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Gebühr fürs Münzenzählen

Das Kleingeld der Sparkasse macht Arbeit. Wie aber werden Kommunen jetzt ihre Parkgroschen los und Kinder ihr Gesammeltes?

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© dpa/Sven Hoppe

Von Gunnar Klehm, Nadine Steinmann, Thomas Drendel und Jens Fritzsche

Dresden/Radeberg. Zum 1. Juli hat die Ostsächsische Sparkasse Dresden die Münzeinzahlautomaten abgeschafft und stellt damit „die automatisierte Annahme von Münzen“ ein, wie Unternehmenssprecher Andreas Rieger erklärt. Das ist für viele Privatkunden, aber auch für Kommunen ein Schock, die bisher säckeweise Münzen – etwa aus Parkautomaten – bei der Sparkasse eingezahlt hatten. Die Einzahlung von Münzgeld ist bei der Sparkasse zwar weiterhin in jeder Filiale möglich, kostet nun aber Geld. Große Mengen an Münzen müssen in sogenannten Safebags, also Sicherheitsbeuteln, abgegeben werden. In diese passen bis zu vier Kilogramm an Münzen, pro Sack sind dann fünf Euro zu zahlen.

Radeberg hat sich darauf eingestellt

Die Stadt Radeberg hat sich bereits auf die Gebührenerhöhung eingestellt. „Wir versuchen bereits, Münzgeld so gut es geht zu vermindern“, erläutert Radebergs Stadtsprecher Jürgen Wähnert. Man weise die Bürger darauf hin, doch eher auf Überweisungen oder auf Bezahlungen mit der EC-Karte zurückzugreifen. „Außerdem achten wir darauf, dass das Kleingeld möglichst wieder ausgegeben wird – dazu werden gegebenenfalls Abläufe im Rathaus geändert. Wir beobachten das derzeit“, beschreibt er.

Bisher habe die Stadt zweimal pro Woche Münzgeld eingezahlt, so der Stadtsprecher. Das soll nun vermindert werden. „Würden wir alles so lassen wie bisher, müssten wir mit zusätzlichen Gebühren von bis zu 500 Euro im Jahr rechnen – das ist keine übermäßig große Summe. Sie stellt aber eine Mehrbelastung dar, die erst einmal aufgebracht werden muss“, macht Jürgen Wähnert deutlich. Wobei der Stadtsprecher durchaus auch Verständnis für den Schritt der Sparkasse zeigt: „Denn anders als bisher werden die Münzen von der Sparkasse jetzt an die Bundesbank geschickt, die sie auf Echtheit prüft – diese Kosten werden an die Sparkassenkunden weitergereicht“, weiß Jürgen Wähnert.

Hintergrund ist dabei die Münzgeldverordnung. Darin wurde neuerdings den Banken und Sparkassen die Prüfung der Echtheit und des Gebrauchszustands der Münzen übertragen. „Dies können unsere Automaten nicht vollumfänglich gewährleisten. Damit haben wir den Umstand, dass der Kunde vorn die Münzen einwirft und wir anschließend hinten jede noch mal einzeln händisch prüfen“, erklärt Sparkassensprecher Andreas Rieger. Für das Bargeldhandling wendet die Ostsächsische Sparkasse nach eigenen Angaben rund neun Millionen Euro pro Jahr auf.

Ottendorf sieht keine Probleme

Keinerlei Auswirkungen hat die Abschaffung der Münzautomaten hingegen auf die Gemeinden Ottendorf-Okrilla und Arnsdorf. „Wir haben keine Parkautomaten, durch die viel Kleingeld anfällt“, macht Ottendorfs Bürgermeister Michael Langwald (parteilos) deutlich. „Maximal das Teichwiesenbad könnte damit Probleme bekommen“, vermutet der Bürgermeister. Doch auch hier stört man sich nicht an der Abschaffung der Automaten. „Wir werden diese Geldsäcke maximal bei der Jahresendabrechnung in Gebrauch nehmen“, erklärt Schwimmmeister Marcus Hornoff. „Wir haben eine gute Kassenfrau, die regelt das mit dem Kleingeld ganz gut, sodass wir nie einen größeren Bestand dahaben.“

Auch in Arnsdorf sieht man keine Probleme –  in der Gemeinde gibt es ja keine Parkautomaten. „Und wir hatten bei uns in der Sparkassen-Filiale sowieso nie solch einen Automaten und mussten das Kleingeld schon immer rollen“, berichtet Arnsdorfs Kämmerin Margit Porst.

Münzannahme bleibt ein Service

Sparkassensprecher Andreas Rieger weiß natürlich um die Aufregung. Und erklärt, dass das Geldinstitut trotz der Abschaffung der Automaten mit der Annahme von Münzen einen Service bietet, „den viele Geschäftsbanken schon längst eingestellt haben“, wie er sagt. Privatkunden könnten außerdem bis zu 50 Münzen bei den Mitarbeitern abgeben, die gleich vor Ort gezählt und dem Konto gutgeschrieben werden. Das bleibe weiterhin kostenlos. Kinder, die ihr Sparschwein schlachten, sollten also vorher abzählen, dass sie nicht mehr als 50 Münzen zur Sparkasse tragen, sonst werden Gebühren fällig.

Andere Banken verlangen hingegen bisher noch keine Einzahl-Gebühren von ihren Privat-Kunden. „Wer unsere Einzahlautomaten nutzt, um Münzgeld auf sein Konto zu überweisen, muss nichts zahlen“, sagt zum Beispiel Marcus Müller, der Sprecher der fürs Rödertal zuständigen Volksbank-Raiffeisenbank Meißen-Großenhain. „Wir planen derzeit auch keine Änderung“, sagt er. Auch die Deutsche Bank nimmt nach eigenen Angaben Moneybags von ihren Kunden ohne Gebühr entgegen.