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Sparkasse Meißen schließt Filialen

Ursache ist vor allem der Trend zum Online-Banking, aber auch der Kostendruck. Die Sparkasse hat auch eine neue Idee: Sie schickt Bargeld nach Hause.

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© Uwe Soeder

Riesa/Meißen. Künftig wird der Weg zum Geldautomaten für einige Landkreisbewohner weiter. Zum Jahresende schließt die Sparkasse Meißen acht ihrer 26 Filialen. Drei werden ersatzlos geschlossen (Schönfeld, Ebersbach, Stauchitz) sowie fünf zu Selbstbedienungsstellen umgewandelt (Boxdorf, Zeithain, Coswig-Spitzgrund, Klipphausen, Großenhain-Hauptmarkt). Die SB-Stellen in Krögis, Meißen-Bohnitzsch und Zehren werden bereits Ende November ersatzlos geschlossen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es keine geben. Das Einsparungsvolumen bezifferte der Sparkassenvorstand mit etwa einer Million Euro jährlich.

So sieht das Sparkassen-Netz bisher aus.
So sieht das Sparkassen-Netz bisher aus. © Repro/SZ
So wird das Sparkassen-Netz im Landkreis Meißen nach der Umstrukturierung aussehen.
So wird das Sparkassen-Netz im Landkreis Meißen nach der Umstrukturierung aussehen. © Repro/SZ

Ursache für die Verkleinerung des Filialnetzes sind der Trend zum Online-Banking und die damit verbundene geringere Kundenfrequenz in den Filialen. Zudem machen allen Geldinstituten die anhaltende extreme Niedrigzinsphase und die stark angestiegenen Bankenabgaben zur europäischen Einlagensicherung zu schaffen. Vorstandsvorsitzender Rolf Schlagloth: „Wir haben den Auftrag, unser Haus profitabel zu halten und zukunftssicher zu führen.“ Die Neustrukturierung des Netzes wurde gründlich vorbereitet und ist bereits vom Verwaltungsrat der Sparkasse genehmigt worden. Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden sind informiert.

Alternative Kundencenter

Als Alternative für die geschlossenen Filialen bietet die Sparkasse den Ausbau von vier Groß-Filialen in Meißen (Altstadt), Riesa (Hauptstraße), Radebeul (Kötzschenbroda) und Großenhain (Dresdner Straße) zu Kundencentern an. Sie erweitern ihre Servicezeiten von bisher 27 Stunden auf künftig 35 Stunden pro Woche. Zudem wird die telefonische Beratungskapazität ausgebaut. So ist es möglich, am Telefon Adressenänderungen, Kontosperrungen, Kartenbestellungen vorzunehmen oder auch Fremdwährungen zu bestellen. Die Kasse ist dann wöchentlich 27 Stunden statt nur 19 Stunden wie bisher geöffnet.

Ausgebaut wird auch die Auszahlung von Bargeld beim Bäcker oder in anderen Geschäften. Sie soll von bisher acht Stellen auf zwölf erhöht werden. Mit einer ganz neuen Idee möchte die Sparkasse insbesondere älteren Menschen entgegenkommen: Bargeld per Post. Vermutlich gegen eine Gebühr kann den Kunden Bargeld nach telefonischer Bestellung einfach nach Hause geschickt werden. „Wir werden mal schauen, wie das von unseren Kunden angenommen wird“, sagt Vorstand Rainer Schikatzki. Die Zustellung erfolgt in den üblichen Postlaufzeiten, also von heute auf morgen. Entsprechende Vereinbarungen müssen noch getroffen werden. Über die Kostenbeteiligung der Kunden ist noch nicht entschieden.

Beratungsgespräche werden bereits jetzt von 8 bis 20 Uhr angeboten. Gern kommen die Kundenberater, die auch künftig ihre Kunden behalten werden, nach Hause. Neuerdings, das sagten die Bürgermeister zu, könnten auch Rathäuser im Landkreis für Beratungsgespräche der Sparkasse genutzt werden. „Wer eine Beratung benötigt, der erhält sie auf jeden Fall“, sagte Vorstandschef Schlagloth.

Auch intern wurde mit dem Betriebsrat Einvernehmen hergestellt. Vor allem über Altersteilzeitregelungen und in einigen Fällen auch über die Elternzeit wird die nötige Reduzierung des Personals erreicht.

Insgesamt wird es im nächsten Jahr nur noch 55 anstatt wie bisher 60 Sparkassen-Geldautomaten geben. Ein Teil von ihnen kann auch Einzahlungen vornehmen oder Gogar Münzen verarbeiten.

Teure Automaten

Der Betrieb eines Geldautomaten kostet nach Sparkassen-Angaben etwa 15 000 Euro pro Jahr. Vorstandschef Schlagloth: „Es gibt noch ziemlich viele Variablen, die die Kosten weiter nach oben treiben können, z. B.. die Anzahl der Befüllungen durch den Geldtransporteur, die Versicherungssumme oder die Höhe der Miete am Standort.“ Zu früheren Zeiten gab es noch den Zinsnachteil für den Bargeldbestand im Automaten - der spielt aber heute keine Rolle mehr. Im Durchschnitt verarbeitet ein Automat rund 70 000 Vorgänge im Jahr. An Spitzenstandorten wie der Riesaer Elbgalerie werden sogar weit über 100 000 Vorgänge registriert.

Die Sparkasse Meißen führt 130 000 Girokonten und hat einen Marktanteil im Landkreis Meißen von rund 60 Prozent. Wettbewerber sind u.a. die Deutsche Bank, die jetzt auch Filialen schließt, die Commerzbank und die Volksbank.