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Spitzen-Chirurgie in Radeberg

Das Dresdner Uniklinikum und das Radeberger Krankenhaus haben jetzt eine gemeinsame chirurgische Abteilung.

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Von Jens Fritzsche

Ab sofort bietet das Radeberger Krankenhaus Hochschulmedizin für seine Patienten! Denn die Asklepios-ASB Klinik Radeberg hat jetzt einen Kooperationsvertrag mit dem Universitäts-Klinikum Dresden geschlossen, durch den seit gestern die chirurgischen Abteilungen beider Krankenhäuser eng zusammenarbeiten. Speziell im Bereich der Viszeralchirurgie – also chirurgischer Eingriffe im Bauchbereich – werden sich dadurch ganz neue Möglichkeiten für die Patienten des Radeberger Krankenhauses ergeben.

Konkret heißt das, der Direktor der Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie der Uniklinik, Professor Jürgen Weitz, ist jetzt zusätzlich Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie in Radeberg. „Ich werde mindestens einmal pro Woche hier vor Ort sein und auch selbst operieren“, beschreibt er die Zusammenarbeit. „Ich brauche von meinem Schreibtisch bis nach Radeberg durch die neue Waldschlößchenbrücke gerade mal gut 14 Minuten – da ist es also auch kein Problem, schnell hier zu sein!“ Ständig in Radeberg sein wird Dr. Steffen Pistorius, der als Stellvertreter Weitz’ sozusagen den Alltagsbetrieb der chirurgischen Abteilung lenken und Hauptansprechpartner für die Patienten sein wird. Der gebürtige Dresdner hat zuvor 20 Jahre an der Uniklinik gearbeitet – zehn Jahre lang als Oberarzt, fünf als leitender Oberarzt des Universitäts-Krebs-Zentrums. Gerade auf diesem Gebiet wird die Radeberger Klinik nun kräftig profitieren, sind die Dresdner und die Radeberger überzeugt. „Durch die Kooperation können wir zum Beispiel besonders komplexe Fälle nun mit unseren hochmodernen Möglichkeiten in Dresden diagnostizieren und therapieren“, beschreibt Professor Jürgen Weitz. Die Dresdner Uniklinik ist dabei als eines von zwei Onkoligischen Spitzenzentren zertifiziert. Zudem werden weitere Dresdner Klinikumsärzte nach Radeberg kommen, um hier ein gemeinsames Team zu schaffen.

Wahl zwischen zwei Krankenhäusern

Und auch die Dresdner Patienten werden profitieren, ist Weitz überzeugt. „Denn sie können nun wählen zwischen dem Uniklinikum und dem persönlicheren, familiäreren Krankenhaus in Radeberg –  und wir haben auch bereits die Erfahrung gemacht, dass das bei den Patienten gut ankommt“, so der neue Chirurgie-Chef. Universitäre Qualität im persönlichen Ambiente, umschreibt er das Ganze. Und Jürgen Weitz war dabei sofort vom Radeberger Krankenhaus begeistert, sagt er – „als ich das erste Mal hier war, habe ich sofort diese wunderbare Atmosphäre gespürt und habe mich vom hohen Niveau des Könnens und der Möglichkeiten hier überzeugen können“, kommt er regelrecht ins Schwärmen. Die Bedingungen in Radeberg seien wirklich optimal, das Personal bestens ausgebildet.

Das Ganze werde eine sogenannte „Win-Win-Situation“, ist Professor Weitz überzeugt. Heißt, alle Seiten – vor allem die Patienten – werden profitieren. Die Radeberger bekommen zusätzlich zum bisherigen Angebot des Krankenhauses nun direkten Zugang zu den technischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten der prominenten Uniklinik. Die Uniklinik wiederum bekommt die Chance, ihre Kapazitäten auszubauen – „denn wir sind in den vergangenen Jahren an unsere Kapazitätsgrenzen gestoßen“, macht Weitz deutlich. Davon wiederum wird nun das Radeberger Krankenhaus profitieren können, denn nun werden zusätzliche Patienten aus Dresden nach Radeberg kommen. Und gerade der Mund-zu-Mund-Popaganda-Effekt ist im Anschluss nicht zu unterschätzen.

Vor vier Jahren der erste Kontakt

Profitieren wird aber auch der Ausbildungsbereich der Uniklinik. Denn durch die Zusammenarbeit mit dem Radeberger Krankenhaus bekommen Ärzte in der Ausbildung nun eine zusätzliche Möglichkeit auf Praxiserfahrungen. „Wir wollten ja schon lange Lehrkrankenhaus werden“, freut sich Dr. Matthias Czech, der ärztliche Direktor des Radeberger Krankenhauses. Dr. Czech war es auch, der vor gut vier Jahren die ersten Kontakte nach Dresden geknüpft hatte, um ein solches Kooperationsprojekt auf den Weg zu bringen. „Wir wollten unser Angebot, vor allem im Bereich der sogenannten Knopfloch-Chirurgie, erweitern und sind dann sehr schnell mit dem Uniklinikum ins Gespräch gekommen“, blickt der Radeberger zurück. Die Vorbereitungen und bürokratischen Abläufe haben dann aber doch einige Zeit in Anspruch genommen – immerhin kooperieren hier zwei Krankenhäuser in sehr unterschiedlicher Trägerschaft. Das Radeberger Krankenhaus gehört zu einer privaten Klinik-Betreiber-Kette, das Uniklinikum ist quasi eine staatliche Einrichtung.

Der Radeberger Chefarzt ist in jedem Fall überzeugt, „dass diese Zusammenarbeit unser Haus vor allem im Interesse unserer Patienten richtig weit voranbringt!“ Zu den gewohnten Angeboten kommen nun die hochmodernen Möglichkeiten – besonders im Bereich der Krebsbehandlung – hinzu.

Radeberg ist Vorreiter

Das Projekt ist dabei bisher einmalig in Sachsen. Und die Radeberger sind damit – mal wieder – Vorreiter. Denn schon im Bereich des Einsatzes hochmoderner Herzschrittmacher-Technik hat sich das vergleichsweise kleine Haus in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Nachdem im März 1995 der erste Herzschrittmacher in Radeberg eingesetzt wurde und sich die Radeberger 2004 dann auch an die hochmodernen Schrittmacher mit Defibrillatoren wagten, werden seit 2012 hier zudem auch vermehrt sogenannte „Event-Recorder“ eingesetzt; zu gut Deutsch Ereignis-Aufzeichner. Und nicht zuletzt ist die Unfall-Chirurgie der Klinik vor wenigen Wochen als Endo-Prothetik- Zentrum zertifiziert worden.