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Sorgen um die Villa Sorgenfrei

Sternekoch Stefan Hermann gerät mit der Dresdner Firma in die Insolvenz. Das Radebeuler Haus ist eine andere GmbH.

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© Archiv/Ulrike Keller

Von Peter Redlich

Radebeul/Dresden. Man muss schon genau hinschauen und lesen, dass es einen Unterschied zwischen Stefan Hermanns bean & beluga GmbH in der Bautzner Landstraße 32 und der Villa Sorgenfrei Betriebs-GmbH im Augustusweg 48 in Radebeul gibt. In Radebeul weiß nahezu jeder, dass die Villa, in der der Gast ohne Sorgen durch den Garten wandeln, im Restaurant gourmetmäßig speisen und in den 250-Euro-Suiten geruhsam nächtigen soll, von Hermann betrieben wird. Allerdings unter dem Dach der Stefan Hermann Holding.

Und zu dieser Holding gehören einerseits das Dresdner bean & beluga, für das in Spitzenzeiten bis zu 100 Mitarbeiter tätig sind, und andererseits die Radebeuler Villa Sorgenfrei Betriebs-GmbH. Zur Dresdner GmbH zählen das gleichnamige Sternerestaurant am Weißen Hirsch in Dresden, ein Feinkostladen, eine Kochschule und eine Weinbar. Auch das Restaurant „william“ im Dresdner Schauspielhaus sowie das Catering für die Dresdner Semperoper einschließlich des jährlichen Semperopernballs liegen in der Hand von Stefan Hermann. Ausschank und Catering gibt es außerdem zur Weihnachtszeit auf dem Dresdner Striezelmarkt sowie ganzjährig auf dem Konzertplatz Weißer Hirsch. Hier, so die Mitteilung, laufen die Pläne zum Ausbau des Event- und Veranstaltungsangebots auf Hochtouren.

Dem Insolvenzantrag für bean & beluga wurde vom Dresdner Amtsgericht am Gründonnerstag stattgegeben. Zum Verwalter wurde der Rechtsanwalt Bruno Kübler aus der gleichnamigen Kanzlei an Hermanns Seite gestellt. Zur Seite gestellt deshalb, weil der Sternekoch Hermann sein Unternehmen im Eigenverwaltungsverfahren selbst wieder auf gesunde Füße stellen will und soll. Es gehe um Verbindlichkeiten von rund einer Million Euro.

Kübler hatte bereits darüber informiert, dass das Gesamtunternehmen profitabel sei, „das Jahresergebnis 2016 war positiv“. In Turbulenzen war bean & beluga gekommen, weil die üblicherweise durch eine Zwischenfinanzierung überbrückten schwachen Einnahmemonate diesmal nicht gegenfinanziert wurden.

Die zweite GmbH des Dresdner Großgastronomen ist die Radebeuler Villa Sorgenfrei Betriebs-GmbH. Kübler betonte, dass diese nicht ins Verfahren eingebunden ist. Seines Wissens, so der Anwalt, gibt es nicht die Absicht, in Radebeul Kostenreduzierungen durch Mitarbeiterentlassungen oder Schließzeiten vorzunehmen.

Anfangs hatte Stefan Hermann von zwölf Angestellten in der Villa Sorgenfrei in Hotel und Restaurant gesprochen, mittlerweile seien – je nach Bedarf 16 bis 21 Mitarbeiter in Radebeul. Die erfahrene Gastronomin Antje Kirsch – vorher im bean & beluga in Dresden tätig – leitet die Radebeuler Herberge samt Restaurant, in der auch schon die sächsische Regierung zu Beratungen zu Gast war.

An den weit über eine Million Euro teuren Investitionen zur Modernisierung von Hotel und Gaststätte der Villa Sorgenfrei im Jahr 2015 habe sich Hermann nicht direkt beteiligt, sagt der Besitzer der Immobilie, Max Iann. Iann: „Wir haben die Investition getragen. Herr Hermann bezahlt die Pacht.“ Der Pachtvertrag, so Hermann und Iann übereinstimmend, sei langfristig auf 20 Jahre ausgelegt. Vor der Übernahme der Radebeuler Edeladresse durch Stefan Hermann war dafür der ebenfalls in Dresden ansässige Spitzenkoch Mario Pattis als Pächter gehandelt worden. Doch der Vertrag mit dem lange nach einem Mieter suchenden Eigentümer kam damals nicht zustande.

Hermann hatte wiederholt betont, dass er in Radebeul an deutlich gehobener Gastronomie festhalten wolle. Die aktuelle Menükarte reicht bis sieben Gänge für 99 Euro plus Weinbegleitung für 59 Euro, je Gast.

Anwalt Kübler soll jetzt an der Seite von Hermann dafür sorgen, dass mittels Eigenverwaltung das Dresdner Unternehmen so wirtschaftet, dass künftig keine wesentliche Zwischenfinanzierung mehr nötig sein wird. Kübler sagte auf SZ-Nachfrage: „Dafür wird auch nach möglichen Partnern gesucht.“ Allerdings sollten das nicht allein Geldgeber sein.

Derzeit beschäftigt bean & beluga 65 Mitarbeiter, ohne die Radebeuler Mannschaft. Die Löhne der Dresdner seien einstweilen durch die Agentur für Arbeit gesichert.