Merken

Sorge um Schafe

Im Rietzschkegrund liegt ein totes Schaf in einem Gehege. Werden die Tiere im Wald vernachlässigt?

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Ein kleines Gehege mitten zwischen hohen Bäumen: Am Waldwiesenweg im Rietzschkegrund stehen sieben Schafe hinter einem hohen Bauzaun. Mit ihren Hufen kratzen die weißen und braunen Tiere auf dem Boden. An einer Stelle liegt etwas Stroh unter der dünnen Schneedecke. Das sieht nicht ganz frisch aus. Vergammelt ist es aber auch nicht. Die Schafe knabbern an den Halmen. In der Mitte des kleinen Geländes haben die Tiere einen Unterstand. Der zum Stall umfunktionierte Anhänger ist ebenfalls mit Stroh ausgelegt.

Neben der Rampe zum Stall liegt ein Kadaver unter einer dünnen Schneedecke.
Neben der Rampe zum Stall liegt ein Kadaver unter einer dünnen Schneedecke. © Norbert Millauer

Auf den ersten Blick ein normales Gehege. Nur der Standort mitten im Wald und der Bauzaun wirken etwas merkwürdig. Doch beim genaueren Hingucken fällt ein kleiner Haufen neben dem Stall auf. Unter einer dünnen Schneedecke zeichnet sich der Körper eines Schafes ab. Das Tier ist tot. Der Kopf ist nach vorne abgeknickt. An einem Bein schimmert etwas Rotes zwischen dem Fell. Wahrscheinlich Blut.

Den Kadaver hat auch eine Wanderin entdeckt, die am Neujahrstag im Rietzschkegrund unterwegs war. Nun hat sie den schlimmen Verdacht, dass die Tiere im Wald vernachlässigt und einfach ihrem Schicksal überlassen werden. „Mir tun die Schafe fürchterlich leid“, sagt die Radebeulerin. Wie die Tiere gehalten werden, widerspreche dem Tierschutz. Ihrer Meinung nach wirken die Schafe total apathisch.

Die Wanderin ist nicht die Erste, die sich um die Schafe Sorgen macht, erzählt eine Anwohnerin. Sie sei einige Meter vom Gehege entfernt schon von mehreren Leuten auf den Zustand der Tiere angesprochen worden. Und das auch schon seit Längerem. Die Frau hat selbst den Eindruck, dass der Besitzer nicht oft genug nach den Tieren sieht. „Vielleicht tut sich ja was, wenn die Zeitung darüber schreibt“, sagt sie. Am Montag habe sich sogar die Polizei die Stelle im Wald angeguckt.

Das bestätigt auch Polizeisprecherin Jana Ulbricht. Passanten hätten die Beamten auf die Schafe hingewiesen. „Wir haben den Tierhalter ausfindig gemacht“, sagt Ulbricht. Bisher sei er noch nicht wegen Verstößen gegen den Tierschutz auffällig geworden. Anzeigen liegen nicht gegen ihn vor. Ein sofortiges Eingreifen hielt die Polizei nicht für erforderlich, sagt Ulbricht. Das heißt, die Tiere bleiben zunächst weiterhin in ihrem Gehege.

Für die Beseitigung des toten Schafes ist die Polizei nicht zuständig. „Der Halter wurde aufgefordert, den Kadaver zu entfernen“, so die Sprecherin. Außerdem würde das Veterinäramt des Landkreises Meißen über den Vorfall informiert. Dort ist der Besitzer der Schafe bekannt, teilt der stellvertretende Sprecher des Landratsamtes, René Weinhold, mit. Gegenüber dem Veterinäramt habe der Besitzer angegeben, dass er das tote Schaf beim Zweckverband für Tierkörperbeseitigung abgeben wird.

Die Schafhaltung am Waldwiesenweg wurde in der Vergangenheit schon mindestens zweimal vom Veterinäramt vor Ort kontrolliert, so Weinhold. Damals habe der Halter bereits Auflagen bekommen. Zum einen zur Kennzeichnung der Tiere. Zum anderen aber auch, weil offenbar Mindestanforderungen der Tierhaltung von ihm nicht eingehalten wurden. Dazu gehören Tränkwasser, Raufuttergabe und ein Schutz vor der Witterung.

Letzterer ist mit dem Stall auf dem Gelände vorhanden. Wasser zum Saufen haben die Tiere aber zumindest am Montag nicht. Die Behälter, die auf dem Boden stehen, sind leer. In einem Eimer ist die letzte kleine Pfütze gefroren. Extrem abgemagert sehen die Tiere nicht aus. Zwei Schafe kommen aber sofort an den Zaun gelaufen und versuchen den Kopf durch die Gitterstäbe zu stecken. Wahrscheinlich betteln sie um Futter. Verletzungen haben sie auf den ersten Blick nicht. Ob der Halter die Auflagen einhält, wolle das Veterinäramt bei einer zeitnahen Nachkontrolle überprüfen, so Sprecher Weinhold.