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Sorgen um die Sicherheit

In Zimpel ist die Straße sehr schmal. Autos fahren schneller als erlaubt. Vor allem aber sind Lkw ein Problem.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Zimpel. Als Torsten Lassig mit dem Auto vor Kurzem auf sein Grundstück fahren wollte, musste der Handwerker den Rückwärtsgang einlegen. Es kam ihm ein großer Lastkraftwagen mit einem Bagger als Ladung entgegen. Beide Fahrzeuge hätten nicht aneinander vorbei gepasst. Die Ortsdurchfahrt in Zimpel ist eine kurze und vor allem sehr schmale Straße. Nun hat der Zimpeler sich als Ortskundiger entschlossen in eine Nebenstraße abzubiegen – kein Problem für ihn in diesem Fall.

Doch der Verkehr auf der Ortsdurchfahrt ist ein Problem für die Einwohner in Zimpel. „Manchmal kommt man kaum aus dem Grundstück heraus“, sagt Torsten Lassig. Besonders in den Morgenstunden und noch einmal am Abend fahren Lkw fast wie in Kolonne durch den Ort, berichtet er.

Der am anderen Ende von Zimpel wohnende Karl-Heinz Kotschmar bestätigt das. Als er am Mittwochabend zum Nachbarn gehen wollte, habe ihn ein Autofahrer fast aufgegabelt. „Der ist gefahren wie ein Geisteskranker“, sagt Karl-Heinz Kotschmar. Schräg gegenüber von seinem Haus befindet sich die Zimpeler Bushaltestelle. Auch hier sei es gefährlich zu stehen, sagt der 63-Jährige. Und, dass das in Zimpel nicht 20 sondern nur drei oder vier Kinder betrifft, das macht es für den Rentner auch nicht besser.

Weil die Straße so schmal ist, wurde eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer je Stunde festgelegt. Das entspannt die Situation, sollte man meinen. Doch viele fahren trotzdem schneller. Und auch die Lkw-Fahrer halten sich oft nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeit, kritisieren Einwohner. Kotschmar hat in gewisser Weise Verständnis für die Lkw-Lenker. Die seien auch oft in Eile.

Ginge es nach den Anwohnern, sollten Lkw einen Bogen um die Ortschaft machen. Denn neben der schmalen Straße gibt es zwei weitere Probleme. Sie ist in einem sehr schlechten Zustand, Bankette fehlen, ganz zu schweigen von Gehwegen. Und die Brücke, über die man aus Richtung Mücka kommend nach Zimpel gelangt, ist ebenfalls nicht einwandfrei. Eine große Delle im Straßenbelag sorgt für noch mehr Fahrgeräusche. Und lasse in der Vitrine im Wohnhaus die Gläser klirren, berichtet Torsten Lassig. Dabei stehe das Haus der Lassigs nicht mal direkt an der Straße sondern etwa 25 Meter eingerückt auf dem Grundstück.

Die Zimpeler schimpfen nicht nur beim Plausch über den Gartenzaun oder beim Fest am Wackelstein über die Situation. Sie machen ihrem Ärger auch anderswo Luft. Mehrfach hätten Einwohner aus Zimpel bereits bei ihm vorgesprochen, bestätigt der Boxberger Bürgermeister Achim Junker der SZ. Auch vom Ortschaftsrat Klitten, der für Zimpel zuständig ist, und von Gemeinderäten sei das Thema immer wieder vorgebracht worden. Zimpeler haben an Sitzungen des Gemeinderates teilgenommen.

Doch die Gemeinde Boxberg kann an der Straßensituation nichts ändern. Zuständig ist der Landkreis Görlitz. So wie jetzt die Straßenmeisterei Weißwasser für die Befahrbarkeit der Straße sorgt, muss der Landkreis das Geld locker machen, um sie zu sanieren. Das sei auch bereits Thema gewesen, erzählt Karl-Heinz Kotschmar. Doch seitens der Verwaltungsmitarbeiter sei darauf hingewiesen worden, dass bei einem Ausbau auch ein Gehweg dazugehört. Das sei Vorschrift. Dazu müsste der Landkreis einigen Grundstückseigentümern in Zimpel aber Land abkaufen. Ob das zustande kommt, bezweifelt Karl-Heinz Kotschmar. Dann werde noch mehr gerast, nennt der Zimpeler die Bedenken.

Soll sich am Zustand tatsächlich nichts ändern? Dass perspektivisch ein grundhafter Ausbau notwendig ist, hatte die Kreisbehörde bereits im Mai vergangenen Jahres bestätigt. Doch ein Ausbau sei erst für 2020 realistisch, hatte die Pressesprecherin des Landkreises, Marina Michel, mitgeteilt. Kurzfristig könne aber helfen, die Geschwindigkeit öfter zu kontrollieren, sind sich die Zimpeler sicher. Das sei passiert, bestätigt die Amtsleiterin vom Straßenverkehrsamt, Angelika Voigt.

Zählungen und Messungen haben ergeben, dass von 4 993 Fahrzeugen, die in einer Woche gezählt wurden 431 Fahrzeuge Lkw waren, darunter 159 Lkw länger als 13 Meter, die sogenannten 40-Tonner, sowie Linienbusse und große landwirtschaftliche Fahrzeuge. Das Gesamtaufkommen an Lkw verteilt sich eher auf die Wochentage und die Zeit von etwa 6 bis 19 Uhr und liegt vergleichsweise im unteren Drittel der klassifizierten Straßen. „Aufgrund der Straßenbreite sind für die Ortsdurchfahrt 30 km/h angeordnet. Aus straßenverkehrsrechtlicher Sicht sind damit die Möglichkeiten ausgeschöpft“, so Angelika Voigt. Die Einhaltung der Geschwindigkeit sei mehrfach überprüft worden, das werde entsprechend der vorhandenen Kapazitäten weiterhin erfolgen.