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Spinner trennt sich von der Dreherei

Das Lauensteiner Unternehmen richtet sich neu aus. Davon sind auch Mitarbeiter betroffen.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Lauenstein. Noch wird in der Dreherei des Kabel- und Elektronikherstellers Spinner Lauenstein gearbeitet. Wie lange noch, das kann auch Katharina König nicht sagen, die sich jetzt überraschend im Müglitztal angekündigt hatte. Die 38-jährige Münchnerin gehört zur Familie, der die Firma seit über 25 Jahren gehört. Nun hat die Betriebswirtin nicht nur die Leitung des Unternehmens übernommen. Sie plant auch dessen Umstrukturierung. Lauenstein bleibe weiter ein wichtiger Entwicklungs- und Montagestandort für verschiedene Spezialkabel der Spinner-Gruppe, versichert sie. Allerdings wird die Teilefertigung, also die Dreherei, am Standort eingestellt, „um Überkapazitäten in der Spinner-Gruppe abzubauen“. Künftig soll ein Großteil der für die Montage notwendigen Drehteile aus dem ungarischen Standort des Konzerns angeliefert werden. Über diese geplante Neuausrichtung hat die Geschäftsführung bereits mit den Mitarbeitern und dem Betriebsrat gesprochen. Letzterer bestätigt dies auf SZ-Nachfrage, möchte sich aber öffentlich nicht dazu äußern.

Das Unternehmen Spinner in Lauenstein trennt sich von der Dreherei.
Das Unternehmen Spinner in Lauenstein trennt sich von der Dreherei. © Frank Baldauf

Gegenwärtig arbeiten in der Dreherei knapp 30 Mitarbeiter. Zusammen mit dem Betriebsrat suche man nach einer Lösung, wie es weitergehen könnte. „Wir prüfen alle Alternativen“, sagt Frau König. Dazu gehören auch eine mögliche Ausgründung und ein Verkauf der Sparte. Frau König bestätigte, dass es dazu erste Gespräche gab. Weitere Details wollte sie nicht preisgeben. Eine Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen, ergänzt sie. Sie könne nachvollziehen, dass viele Mitarbeiter verunsichert sind und nun Klarheit haben möchten. Doch gerade in deren Sinne wolle man sich etwas Zeit nehmen, um eine für alle Seiten gute Lösung zu finden.

Dass Spinner die Dreherei aufgibt, liegt nicht an den Mitarbeitern. „Die sind gut“, sagt sie. Allerdings habe sich die Marktlage geändert. Die Zeit, als der Mobilfunkmarkt boomte und die Firma Spinner mit der Produktion von Hochfrequenzkabeln kaum noch hinterherkam, sind vorbei. „Der Markt hat sich verändert“, sagt Frau König. Es werde nicht mehr so viel in den Mobilfunkmarkt investiert. Zudem sind weitere Firmen in der Branche tätig geworden. Deshalb sei der Preisdruck größer geworden. Sie selbst hat vor fünf Jahren begonnen, Strategien zu entwickeln, wie Spinner darauf reagieren könne. Nach und nach wurden Veränderungen an den Standorten vorgenommen, um sie fit für die Zukunft zu machen. Nun sei Lauenstein dran. „Hier wollen wir den Fokus auf die Kernkompetenz legen“, sagt sie.

Konkurrenz einen Schritt voraus

Und das sei die Entwicklung, die Konstruktion und die Montage von Steckverbindungen, sogenannten Jumpern, und konfektionierten Kabeln für Telekommunikationsunternehmen. Auf diesem Gebiet sei man der Konkurrenz voraus, sagt Jörg Eichler. Der Dresdner leitet die Abteilung Montage und Logistik und wird den Umstrukturierungsprozess vor Ort mitsteuern. Der große Vorteil von Spinner Lauenstein sei, dass man über eine breite Angebotspalette verfüge. „Wie stellen über 1 000 verschiedene Produkte her“, sagt er. Diese könne man den Aufraggebern schnell zuliefern, in der Regel zwei Wochen nach Auftragseingang. Die Teilefertigung in der Automatenhalle hingegen sei zuletzt nicht mehr zu 100 Prozent ausgelastet gewesen. Deshalb fertigte Spinner hier auch im Auftrag anderer Firmen Drehteile. Nach Informationen der SZ sollen hier zuletzt etwa 50 Prozent der Teile für andere Unternehmen – unter anderen auch aus der Uhrenindustrie – gedreht worden sein, was die Geschäftsführung so nicht bestätigen wollte. Eichler sagte nur so viel: „Unsere Kunden stammen aus ganz Deutschland.“ Die neue Geschäftsführerin möchte dieses Geschäft nicht fortführen. „Wir sind kein Lohnfertiger“, sagt Frau König. Dass Spinner sich von der Dreherei in Lauenstein und nicht von der in Ungarn trennt, habe eine andere Ursache. Lauenstein sei der einzige der drei Produktionsstandorte in Europa, der keine eigene Galvanik besitzt.

Wie lange die Umstrukturierung dauern werde, was mit den Immobilien wird und wie viele der derzeit 115 Lauensteiner Mitarbeiter davon letztlich betroffen sein werden, vermochte Frau König noch nicht zu sagen. Nur zwei Dinge stehen fest: Der Betrieb werde auch in Zukunft weiter Industrie- und Zerspanungsmechaniker ausbilden. Und: Der bisherige Geschäftsführer Peter Böhmer ist nicht mehr dabei.