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Sonntag geht Radebergs Kult-Pfarrer

Gerald Kluge war mehr als nur der „Fußball-Gott“. Er war einer, der das verstaubte Image der katholische Kirche polierte.

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© Thorsten Eckert

Jens Fritzsche

Radeberg. Zum Abschied wird Radebergs katholische Kirche noch einmal richtig voll werden. Was allerdings nicht nur mit dem Abschied zu tun haben dürfte, aber eben auch. Radebergs „Kult-Pfarrer“ Gerald Kluge wird am Sonntag ab 10 Uhr seinen letzten Gottesdienst in Radeberg halten. Er wird die Schulanfänger segnen, anschließend wird ein buntes Gemeindefest steigen –  und er wird sich verabschieden. Schweren Herzens, daraus hat er in den vergangenen Wochen nie ein Geheimnis gemacht. „Ich wäre gern noch eine Weile in Radeberg geblieben, hätte zum Beispiel gern noch das Thema Flüchtlinge weiter mit betreut“, sagt er. Und wahrscheinlich hätte er auch gern bei der nächsten Fußball-Europameisterschaft im Pfarrgarten neben der Kirche wieder den Beamer aufgebaut und hier die Spiele der deutschen Nationalelf live übertragen. Bei der jüngsten Fußball-Weltmeisterschaft war der Radeberger Pfarrer ja bekanntermaßen der einzige im Bistum, der die Kirche für den Fußball geöffnet hatte – das hatte ihm in der Boulevardpresse den augenzwinkernden Titel „Fußball-Gott“ eingebracht. Darüber kann sich Gerald Kluge noch immer so wunderbar amüsieren. Wobei er nicht nur wegen seiner Begeisterung für den Fußball durchaus so etwas wie Kult-Status in Radeberg und Umgebung erlangt hat. Auch seine ungewöhnlichen Gottesdienst-Angebote hatten sich herumgesprochen. Vor den Sommerferien zum Beispiel segnete er jüngst Urlaubsfahrzeuge, auch Tiergottesdienste hat er hier abgehalten. Nicht zu letzt gingen auch die beliebten ökumenischen Wandergottesdienste vom Radeberger Marktplatz aus durchs Hüttertal auf seine Idee zurück. Und im klirrendkalten Januar versammelte er die Gemeinde alljährlich zum Stallgottesdienst in Schönborn – um der Bibel-Geschichte mit der Geburt Jesu in einem Stall ganz nahe zu sein.

Neue Impulse an die Arbeit

16 Jahre lang war der gebürtige Dresdner Pfarrer in Radeberg. Und war in dieser Zeit immer wieder durch seine unkonventionellen Ansichten aufgefallen, mit denen Gerald Kluge die mitunter als verstaubt geltende katholische Kirche durchaus interessant machte. Ein großer Fan des aktuellen Papstes ist er zum Beispiel – einer, der mutig und sozial denkt, sagt Gerald Kluge begeistert. Nicht ohne Grund hatte er jüngst nach der Papstwahl ein großes Plakat mit dem Bild des neuen Papstes am Radeberger Kirchturm angebracht.

Freiwillig geht er dabei nicht. Es ist eine Vorgabe des Bistums. „Und es ist auch eine Chance, mit neuen Impulsen an die Arbeit heranzugehen“, sagt er. Gerald Kluge ist eben auch ein positiv denkender Mensch – und abgesehen davon muss er sich mit der Entscheidung abfinden, dass im Bistum derzeit einiges personell in Bewegung ist. „Der neue Bischof, der ja nun auch selbst schon wieder der alte Bischof ist, hatte ja bereits angekündigt, dass Pfarrer nicht zu lange an ein und demselben Ort bleiben sollten.“ Und so geht die berufliche Reise für Gerald Kluge nun nach Dippoldiswalde – und damit ins Ost-Erzgebirge. „Ich liebe ja die Natur, da passt das ganz gut“, findet er.

Aber in Radeberg wird er eine Lücke hinterlassen!

Gemeindefest am Sonntag: 10 Uhr Gottesdienst mit der LaurenZband mit Rückblick auf die religiöse Kinderwoche, Segnung der Schulanfänger, Patronatsfest und Verabschiedung von Pfarrer Gerald Kluge. Anschließend buntes Programm bis gegen 15 Uhr.