Merken

Spende für Spinde

Eine Mutter sammelt Geld, um neue Schränke für den Hort in Pirna-Zehista zu kaufen. Denn sie ortet dort ein gravierendes Problem.

Teilen
Folgen
© Daniel Schäfer

Von Thomas Möckel

Pirna. Wenn Stephanie Ringel-Hörning in den Hort der Grundschule Zehista kommt, den ihre Kinder besuchen, wähnt sie sich oft wie in einem Kinderzimmer, in dem wochenlang niemand aufgeräumt hat. Vor allem in der Garderobe hängen die Klamotten dicht an dicht, oft übereinander. An der Stelle, wo die Ranzen parken, stehen die meisten auf dem Boden. „Das sieht manchmal ganz schön chaotisch aus“, sagt Stephanie Ringel-Hörning. Inzwischen hat sie der Unordnung den Kampf angesagt.

Schon vor geraumer Zeit hatte sie das Sachen-Wirrwarr als gravierendes Problem geortet. Dass es im Hort so aussah, lag aber nicht daran, dass jemand liederlich war. Dem Hort, sagt Stephanie Ringel-Hörning, mangele es schlicht am Platz, um alles unterzubringen. Vor allem fehlten Spinde und Ranzenregale. Und die Mutter will nun auf eher ungewöhnliche Weise Geld für zusätzliches Mobiliar sammeln.

Zuvor hatte sie die Situation analysiert, um den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln. Der Hort ist für 102 Betreuungsplätze ausgelegt, nach ihren Recherchen besuchen derzeit 98 Kinder die Einrichtung gleich neben der Grundschule Zehista. Für die Hortkinder, sagt Stephanie Ringel-Hörning, gibt es 40 Spinde, jeweils zwei Kinder teilen sich einen solchen Schrank. Zählt man durch, reichen die Spinde nur für 80 Kinder. Die Erstklässler benutzen daher so eine Art Kindergarten-Garderobe, immer zwei Schüler eine Garderobe, die laut der engagierten Mutter nur sehr wenig Platz bietet.

Ähnlich eng sieht es bei den Ranzenregalen aus. Sie reichen nicht aus, damit jedes Hortkind seinen Schulsachen-Behälter in ein Fach stellen kann. Viele der Ranzen stehen einfach auf dem Boden. Zudem sind Spinde und Ranzenregale über das ganze Haus verteilt, es gibt keinen einheitlichen Raum für die Garderobe. Das hat vor allem brandschutztechnische Gründe. Und zu allem Überfluss gesellte sich laut Stephanie Ringel-Hörning noch ein hygienisches Problem hinzu. „Weil in der Garderobe alles übereinander hängt und liegt“, sagt sie, „haben die Kinder aller drei Wochen die Läuse.“ Abhilfe musste dringend her.

Stephanie Ringel-Hörning vermaß selbst die Räume und entwarf einen groben Plan, wo die Spinde, vor allem die zusätzlichen, einmal stehen könnten. Und sie fand eine Möglichkeit, die nötigen Finanzen dafür aufzutreiben.

Als Privatperson startete sie auf der Geldsammel-Plattform „99 Funken“ im Internet eine Aktion, mit der sie um Spenden für Spinde und Ranzenregale wirbt. Ausgehend von 102 Betreuungsplätzen fehlen elf Spinde, die preislich ganz schön zu Buche schlagen – sie kosten 2 100 Euro. „Ich bin ganz erschrocken, wie teuer das ist“, sagt sie. Dazu kämen noch drei Ranzenregale mit je sechs Fächern, Kostenpunkt über 800 Euro. Ziel ist eine Summe von reichlich 3 000 Euro, damit genügend finanzieller Spielraum für die Anschaffungen bleibt. Dafür sind aber noch einige Menschen in Geberlaune nötig.

Derzeit beträgt der Spendenstand 825 Euro, 16 Tage läuft die Aktion auf „99 Funken“ noch. Die Sammel-Aktivistin ist dennoch guter Dinge, dass das Geld zusammenkommt. Und vielleicht kommt ja noch Hilfe von ganz anderer Seite.

Das Pirnaer Rathaus, zuständig für die Ausstattung von Kindereinrichtungen, zeigt sich einigermaßen überrascht von der Sammelaktion. Einen zusätzlichen Bedarf an Schränken habe noch niemand angezeigt. Bislang ging die Verwaltung davon aus, dass schon 2015 die erforderlichen Spinde angeschafft wurden. Pirna will sich aber nun nochmals mit dem Hortbetreiber abstimmen, um das Platzproblem zu lösen. „Denn wenn wirklich etwas fehlen sollte“, sagt Stadtsprecher Thomas Gockel, „dann schaffen wir das an, gar keine Frage.“

Infos im Internet.