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Sorge um früheren Supermarkt

Seit Jahren wird der Lidl in Altriesa als Lager genutzt. Der Eigentümer kümmert sich zu wenig darum, sagen Anwohner.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Die Glasfenster sind mit Graffitis besprüht, an der Tür lehnt ein voller Müllsack. Immerhin ist der Schrotthaufen neben dem ehemaligen Supermarkt an der Stegerstraße in Altriesa verschwunden, sagt Carina Thiel. „Hier stand zuletzt noch ein altes Fahrrad“, sagt die Stadträtin (Freie Wähler) und zeigt in Richtung des Bauzauns, der den Zugang zum Parkplatz hinter dem Gebäude absperrt. „Vergangene Woche hat hier jemand aufgeräumt. Wobei, ob man das Aufräumen nennen kann?“, sagt die Stadträtin.

Anwohner hatten sich wegen des Grundstücks an Carina Thiel gewendet. Sie ärgern sich darüber, dass sich Lidl zu wenig um die Immobilie und das umliegende Gelände kümmere. Eingekauft wird dort schon seit Jahren nicht mehr: Der Supermarkt war bereits vor zehn Jahren geschlossen worden, nachdem Lidl an die August-Bebel-Straße umgezogen war. Trotzdem nutzt das Unternehmen die alte Filiale nach wie vor – als eine Art Lagerraum. „Freitag- und Samstagnacht ist hier häufig Betrieb“, gibt die Stadträtin wieder, was ihr die Anwohner erzählt haben. Der nächtliche Betrieb störe manche von ihnen.

Das ist allerdings das geringste Problem für die Anwohner. Die Nachbarn hätten ihr gegenüber vor allem Sorgen darüber geäußert, was genau in der Immobilie gelagert wird, sagt Carina Thiel. „Sie vermuten, dass dort auch Lebensmittel drin sind.“ Einige hätten ihr davon berichtet, dass nachts Tiefkühl-Container angeliefert und abgeholt würden.

„Sie haben Angst, dass das Ungeziefer wie Ratten und Mäuse anzieht.“ Angeblich seien schon jetzt Nagetiere aus den benachbarten Büschen in Richtung Lidl-Brache unterwegs. „Die Anwohner befürchten nun, dass es in dem Gebäude ähnlich schlimm aussieht, wie ringsherum“, erklärt Carina Thiel. Stadtjäger Gerhard Herrmann hält es für unwahrscheinlich, dass es sich Nager und Wildtiere ausgerechnet in diesem Gebäude bequem gemacht haben. Allerdings biete das Gelände ringsherum genug Rückzugsräume.

Auf Carina Thiels Nachfrage dementierte Lidl allerdings die Befürchtungen. In einer schriftlichen Antwort des Unternehmens, die der SZ vorliegt, heißt es, man habe die Vorwürfe überprüft. Ein Schädlingsbefall im Gebäude sei dabei nicht festzustellen gewesen. Außerdem würden in dem ehemaligen Supermarkt keinesfalls Lebensmittel eingelagert, wie von den Anwohnern vermutet. Es handle sich lediglich um ein Lager für Inventar. Auf eine Anfrage der SZ gibt sich Lidl kurz angebunden. „Unsere ehemalige Filiale in Riesa, Stegerstraße, nutzen wir als Lager für Filialmaterial und -ausstattung“, heißt es lediglich. Zur Zukunft des Gebäudes könne man allerdings keine Angaben machen, da man das Grundstück lediglich von der Stadt gepachtet habe.

Nachdem sie das Unternehmen mit den Vorwürfen der Anwohner konfrontiert hatte, sei zumindest jemand vor Ort gewesen, berichtet Carina Thiel. Außerdem habe Lidl offenbar die schlimmsten Stellen auf dem Gelände aufräumen lassen.

Mehr noch als einfach nur eine pfleglichere Behandlung des Grundstücks würde sich die Stadträtin ohnehin wünschen, dass in den alten Supermarkt wieder neues Leben einzieht. Denn in Altriesa fehle es seit Jahren an Einkaufsmöglichkeiten, seit nach dem Lidl auch der Penny-Markt geschlossen hat. Dass es noch einmal so kommt, ist allerdings unwahrscheinlich. Ebenso, dass sich kurzfristig etwas auf dem Grundstück bewegt. Denn nach einem Gerichtsstreit hatten sich Stadt und Lidl darauf geeinigt, dass der Markt bis 2022 abgerissen wird. Erst dann läuft der Pachtvertrag aus – und die Karten für das Grundstück werden neu gemischt.

Ob dann dort ein Supermarkt entsteht, steht auf einem anderen Blatt: Noch vor sieben Jahren hatte die Stadtverwaltung damit geliebäugelt, die Fläche als Wohngebiet zu erschließen.