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Sozialwohnungen in der Hafencity?

Für die überarbeiteten Pläne gibt es in der Politik Zustimmung, aber auch Anregungen. Der Startschuss ist gefallen.

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© Visualisierung: USD Immobilien

Von Sarah Herrmann

Zu eng, zu hoch. Und was ist mit dem Hochwasserschutz? Die Kritik an den Plänen der USD (Unser schönes Dresden) für das Areal zwischen Leipziger Straße und Neustädter Hafen war groß. Mittlerweile sind die Pläne überarbeitet und werden in den Gremien besprochen. Bevor es losgehen kann, muss der neue Entwurf noch einmal einen Monat ausgelegt werden. Dann sind erneut Einwendungen möglich. Was hat sich verändert?

Das Kreativzentrum: Die ersten Interessenten haben sich gemeldet

Der Startschuss für die Hafencity ist bereits gefallen: Derzeit wird ein Kreativzentrum an der Leipziger Straße errichtet, neben dem Arzneimittelwerk Menarini von Heyden. Das Pharma-Unternehmen hatte zwischenzeitlich gegen das USD-Projekt geklagt. Fürchtete, dass die neuen Nachbarn gegen die produktionsbedingte Lautstärke vorgehen würden. Der Fall ging bis vors Oberverwaltungsgericht. Schließlich einigten sich beide Parteien auf Schallgrenzen. Der Riegel, an dem seit September gebaut wird, soll auch nicht zum Wohnen genutzt werden. Stattdessen sind Ateliers, Büros und Cafés geplant. Bis Anfang 2019 entstehen rund 16 Gewerbeeinheiten. „Es gibt bereits Interessenten, die Verhandlungen laufen“, sagt USD-Sprecher Ulf Mehner.

Die Wohnungen: USD kann sich Sozialwohnungen vorstellen

Neben dem Kreativzentrum sind noch zahlreiche weitere Bauten geplant – Riegel, Winkel, Kuben. Sie sollen größtenteils für Gewerbe und Wohnen genutzt werden. Mittig des Neubaugebiets gibt es einzelne Häuser, in denen ausschließlich Appartments geplant sind. Angedacht ist ein Mix aus Eigentums- und Mietwohnungen. Zu den Preisen kann Mehner noch nichts sagen. Der Neustädter Ortsbeirat hatte sich aber dafür eingesetzt, dass 15 Prozent der Wohnungen zu sozialverträglichen Mietpreisen angeboten werden, damit auch Einkommensschwache sich dort ansiedeln. „Wenn ein komplett neues Stadtviertel entsteht, muss man auf die soziale Durchmischung achten“, sagt der Neustädter Ortsbeirat Klemens Schneider (Grüne).

„Grundsätzlich ist das vorstellbar“, so USD-Sprecher Mehner. Wann mit dem Bau der übrigen Gebäude begonnen werden kann, ist noch unklar. Denn auch bei den neuen Plänen sind nun Einwendungen möglich. In der Politik kommen diese aber deutlich besser an. So setzt das Architekturbüro Rohdecan, das das Wettbewerbsverfahren im vergangenen Jahr gewonnen hat, auf eine luftigere Bauweise. Außerdem sollen die Gebäude niedriger sein, als zuvor geplant: Zur Leipziger Straße wird es maximal fünf Geschosse, mittig fünf Etagen plus Satteldach, an der Elbe sogar nur vier Geschosse geben. „Ich bin gegen Bauen an der Elbe. Aber es ist, wie es ist. Und es ist besser geworden“, sagt die Neustädter Ortsbeirätin Annegret Gieland (Linke).

Die Außenanlagen: Elberadweg muss angehoben werden, Stadtplatz geplant

Ein Problem war der mangelnde Hochwasserschutz. Das Baugebiet war 2002 sowie 2013 komplett überschwemmt. Damit die Wohnungen trocken bleiben, soll das Areal nach den neuen Plänen um rund zwei Meter angehoben werden, die Erdgeschosse werden zusätzlich erhöht. So wird auch die untere Etage bei einem Hochwasserereignis, das statistisch gesehen nur alle 100 Jahre vorkommt, nicht überflutet. Als Ersatz für den Eingriff wird in Übigau ein Abschnitt der Elbe verbreitert. Auch der Elberadweg muss erhöht werden. Eine Rampe führt Radler, Rollstuhlfahrer und Spaziergänger dann an den neuen Bauten vorbei. Von der Elbe aus bietet sich ein Blick auf eine Mauer. Eventuell wird sie mit Treppenaufgängen durchzogen. Sorge gab es, dass der Elberadweg künftig nicht mehr öffentlich ist. Doch die Dresdner können die beliebte Verbindung weiterhin nutzen. Auch die Wege durchs Gebiet sowie der geplante Stadtplatz sind frei zugänglich.

Die Probleme: Schallschutz bereitet Sorgen, Fenster müssen zubleiben

Ein Problem, das nur bedingt gelöst werden kann, ist der Schallschutz. Die vielbefahrene Leipziger Straße, das Pharmaunternehmen Menarini von Heyden sowie ein Steinmetz auf dem Gelände sorgen für Lärm. Deswegen müssen in einigen Wohnungen – besonders im Umfeld des Steinmetz-Betriebs – die Fenster dauerhaft geschlossen bleiben. Lüftungsanlagen werden überall eingebaut. Auch wegen des Lärmproblems sind nur in vier der fünf Kuben sowie einem winkligen Bau an der Leipziger Straße ausschließlich Wohnungen geplant. In den übrigen Häusern wird zudem Gewerbe untergebracht, im Kreativzentrum wird ausschließlich gearbeitet. Auf der anderen Seite des Baugebiets, nahe der Showboxx, soll ein Hotel entstehen. Eine Baugenehmigung liegt bereits vor.