einem reinen Rohwurst- und Rohschinkenbetrieb auszubauen, sich also auf die Veredelung von Rohwaren wie Schinken und Salami durch Naturreifung zu spezialisieren.

Auch das Thema Werksverkauf ist noch nicht ganz vom Tisch. Gedanken, ihn nach der Modernisierung wiederzubeleben, gibt es durchaus. „Wenn, dann aber nicht vor 2019 und deutlich professioneller“, sagt Claus Hein. Dazu sei aber noch nichts entschieden.