Merken

Spektakel im Schloss

Die Wikinger kamen am Wochenende nach Hermsdorf und ließen nicht nur die Schlangen tanzen.

Teilen
Folgen
© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Hermsdorf. Das Hermsdorfer Volk eilt ins Schloss. Der Schlachtruf „Die Wikinger kommen“ hat sie angelockt. Sie müssen vor den Toren vor Wächtern mit finsteren Gesichtern stehenbleiben. Doch schon nach der Zahlung eines Eintrittsgeldes hellen sich deren Gesichter auf. „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Laune in den Himmel springt“, frohlockt ein Tugendwächter. Der berühmte Spruch stamme übrigens von seinen frommen Glaubensbrüdern aus dem Sachsenlande. Ein Pirnaer Mönch und Monster-Maler namens Tetzel habe ihn später noch etwas verfeinert. Damals sammelte er Taler für eine Großbaustelle in Rom. „Jahrhundertbauten wurden damals noch fertiggestellt“, erzählt der wackere Mann in der Mönchskutte. Die Anspielung bringt seine Zuhörer zum Lachen und auch darüber hinaus wird auf dem Markt vor dem Schloss überall für Stimmung gesorgt.

Die Vorbereitung auf die große Schlacht bei Hermsdorf: Der Marsch der Bodentruppen zum Schlachtfeld.
Die Vorbereitung auf die große Schlacht bei Hermsdorf: Der Marsch der Bodentruppen zum Schlachtfeld. © Bernd Goldammer

So feiern die Wikinger in Hermsdorf

So ist der berühmte Herold Theo Theodor zur Stelle. Sein lästerndes Schandmaul ist gefürchtet. Gerade hat er sich mit Karl von Dräsn angelegt. In seiner Behausung sei das Wasser schon wieder verdünnt worden, stichelte das Schandmaul im historischen Kostüm. Dem Spruch folgt Gelächter. Eine Anschuldigung, die Karl von Dräsn dieses Mal nicht auf sich sitzenlassen will. Er greift zum Siebenriemen, um den Narren unverzüglich zu züchtigen. Dann aber kommt er vor Lachen nicht dazu. Narrensprüche können manchmal auch entwaffnen. Den Umstehenden gefällt’s.

Diese Atmosphäre hat das Wikinger-Spektakel am Hermsdorfer Schloss über die Jahre so berühmt gemacht. Überall wuselt es. Unterschiedliche Düfte liegen in der Luft. Plötzlich wird es richtig heiß. Ein Feuerschlucker schleudert brennende Fackeln in die Luft. „Auf den Mittelaltermärkten geht es nur beiläufig ums Kaufen. Erleben ist hier viel wichtiger“, betont Volker Fabian aus Dresden.

Verführerischer Bauchtanz

Wenige Schritte weiter zeigen Tänzerinnen der Menge einen verführerischen Bauchtanz. Dann greifen die tanzenden Frauen ganz beiläufig in einen Korb hinein und kurz darauf zischen Schlangen. Sekundenschnell haben sie sich um die Hände der drei Schönen gewickelt.

Auch auf der entgegengesetzten Schloss-Seite gibt es einiges zu entdecken. Umlagert ist der Mäusezirkus von Reinhold Rakner aus Herrnhut. Der bärtige Mäusehalter kommt eigentlich aus Bayern. Nach einem schweren Verkehrsunfall musste er sein Leben neu organisieren. Seitdem züchtet er Wüstenrennmäuse. Mit denen reist er dann von einem Mittelaltermarkt zum anderen. 120 bis 130 Tiere füttert er auf seinem Bauernhof in der Nähe von Herrnhut. Vor allem die Kinder umlagern seinen Stand. Wüstenrennmäuse lassen sich nämlich sehr gerne streicheln. Und ihre Posen sind lustig. Wenige Schritte davon entfernt bringt ein Fallhammer gelegentlich die Erde zum Beben. Thomas Raschke aus Görlitz prägt mit diesem Gerät besondere Münzen. Das ist ein Riesengaudi. Gäste aus allen Himmelsrichtungen prägen sich ihre Erinnerungsstücke selbst.

Im Schlosspark beginnt zu diesem Zeitpunkt bereits die Vorbereitung auf das Kampfgewusel zur Wikinger-Schlacht. Die Pferde werden vorbereitet, Lanzen, Keulen und Schwerter liegen bereit. Zum Schluss werden die eisernen Rüstungen angelegt. Auf das Kommando „Antreten“ geht es los. Trommler schlagen auf ihre Felle ein. Spielleute pusten in Dudelsäcke. Bodentruppen, Rittersleute und Knappen machen sich zu ihren Gegnern auf das Schlachtfeld hinter dem Schloss auf. Hier ist schon viel Volk versammelt. Und weil die Schlacht ja auf deutschem Boden stattfindet, muss zunächst die Schlachtordnung verkündet werden. Hoch zu Ross natürlich, wie es sich für „Die Ritter der Kronen Europas“ gehört. Hinter diesem Begriff steht eine Reitkampfgruppe namens „Mandshur-Tengri“. „Wir kommen aus dem brandenburgischen Rhinow. Seit dem Jahre 2000 sind wir bei Reitershows und Ritterturnieren dabei“, sagt Wilhelm Volker Schäfer, bevor er das Visier seines Helmes herunterlässt.

Bodentruppen aus Dresden

Die Bodentruppen der Wikinger sprechen ein weiches klangvolles Sächsisch. Sie kommen aus Dresden. Sogar Frauen mischen hier mit. Dann geht alles sehr schnell. Der Waffenruf erschallt. Es geschieht, was auf allen Plakaten bereits angekündigt wurde. Die Wikingerschlacht um das Hermsdorfer Schloss ist in vollem Gange. Mit hoher Geschwindigkeit reiten Pferde auf die eisernen Sachsen zu.

Kräftige Axthiebe krachen auf deren Schilde. Schwerthiebe schlagen auf Ritterrüstungen nieder. Lanzen bersten im Kampf. Das alles sind überzeugende Argumente dafür, das Schlachtfeld zu verlassen und hinter die vorgeschriebene Absperrung zu gehen. Es gibt aber auch noch andere Gründe: Während der allgemeinen Rauferei sind die Marktstände nicht so dicht umlagert. Zeit, sich von den zahlreichen Mundschenkern bewirten zu lassen.