Merken

Spendenparlament unterstützt fünf Görlitzer Einrichtungen

Dieses Jahr war mehr Geld da, als benötigt wurde. Das lag vor allem an einem Großspender.

Teilen
Folgen
© dpa

Von Ingo Kramer

Görlitz. Das erlebt Ulrich Warnatsch auch nicht jedes Jahr. „Wir haben alle Anträge in voller Höhe beschieden – und trotzdem 2 000 Euro für nächstes Jahr übrig“, sagt der ehrenamtliche Geschäftsführer des Spendenparlaments. Es besteht seit 1998, ist ein eingetragener Verein mit derzeit 35 Mitgliedern. Vereinschef ist der frühere Görlitzer Superintendent Jan von Campenhausen, der heute in Wittenberg lebt. Alle anderen Parlamentarier sind in Görlitz ansässig.

Sie spenden pro Jahr mindestens 60 Euro – und können bei der immer am Jahresende stattfindenden Sitzung mit darüber abstimmen, wer im neuen Jahr Geld bekommt. Dass dieses Jahr viel mehr Geld im Topf war als sonst, liegt vor allem an Octavian Ursu. Der Görlitzer CDU-Landtagsabgeordnete ist eines der 35 Mitglieder. Und er ist im Oktober 50 Jahre alt geworden. „Ich habe meine Gäste gebeten, anstelle von Geschenken etwas an das Spendenparlament zu überweisen“, sagt er. Ihm gefällt dieses Projekt so gut, weil verschiedene Einrichtungen davon profitieren – und weil er ganz genau weiß, wie das Geld verteilt wird: Ganz direkt und ohne, dass vorher Personal- oder Verwaltungskosten abgehen. Ursus Gäste sahen das offenbar ähnlich: Reichlich 5 000 Euro kamen über den runden Geburtstag zusammen. „Eine so hohe Einzelsumme haben wir in all den Jahren noch nie erhalten“, sagt Warnatsch.

Beim Spendenparlament ist jeder antragsberechtigt, der in der Stadt Görlitz Projekte gegen Armut, Isolation und Ausgrenzung durchführt. Zwischen 200 und 1 000 Euro Unterstützung können pro Antrag vergeben werden. Dieses Jahr lagen fünf Anträge vor: Ein Kleiner sowie vier Große, die an die 1 000 Euro heranreichten. Das Fest der Kulturen hat Geld für 2018 beantragt, der Teekeller der Stadtmission benötigt eine Unterstützung bei seinen Brandschutzarbeiten, der Ludwigsdorfer Lebenshof will eine neue Waschmaschine anschaffen, die evangelische Oberschule hat eine Unterstützung für den Schulbeitrag für sozial Schwache beantragt. Der kleine Antrag kommt vom Wohnprojekt G22, das einen Ausflug für Menschen mit Behinderung organisieren möchte.

Eine Besonderheit beim Spendenparlament: Jeder Antragsteller muss sein Projekt in der entscheidenden Sitzung persönlich vorstellen. Wird es bewilligt, erhält es einen Projektpaten. Das sind Parlamentarier, die ein gefördertes Projekt begleiten, sich mit darum kümmern, Tipps geben. Durch dieses Vorgehen bekommen beide Seiten ein Gesicht, das Projekt wird etwas Unmittelbares. Auch wenn die nächste Sitzung erst wieder Ende 2018 stattfindet: Das Spendenparlament ist ständig auf der Suche nach neuen Mitgliedern, die Geld spenden und mit darüber abstimmen, wer im neuen Jahr etwas davon abbekommen soll. Für Warnatsch ist das „eine Form der unmittelbaren Bürgerbeteiligung“.

Spendenkonto: IBAN DE60850501000000047333 bei der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien