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Spektakulärer Elbsandstein

Seit 20 Jahren erscheint der Kletter-Kalender. Die Fotos sind atemberaubend, die Erzählungen darin aber nicht nur fröhlich.

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© Mike Jäger

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. Das Schwierigste ist die Auswahl. Jedes Jahr aufs Neue sitzt Fotograf Mike Jäger vor einem Fundus an spektakulären Kletterfotos aus der Sächsischen Schweiz und muss sich entscheiden. Zwölf Stück werden im Kalender „Klettern im Elbsandstein 2016“ veröffentlicht. „Es sollte eine Mischung aus Landschaft, Kletterschwierigkeit und Texten sein“, sagt Mike Jäger. Teilweise sind Fotos zu bestimmten Berichten entstanden und umgekehrt. Der Januar beginnt gleich mal mit einem Archivfoto. Der Jahreszeit entsprechend macht sich immer eine Ansicht mit Schnee oder Eis ganz gut. Der vergangene Winter war aber zu mild für solche Bilder. Die Schönheit entscheidet – das Klettern am verschneiten Chinesischen Turm aus dem Jahr 2012 wird veröffentlicht. Danach folgen spektakuläre Aktionen höchster Schwierigkeiten aber auch Fotos von Kletterrouten, die sehr geläufig sind wie der Schusterweg auf den Falkenstein oder der Südostweg auf den Mönch. Auf anderen Fotos sind die Kletterer eher Nebensache, stattdessen stehen Natur und Landschaft im Vordergrund.

Der Kalender „Klettern im Elbsandstein“ erscheint seit 20 Jahren im Verlag Jäger. Erhältlich über www.felsenwelt.de oder in Bergsportläden und ausgewählten Buchhandlungen. Preis: 10 €.
Der Kalender „Klettern im Elbsandstein“ erscheint seit 20 Jahren im Verlag Jäger. Erhältlich über www.felsenwelt.de oder in Bergsportläden und ausgewählten Buchhandlungen. Preis: 10 €. © Mike Jäger

Doch der Kletter-Kalender lebt nicht nur von seinen Fotos. Man sollte ihn auch mindestens einmal im Monat von der Wand abnehmen, lesen und innehalten. Denn für die Rückseiten der Kalenderblätter hat Mike Jäger wieder zahlreiche Autoren gewinnen können, die von einem ihrer Klettererlebnisse in der Sächsischen Schweiz berichten. Darunter so bekannte wie Kletterexperte Bernd Arnold oder Buchautor Helmut Paul. Sehr bewegend ist auch die Erzählung von Veit Riffer, der seit einem Kletterunfall querschnittsgelähmt ist und auf den Rollstuhl angewiesen ist. Es ist kein wehleidiger Rückblick, sondern Veit Riffer erklärt seinen Blick auf die Diskussionen über mehr Sicherheit am Fels. Gibt es genügend Ringe? Sollte das eine größere Rolle als die Tradition spielen? Es ist ein Plädoyer an das Naturerlebnis – voller Selbstbewusstsein und ohne Zweifel.

Bernd Arnold erzählt, mit wem er in den 1970er-Jahren so unterwegs war und warum er das Auerhahnriff den großartigen Felsformationen im Elbsandstein zuordnet. Ein Kletterweg dort auf der tschechischen Seite des Großen Winterbergs heißt The Nose. Die Erstbegehungsgeschichte hat auch etwas mit dem sagenumwobenen Felswänden des Yosemite-Nationalparks in den USA zu tun. Den hatten die Kletterer um Bernd Arnold damals noch nicht selbst gesehen. Aber die Sehnsucht schwang damals wohl schon mit, bei der Erstbegehung am Auerhahnriff.

Seit nunmehr 20 Jahren erscheint der Kalender im Verlag Jäger, am Anfang noch ohne Texte. Doch die Fans wollen sie nicht mehr missen. Es sollen doch alle von den Geschichten erfahren, die sonst nur am Lagerfeuer oder in der Boofe erzählt werden. Auch der angeblich langsamste Bergsteiger Sachsens, Dieter List, berichtet von einem Aufstieg auf den Bloßstock. Das Motto „Ruhe bewahren“ war seiner Seilschaft solange innewohnend, bis es an den Rückweg ging. Der war dann dank der sogenannten Indianertaktik erfolgreich. Wer wissen will, was das ist, sollte den Kalender lesen. Nur so viel: Mit dem eigentlichen Klettern hatte das nichts mehr zu tun.